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Die Leitbilder Wachstum und Nachhaltigkeit

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Nachwachsende Rohstoffe

Part of the book series: Reihe „Soziologie und Ökologie“ ((SUÖ,volume 5))

  • 157 Accesses

Zusammenfassung

Im folgenden wird versucht, die beiden dominierenden Leitbilder, die die Studien zu NR durchziehen, in ihrer Ideengeschichte und in ihrem Theoriekern zu umreißen. Dabei wird zunächst das Leitbild „Wachstum“ skizziert, um antithetisch das der „Nachhaltigkeit“ zu entwickeln. Das Anliegen dieses Kapitels ist in erster Linie hermeneutisch, da die Leitbilder vor allem in ihrer Genese präzisiert werden, und in zweiter Linie wissenschaftstheoretisch, weil die den Leitbildern zugrundeliegenden Theoriekonzepte und Annahmen hinterfragt werden. Dadurch, daß die Leitbilder nicht nur analysiert, sondern auch bewertet werden, sind sie der wichtigste Schritt für die Metabewertung der Studien zu NR. Die diesem Kapitel zugrundeliegenden Fragen bauen insbesondere auf die gewonnenen Erkenntnisse in Kap. 4 auf. Wurde dort gefragt „Was wächst bei Nachwachsenden Rohstoffen nach?“, so konzentriert sich dieses Kapitel auf den Hintergrund dieser Frage. Es wird gefragt:

  • Mit welchen Metaphern, Modellen und Bildern erklären wir uns Wachstum und Nachhaltigkeit?

  • Inwieweit dienen diese als Leitbilder in der Bewertung der NR-Technik?

  • Sind sie der Problematik angemessen, die die NR-Technik induziert hat (Syndrom Treibhauseffekt)?

„Wachstum, verwandle du unser Leben, entreiß den Steinen Brot...“

(Pablo Neruda: „Ode an die Energie der Erde“)

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Literatur

  1. In: Grimm: Deutsche Mythologie (1953) I, S. 56–60; zit. in: Mantel 1990, S. 117. Auch im Schöpfungsmythos der Maori wird Wachstum als der Beginn des Seins gedacht.

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  2. Vgl. dazu J. Locke: Über die Regierung. (engl.: The second treatise of government) (1983). Kap. V „Das Eigentum“, insbesondere S. 22–24.

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  3. F. Engels: Umrisse zu einer Kritik der Nationalökonomie. MEW I, Berlin 1956ff., S. 499525.

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  4. E.U. v. Weizsäcker weist bereits 1989 auf die Nichtexistenz dieser Kopplung hin.

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  5. Der Physiokrat A.-R. J. Turgot meinte entsprechend: „Stets ist es der Boden, welcher der erste und einzige Quell jeglichen Reichtums ist.“ In: Betrachtungen über die Bildung und Verteilung der Reichtümer. Berlin [1770] 1981, S. 130.

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  6. Natürlich finden sich zahlreiche Untersuchungen zur Bodenproduktivität, die aber darunter leiden, daß es kaum noch vom Menschen unberührte Böden gibt, die Aufschluß über eine natürliche Produktionstheorie geben könnten und daß die Fragestellung meist in der Erforschung der Variation eines Parameters (z.B. des N-Gehalts) besteht. Eine zusammenhängende Produktivitätstheorie des Bodens gibt es nicht (vgl. Held und Kümmerer 1997 ).

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  7. Der Boden ist zwar in der ökonomischen Theorie fest verankert, aber nimmt in der Geltungskraft eine untergeordnete Rolle ein. Dies hat seinen Grund nicht zuletzt darin, daß das System Boden in der Ökonomik als funktionales Konzept interpretiert wird. Ein funktionales Konzept, wie man es auch aus dem Reiz-Antwort-Schema der Ethologie („black box“) kennt, arbeitet mit definierten Inputs und mißt die Outputs — der Mechanismus und innere Aufbau des Systems bleibt unklar und ist innerhalb der „black box” verortet.

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  8. Man könnte auch „Information“ hinzunehmen.

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  9. Oft ist bei der Rede von Wirtschaftswachstum im Zusammenhang mit Ressourcenfragen nicht das Wirtschaftswachstum gemeint, sondern der Ressourcenverbrauch.

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  10. Hier ist zwischen stationären und dynamischen Gleichgewichten zu unterscheiden.

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  11. Der Zeitaspekt ist beim Leitbild „Nachhaltigkeit“ von vornherein enthalten. Nachhaltigkeit ist gedacht als ein dauerhaftes Erhalten (lat.: sustenere sustainability). Dies wird im Unterkapitel 7.2 näher erläutert.

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  12. Dies wird auch dadurch plausibel, daß der Glaube an Wirtschaftswachstum sich verfestigte, als dem begrenzten System Nationalstaat extern z. B. Kolonialwaren zugeführt wurden.

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  13. In der hier verwendeten Terminologie wird zwischen offenen, geschlossenen und isolierten Systemen unterschieden. Nach einer anderen Terminologie, in der nur zwischen offenen und geschlossenen Systemen unterschieden wird, ist die Erde ein offenes System, da sie Energie austauscht. Die Materiekonstanz bleibt so unberücksichtigt. In meiner Terminologie ist sie deshalb ein geschlossenes, aber nicht isoliertes System.

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  14. Das Entropiekonzept, das auf den 2. Hauptsatz der Thermodynamik zurückgeht, wurde in die ökonomische Betrachtung miteingeschlossen (zur ökonomischen Grundidee: Georgescu-Roegen 1971, basierend auf: Schrödinger 1944 ).

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  15. Zu dem Problem, ob der Raum die Materie definiert oder umgekehrt siehe den Aufsatz von Ch. Thiel in: Burrichter et al. [Hg.] 1987, S. 59–67. Dort findet sich auch ein Zitat des Physikers Sir O. Lodge, das auf die gegenseitige Abhängigkeit von Raum und Materie verweist: „Und statt den Raum mithilfe der Materie zu erklären, wird jetzt versucht, Materie mithilfe des Raumes zu erklären, in dem sie existiert.“ In: My Philosophy. Representing my Views an the many functions of the Ether of Space. London 1933, S. 90.

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  16. Es spielt bei der Beurteilung von Wachstumsphänomenen eine Rolle, ob qualitative oder quantitative Kriterien angelegt werden. Es handelt sich hier um die Dialektik von Wachstum und Entwicklung, d.h. um die Frage, ob man einem „Mehr` an etwas auch ein „Besser“ oder ein „Höher” in einer imaginären Stufenleiter der Entwicklung zusprechen kann, oder ob diese Dialektik lediglich ein Interpretationskonstrukt ist. Die biologische Untrennbarkeit dieser beiden Wachstumsphänomene, verstanden als Aspekte einer Metamorphose von Natur, wurde schon bei der Begriffsklärung in Kap. 4.1 deutlich.

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  17. In den für die Ökologie einschlägigen Betrachtungen der Räuber-Beute-Beziehungen ist es z.B. ausschlaggebend, ob nur die Population der Beutetiere betrachtet wird (die sich in einem Zeit-Raum-Ausschnitt vermindert), oder die Population der Räuber (die sich in dem selben Ausschnitt erhöht), oder ob die gesamte Biozönose* betrachtet wird, deren Biomasse in etwa konstant bleibt.

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  18. Z.B. im Shell-Szenario (1990) oder in: [ohne Autor] Journal für Deutschland 10/11 (1996), Rohstoffe vom Acker, S. 7.

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  19. Es ist übrigens zweifelhaft, ob Wachstum wirklich als ein Paradigma der Ökonomik anzusehen ist, auch wenn das behauptet wird (z.B. von Binswanger 1991). Das der Wirtschaft zugrundeliegende Paradigma ist das des Gleichgewichtszustandes, das durch Angebot und Nachfrage erreicht wird. Wachstum erscheint eher als ein Leitbild, vgl. Kap. 6.4.

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  20. Diese Vorstellung scheint den Ansätzen der Steady-State-Economy zugrundezuliegen, da von einer „empty world“ und „full world” gesprochen wird (Daly und Cobb 1989).

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  21. Hier käme es freilich noch auf den Zeithorizont an, vor dem nachgewachsen bzw. abgebaut wird (vgl. Kap. 4.3).

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  22. In: „Auf dem Weg zu einer nachhaltigen Entwicklung in Deutschland“. Bericht der Bundesregierung anläßlich der UN-Sondergeneralversammlung über Umwelt und Entwicklung 1997 in New York. Februar 1997, S. 9.

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  23. Dies bemerkt angesichts der Maschinenmetapher auch Ropohl 1991, S. 173.

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  24. In: Th. Petermann: 25 Jahre Technikfolgen-Abschätzung — ein Jubiläum besonderer Art. TA-Datenbank-Nachrichten, Nr. 3/4,7. Jg. Nov. 1998, S.S.

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  25. Zit. in: Zürcher (1965) und auch in: AGÖL 1998, S. 356. Nutzungsreglementierungen in der Forstwirtschaft sind als lokale Waldordnungen der Marktgenossenschaften schon seit der 1. Jahrtausendwende bekannt (ebd.).

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  26. G. v. Bülow: Die Sudwälder von Reichenhall. München 1962.

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  27. Zit. nach N. Meurer (1576) in: Mantel (1990), S. 380, Fußnote 208.

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  28. Es war aus der Literatur nicht ersichtlich, inwieweit der damalige schlechte Zustand des Waldes auch auf die mangelnde gesetzliche Implementierung des Nachhaltigkeitsgrundsatzes zurückzuführen war.

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  29. Schleswig (1820), zit. in: Radkau; In: Lübbe und Ströker 1986, S. 65.

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  30. Radkau 1996, S. 36. Siehe auch den Bezug zur Faustmann-Formel (1849) in Kap. 7. 1.

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  31. In dieser Debatte wird nicht spezifiziert, ob Prozesse um ihrer selbst willen oder als Mittel geschützt werden sollen. Bei der Debatte um den Schutz der Entitäten wird dies unter dem Stichwort „Eigenwert“ der Natur deutlich (vgl. Kap. 5).

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  32. Auch die Forstwissenschaften stehen unter dem Problemdruck, beim Schutz der Erholungsfunktion einen Wald zu schützen, der in erster Linie dem Menschen gefällt. Sie stehen vor dem gleichen Problem wie der Naturschutz (vgl. Eser und Potthast 1997 ).

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  33. Der Einfluß, den die ökologischen Bedingungen vor Ort auf die Nachhaltigkeit ausüben, kann z.B. daran deutlich werden, daß der Kahlschlag, der schon bei den Inkas und einigen Indianern der nordamerikanischen Ostküste praktiziert wurde, nicht zu einer langfristigen Entwaldung des Gebiets geführt hat, wohingegen der Kahlschlag für den Schiffsbau in der antiken Mittelmeerregion bis heute seine Spuren in der Vegetation hinterlassen hat.

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  34. Sowohl die Autoren der Studie „Zukunftsfähiges Deutschland“ (BUND und Misereor e.V. [Hg.] 1996, S. 24) als auch O. Renn von der AFTA betonen, daß „wenn wir Nachhaltigkeit fordern, dann tun wir dies aus ethischen Gründen.” (In: Arbeitsbericht Nr. 45 der AFTA 1995, S. 20).

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  35. Etymologisch betrachtet ist die Abstammung der Begriffe Ökonomie und Ökologie von demselben griechischen Wort oikos = Haus bezeichnend. Wenn die Ökonomie nun die Lehre vom Wirtschaftshaushalt und die Ökologie die Lehre vom Naturhaushalt bildet, dann ist es naheliegend, daß sich beide Disziplinen mit einem begrenzten Raum, der durch das Haus markiert wird, auseinandersetzen. Relevant ist die Beziehung zwischen den beiden Haushalten.

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  36. Kritisch zur Studie von BUND und Misereor e.V. (Hg.) (1996) siehe z.B. M. Rosenberger: Vision einer zukunftsfähigen Gesellschaft. In: ORIENTIERUNG Nr. 10, 60. Jg., 31. Mai 1996; sowie Hermle (1997).

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  37. Zur Beziehung von Wachstum und Entwicklung siehe Wehling 1997, S. 41f.

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  38. Operationalisiert z.B. durch den MIPS-Ansatz von Friedrich Schmidt-Bleek (1994).

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  39. Wie erwähnt, handelt es sich bei den für die Metabewertung untersuchten Studien um die vier folgenden: Flaig und Mohr ([Hg.] 1993), AFAS (1993), OAdW (1992), Hartmann und Strehler (1995). Die Studie von Flaig und Mohr [Hg.] kann nur eingeschränkt betrachtet werden, da sie methodisch aus einer Zusammenstellung von Einzelgutachten besteht, die in eine Synopse der Herausgeber münden. Diese Synopse wird in der vorliegenden Untersuchung als „Flaig und Mohr 1993“ geführt. Die Studie von Kaltschmitt und Reinhardt [Hg.], die 1997 fertiggestellt wurde, und sich explizit der ökologischen Bewertung widmete, wird in der vorliegenden Arbeit zur Kontrolle herangezogen. Damit kann gleichzeitig auch der neuere Kenntnisstand dargelegt werden.

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  40. Vgl. zur vielfältigen Auslegungsmöglichkeit des Kriteriums „Wirtschaftlichkeit“ die Erläuterungen zur VDI-Richtlinie 3780 (VDI 1997, S. 71).

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  41. Die Flächenberechnung für Energiepflanzen umfaßt in dieser Tabelle auch potentielle Flächen für Raps.

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  42. BML (Hrsg.): Agrarbericht der Bundesregierung 1994. BML, Bonn 1994.

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  43. Der Selbstversorgungsgrad wird auch „Autarkiegrad“ genannt.

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  44. Da Deutschland auch Futtermittel exportiert, muß zwischen Netto-und BruttoFuttermittelimporten unterschieden werden.

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  45. Unter Derbholz versteht man zusammenfassend Durchforstungsmaterial, Stammabschnitte und stärkere Äste mit einem Durchmesser von 8 cm mit Rinde.

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  46. Der Begriff „Vorteile“ wird nachfolgend kritisch hinterfragt.

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  47. Dabei bleibt zusätzlich unklar, ob die Beibehaltung des gleichen Anteils an Umwelt-und Naturbeeinträchtigung wie die Vergleichsoption nicht auch schon ein „Umweltvorteil“ ist, da es sich somit um ein Aufhalten einer sonst drohenden Verschlimmerung halten würde.

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  48. Nach DIN-NAGUS, Stand: 4. Juli 1995, zit. in: Kaltschmitt und Reinhardt [Hg.] 1997.

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Karafyllis, N.C. (2000). Die Leitbilder Wachstum und Nachhaltigkeit. In: Nachwachsende Rohstoffe. Reihe „Soziologie und Ökologie“, vol 5. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-322-97490-7_7

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  • Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden

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