Zusammenfassung
Aus den bisher gegebenen Hinweisen, wie sozialwissenschaftliches Wissen beschaffen sein müßte, um für Planer anwendbar zu sein, wird noch nicht direkt einsichtig, warum eine Theorie individueller Entscheidungshandlungen — wie sie im folgenden entwickelt wird — hier weiterhelfen könnte.
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Literatur
Immer wird die Planung... die jeweils höchstmögliche Aggregationsebene ansteuern, da diese für sie das Minimum der sozialen Kosten verkörpert. Jede Unterschreitung dieser Ebene läßt nämlich insbesondere die Informationskosten gewaltig nach oben schnellen“ (Klages, 1971, 103 f.).
Vgl. Walter-Busch (1975, 47).
Vgl. Raub/Voss (1981, 63 ff., insbes. 82, 84).
Mit dem Wissen um die bisher recht fruchtlos verlaufenen Versuche eines systematischen Vergleichs soziologischer Theorien (vgl. Hondrich/Matthes, 1978) könnte man an dieser Stelle fragen, ob sich auf der Ebene der in den verschiedenen Theorien implizierten Menschenbilder brauchbare Vergleichskriterien gewinnen lassen könnten. Ohne dies hier weiter vertiefen zu wollen, ist zu sagen, daß Menschenbilder nicht nur aus bestehenden Theorien expliziert (nd auch verglichen), sondern auch als “heuristisches Potential” zur Entwicklung neuer Theorien herangezogen werden können. In den folgenden Ausführungen werden beide Aspekte angesprochen. Meine Darstellung des klassischen homo sociologicus folgt hier der prägnanten Kennzeichnung bei Lindenberg (1981, 21 f.; 1983, 12 ff.).
Vgl. Wurzbacher (1968, 5 f., 14 f.). Mit der Betonung oersönlichkeitsdifferenzierender Effekte von Sozialisationsprozessen, die vor allem mit Hilfe interaktionistischer Konzepte und Methoden untersucht wurden, wird aber gerade die ursprüngliche Intention von T. Parsons unterlaufen, auf der Basis allgemein gültiger Sozialisations“mechanismen” makrosoziologische Prozesse verständlich zu machen, d.h. die Verbindung von Mikro-zu Makroebene wird wesentlich erschwert.
Vgl. u. S. 68 ff..
Merton sought to contrast the purposes, or perhaps the reasons, that actors have for their conduct, with the functions that unbeknownst to them that conduct fulfills... society’s reasons or society’s needs are disclosed as discrepant from (and by strong implication, more important than) the purposes or reasons of the actors engaging in the activity in question“ (Giddens, 1979, 211).
Societies or social systems have no reasons or needs what so ever: The decisive error in functionalism is to regard the identification of the (unintended or unanticipated) consequences of action as an explanation of the existence (and the persistence) of that action. The fact that a given social item or social practice plays a part in the reproduction of a wider social system, where this is unintended by, and unknown to, the actors who engage in that practice, or to any others, cannot explain why it plays the part it does: why it persists as a recurrent social practice“ (Giddens, 1979, 211, Hervorh. ï.0.). Eine genauere logische Analyse des funktionalistischen Erklärungsmusters latenter Funktionen findet sich bei Elster (1981, 192 ff.). Er unterscheidet zwar in seiner Darstellung nicht zwischen latenten und manifesten Funktionen, aus seiner Bedingung (4) (1981, 193) geht aber hervor, daß er sich primär auf latente Funktionen bezieht.
Mit der Explikation dieser implizierten Annahme ergibt sich die Möglichkeit, nicht-individualistische Theorien so zu rekonstruieren, daß sie überprüfbar werden (vgl. Raub/Voss, 1981, 36). Dies wird weiter unten anhand der Anomietheorie Mertons demonstriert. Vgl. u.S. 68 ff..
If man’s behaviour is largely determined by factors beyond his control, he cannot be held responsible for what he does. If he steals, it is only because society has made of him a thief. If his income and wealth are small, it is entirely due to cultural factors - not to conscious effort, or to a leisure/work choice, or to choice of kind or work, or to investment in learning“ (Meckling, 1976, 554). Aus der neuerdings von Tenbruck (1984, 233 ff.) und Gross (1984) gegen eine solche ”Anwendung“ soziologischer Argumente zur Legitimation geringer Eigenverantwortlichkeit individuellen Handelns gerichteten Kritik kann man entnehmen, daß der homo sociologicus des Struktur-Funktionalismus doch noch nicht obsolet geworden zu sein scheint.
Zur Verwandtschaft psychologischer und ökonomischer Menschenbilder vgl. Frey/Ströbe (1980). Das von ihnen u.a. zur Veranschaulichung gewählte Einstellungs-Verhalten-Modell von Fishbein/Ajzen könnte aber aufgrund der darin berücksichtigten Variablen “Motivation, sich nach einer normativen Erwartung zu richten” auch als Annäherung an den homo sociologicus interpretiert werden (1980, 86). Es ist darüber hinaus zu fragen, ob Frey/Ströbe ihren homo psychologicus nicht zu stark identifizieren mit dem unten noch anzusprechenden (s. S. 46) homo sociologicus des soziologischen Empirismus.
Homans had concentrated his own work on small groups, leaving to others the task to show how more complex social conditions could be linked to psychological propositions“ (Wippler/Lindenberg, 1984, 6). Vgl. auch Lindenberg (1983, 35).
Man kann natürlich argumentieren, daß auch der homo sociologicus des Struktur-Funktionalismus diese Fähigkeit voraussetzt, da er Verhaltenserwartungen lernen muß und durch negative und positive Sanktionen gesteuert werden kann. Aus der Sicht der verhaltenstheoretischen Soziologie sind aber Lernfähigkeit und Handlungsmotive auf weit mehr als nur auf gesellschaftlich vorgegebene Werte und Normen bezogen.
Knorr-Cetina (1981, 7 f.) spricht hier vom “methodological situationalism”: “Methodological individualism demands that all of the concepts used in social theory be analysable in terms of the interests, activities, etc. of individual human beings… Micro-sociologists, on the other hand, do not turn to individuals, but to interaction in social situations as the relevant methodological ‘units’… most micro-socio-
logical approaches conceive of social situations as a reality sui generis which entails a dynamics and organization of its own that we cannot predict from knowledge of the attributes of single actors“ (1981, 8 f.; Hervorh. i.0.).
Symbolic interactionism “has not successfully developed modes of institutional analysis. One of the results has been a partial accomodation between symbolic interactionism and functionalism in American sociology: the former is held to be a ‘micro-sociology’, embracing ‘macro-sociological’ tasks are left to the latter” (Giddens, 1979, 50).
Vgl. dazu Menzies (1982, 122, 177).
Vgl. u. Abschn. 5.2.2.
Vgl. Anm. 4, S. 303.
Dies trifft insbesondere zu auf Lindenberg (1981, 25; 1983, 10), in dessen RREEMM-Modell (Resourceful, Restricted, Evaluating, Expecting, Maximizing Man) der Mensch als einfallsreich, selbst Alternativen erfindend gekennzeichnet wird; des weiteren auf Hollis (1977, 12 ff., 37 ff.), der den passiven, kausalen Kräften ausgesetzten ‘Plastic Man’ mit dem intentional handelnden ‘Autonomous Man’ kontrastiert und auf Boudon (1979, 63 f.; 1980, 204 ff.), der auf die Handlungsfreiheit des Individuums im Gegensatz zu einer deterministischen Sichtweise des homo sociologicus hinweist.
Eine Parallele haben diese Versuche, Menschenbilder mit (analytisch nicht reduzierbaren) Freiheitsgraden individuellen Handelns auszustatten, in derjenigen Kritik soziologischer Ansätze, die deren (analytisch bedingter) Beschränkung auf bestimmte Aspekte der Person einen ganzheitlichen, nicht auf einzelne Dimensionen reduzierbaren Menschen entgegenhalten. Vgl. z.B. für die Rollentheorie Haug (1972) und für die Humanisierungsproblematik der Arbeit Fröhlich (1982, 290 ff.).
Social life can only properly be understood as a. web of possibilities for agents, whose nature is both active and structured, to make choices and to pursue strategies within given limits, which in consequence expand and contract over time. Any standpoint or methodology which reduces that dialectic to a one-sided consideration of agents without… structural limits, or structures without agents, or which does not address the problem of their interrelations, will be unsatisfactory (Lukes, 1977, 29; Hervorh. P.F. ).
Lindenberg kennzeichnet die aggressivere Einstellung gegenüber individualistischen Ansätzen folgendermaßen: “Wer versucht, ‘individuelle’ Regelmäßigkeiten bei der Erklärung sozialer Tatbestände heranzuziehen, ist soziologisch naiv und muß entsprechend aufgeklärt oder bekämpft werden. Er ist naiv, weil ‘individuell’ genau das Gegenteil von ‘sozial’ ist, und weil er deshalb die Ursachen von sozialen Regelmäßigkeiten in nicht-sozialen Regelmäßigkeiten sucht” ( 1977, 47 ).
Vgl. o. S. 43 ff..
Diese allgemeine Formulierung wird aus folgenden Gründen gewählt: - Zum ersten wird darauf hingewiesen, daß in individuelle Entscheidungshandlungen sowohl kausale als auch intentionale Elemente eingehen können. - Zum zweiten werden Reaktionen aus der Betrachtung ausgeschlossen, die aufgrund eines “stimulus-response”-Schemas (z.B. Reflex) oder einer physikalischen Gesetzmäßigkeit (z.B. Stolpern) erfolgen. Als Grenzfälle von Entscheidungshandlungen wird man Impuls-und Spontanhandlungen, Gewohnheitshandlungen und emotional-affektive Handlungen ansehen müssen (vgl. Langenheder, 1975, 39 ff.).
Da sich die bisherigen Ausführungen dieses Kapitels sehr stark auf individuelle Handlungen konzentrieren, könnte leicht der Eindruck entstehen, als ob diese das einzige Erkenntnisobjekt der Soziologie wären. Dies soll hier aber nicht behauptet werden und wäre auch eine unzulässige Einschränkung angesichts der Vielzahl soziologischer Studien, deren zentrale Variablen sich nicht auf Handlungen von Individuen zurückführen lassen. Vgl. dazu auch Anm. 27.
Daß die zuletzt genannten globalen Eigenschaften kollektiver Größen tatsächlich unabhängig von Merkmalen ihrer Teileinheiten sind, wurde Anfang der 70er Jahre besonders von Vertretern einer verhaltenstheoretisch orientierten Soziologie bestritten, die beanspruchten, soziologische Begriffe und Hypothesen auf psychologische Begriffe und Hypothesen reduzieren zu können (vgl. Hummell/Opp, 1971 ). Insbesondere Hummell/Opp (1971, 36 f.) versuchten zu zeigen, daß die elf von Lazarsfeld/Menzel (1969, 505) genannten Beispiele für globale Eigenschaften auch durch Operationen mit Merkmalen von Individuen dargestellt werden können. Daß dies in manchen Fällen unter Zuhilfenahme umständlicher Meß- und Rechenoperationen durchführbar ist, mag zutreffen, spricht aber nicht dagegen, diese Merkmale forschungsökonomisch günstiger ohne Rückgriff auf Informationen über Individuen zu erheben. Wie noch gezeigt werden wird, verlangt das Prinzip des methodologischen Individualismus von Soziologen nicht eine Reduktion kollektiver Phänomene auf individuelle Begrifflichkeiten, sondern eine genaue Analyse derjenigen real ablaufenden - nicht meßtechnisch produzierten! - Prozesse, durch die individuelle Phänomene in kollektive transformiert werden, sowie eine Analyse derjenigen Prozesse, durch die kollektive Phänomene wiederum das Handeln von Personen beeinflussen. Vgl. u. S. 66 ff..
Dies könnte den Eindruck erwecken, als seien individuelle Merkmale lediglich beobachtbare Indikatoren nicht beobachtbarer - da analytisch konstruierter - kollektiver Größen, und Probleme und Beziehungen zwischen den Ebenen nichts anderes als Operationalisierungsprobleme. Man würde aber einen Fehler begehen, “individuell” mit “beobachtbar” und “kollektiv” mit “nicht beobachtbar” gleichzusetzen, da es sehr wohl nicht direkt beobachtbare individuelle und direkt beobachtbare kollektive Merkmale gibt. Raub/Voss (1981, 96) nennen Paraden, kollektive Kulthandlungen undGerichtsverfahren als Beispiele für beobachtbare kollektive Tatbestände, und Lindenberg (1977, 58) weist darauf hin, daß individuelle Handlungen auch in typisierter Form oder als theoretisches Konstrukt konzeptualisiert werden können, wobei in beiden Fällen direkte Beobachtbarkeit ausscheidet. Im Kontext dieser Arbeit wäre in Parallele dazu zu überlegen, ob die für die Individuen wählbaren Handlungsalternativen nicht schon selbst typisierte bzw. von einer Theorie abgeleitete Kategorien sind. Vgl. zu diesem Problem Hummell (1969, 1218 f.) und S. 100
Dies trifft genau genommen nur für schlußfolgernde Indikatoren zu, die zur Messung empirisch nicht voll erfaßbarer Konzepte benötigt werden (vgl. Mayntz et al., 1969, 40 ff.).
Vgl. Hummell (1973, 67).
Das Abstimmungs-Paradoxon von K. Arrow wäre ein solcher Fall. Fgl. B. Frey (1977, 94 ff.),Wippler (1978, 167 f.).
Man kann dies ebenfalls als Hinweis darauf werten, daß auch in Situationen mit scheinbar festliegenden Rollenerwartungen Individuen immer noch bestimmte Wahlmöglichkeiten haben, diesen Erwartungen zu entsprechen und damit einen Entscheidungsprozeß durchlaufen.
Bis heute haben sich eigentlich nur Vertreter des symbolischen Interaktionismus darum bemüht, diese Spielregeln von Alltagshandeln aufzudecken.
Externe Effekte sind auch dadurch möglich, daß die Nutzung eines Gutes unterlassen wird. Dies trifft z.B. zu auf diejenigen Viertel nordamerikanischer Städte, wo zahlreiche Hausbesitzer ihre Wohnhäuser verlassen (“abandonment”), ohne sich weiter um sie zu kümmern und damit die Attraktivität des Viertels verringern und die zurückbleibenden Bewohner psychologisch negativ beeinflussen.
Ahnlich unterscheidet Mayer (1977, 275 f., 284 f.) im Gefolge von T. Parsons Mikro-Kollektive, die sich aus aufeinander bezogenen Rollen konstituieren, und ökologische Systeme, für die er Interdependenzen aufgrund gemeinsamer Ressourcen-Nutzung und nicht Interaktionen als charakteristisch ansieht. Er begreift erstere als abgegrenzte, letztere als offene Systeme: “…collectivities… are bound together by common goals or values. This quality is expressed through boundary maintenance which determines who shall and shall not participate in the system… The ecological models take on all comers who wish to interact or who share some common resource” (1977, 286). Aus seinen weiteren Ausführungen geht hervor, daß er die in der Ubersicht unter der Rubrik offene funktionale Systeme aufgeführten Fälle den ökologischen Systemen zurechnet.
Diese beiden Begriffe gehen zurück auf Lindenberg (1977), der sich in dieser Arbeit und in späteren Arbeiten (z.B. 1981, 1983) stark auf den methodologischen Status der Transformation konzentriert. Er versucht dementsprechend das klassische Erklärungsschema von Hempel/Oppenheim zum Zweck der Erklärung kollektiver “Effekte” zu erweitern und begreift Transformationsregeln in diesem Kontext als analytische, d.h. nicht wahrheitsfähige Aussagen (1977, 52 ff.). Durch diese einseitige methodologische Orientierung geriet etwas aus dem Blick, daß über Transformationsprozesse und ihre Gesetzmässigkeiten erst einmal genaue Kenntnisse in der empirischen Realität gewonnen werden müssen, bevor sie in die Form logisch konsistenter Aussagen gegossen werden können. Angesichts dessen wäre die Frage zu stellen, ob nicht auch Transformationsregeln in Gestalt empirisch falsifizierbarer Sätze Verwendung finden müßten (vgl. dazu Raub, 1984, 40, Anm. 21). Neuerdings scheint sich auch Lindenberg diesen Problemen stärker bewußt zu werden, indem er auf die Bedeutung des Hintergrundwissens des Sozialforschers bzgl. seines Untersuchungsbereichs für das Auffinden von Transformationsregeln hinweist (Wippler/Lindenberg, 1984, 14, 18). Ebenfalls von Transformationsprozessen spricht Boudon (1980, 126 f.), meint damit aber Rückwirkungen kollektiver Phänomene auf Interdependenzsysteme und auf strukturelle Bedingungen bzw. Umweltgegebenheiten. Solche Feedback-Prozesse werden weiter unten noch behandelt (vgl. S. 185), jedoch nicht als Transformationsprozesse bezeichnet.
Für institutionelle Regelungen ist hier anzumerken, daß auch Wahlmodi mehrerer Wahlsänge vorsehen können, sofern der mit den Regelungen intendierte Effekt (z.B. Wahl eines Bewerbers mit einem bestimmten Mindestanteil der Stimmen) nicht im ersten Wahlgang erreicht wird.
Als Illustration für einen solchen Ablauf läßt sich die Fabel vom Fuchs und den Weintrauben anführen, wobei der Fuchs nach einem ersten vergeblichen Anlauf,die Trauben zu erreichen, seine Präferenzen ändert, indem er die Trauben als zu sauer definiert (vgl. Elster, 1983a, Kap. 4).
Die Bewerber können natürlich in der Zeit bis zum nächsten Wahlgang noch versuchen, die Präferenzen der Wähler zu beeinflussen.Würde der Wahlmodus vorsehen, daß nach dem ersten Wahlgang, mit dem das angestrebte Wahlziel noch nicht erreicht worden ist, bestimmte Kandidaten aus der Wahl ausscheiden, wäre nicht ein Rückwirkungsprozeß (b), sondern ein Prozeß der Art (d) in Gang gesetzt, da sich hierdurch die Handlungsalternativen der Wähler verringern.
Ebenso wird eine für das Verkehrsaufkommen zu kleine Straße, auf der ständig Verkehrsstaus (kollektives Phänomen) auftreten, erst verbreitert werden (Anderung der Interdependenzen zwischen den Verkehrsteilnehmern und damit des Transformationsprozesses), wenn diese Staus von den zuständigen Politikern als Problem erkannt werden.
Zur Bedeutung von Schwellenwerten bei der Wahrnehmung problematischer Situationen vgl. u.S. 107.
In den zu (a) - (d) genannten Beispielen wurde bisher immerangenommen, daß die betreffenden kollektiven Phänomene auf alle Individuen zurückwirken, die am zuvor abgelaufenen Transformationsprozeß beteiligt waren. Dies muß nicht der Fall sein bei bestimmten individuellen Handlungen, die externe Effekte erzeugen: die im letztgenannten Beispiel erwähnten Abwanderer aus dem. Stadtteil können sich den negativen kollektiven Folgen ihres Handelns entziehen.
Solche Interpretationen wurden geliefert von Stinchcombe (1975) und Kopp/Schmid (1981). Zur Explikation Stinchcombes hat sich R.K. Merton zustimmend geäußert ( 1976, 120, 124 ).
Vgl. die bei Kopp/Schmid (1981, 258 ff.) angeführten Textstellen.
Vgl. o.S. 43.
Dieser Tendenz scheinen z.B. Kopp/Schmid zu verfallen, wenn sie schreiben: “Die Merton’sche Betonung der strukturellen Reproduktionsprozesse… scheint uns eine Lesart zu favorisieren, die das theoretische Gewicht von den wenn auch strukturell in ihren Alternativen vorgeprägten Entscheidungen sozialer Akteure verlagert in Richtung auf die nachliruckliche Betonung der faktischen Selektion von Handlungen, die sich in bestimmten strukturellen Umwelten grundsätzlich nicht durchsetzen können, auch dann nicht, wenn sich Aktoren zu ihren Gunsten entschieden haben sollten” (1981, 267).
Die in den 50er Jahren vorwiegend zwischen Wissenschaftstheoretikern und ükonomen ausgetragene Debatte um das Prinzip des methodologischen Individualismus (mit seinen Verfechtern K.R. Popper, F. v. Hayek, J.W.N. Watkins) hatte auf die Soziologie kaum Einfluß (vgl. zu dieser Debatte O’Neill, 1973 ).
Dies praktizieren extensiv Bohnen (1975) und Vanberg (1975). Auch bei Elster (1979) und Boudon (1979, 1980) lassen sich derartige Tendenzen ausmachen (vgl. Van Parijs, 1981, 304 ff.). Als typische “kollektivistische” Gegenreaktion darauf, die den eigenen Bezugsrahmen nicht verläßt, vgl. Mönch (1983).
Vgl. Abschn. 3.1.
Würde es gelingen, auch noch das Zustandekommen von Einstellungen und Präferenzen in den Erklärungsgang einzubeziehen, könnte man daran gehen, eine allgemeine soziologische Theorie zu formulieren. This theory - which, needless to say, in the present state of the art appears to be light-years away - would include (i) the explanation of individual action in terms of individual desires and beliefs, (ii) the explanation of macro-states in terms of individual actions, and (iii) the explanation of desires and beliefs in terms of macro-states“ (Elster, í983b, 86).
Von dieser Kritik auszunehmen sind Arbeiten, die bestimmte Kosten-und Nutzenkonstellationen in der Vergangenheit zu rekonstruieren versuchen, um damit historische Entwicklungen (z.B. Ausbildung von Eigentumsrechten, politischen Verfassungen) erklären zu können (vgl. dazu Opp, 1978b, 141 ff.). Eine solche Untersuchungsstrategie ist identisch mit der der Historiker.
Dieser Vorwurf läßt sich besonders gegen Opp erheben (vgl. z.B. Lindenberg, 1981, 25 f.).
B.S. Frey (1980, 29) weist zurecht darauf hin, daß mit der Anwendung dieses allgemeinen Modells menschlichen Verhaltens eine veränderte Sicht von Interdisziplinarität entsteht. Die Untersuchung eines Forschungsgegenstands durch Wissenschaftler verschiedener Disziplinen würde nicht mehr nach deren fachspezifischen Ansätzen getrennt erfolgen, wobei dann ex post über die Interrelationen der Ergebnisse diskutiert wird, sondern sie würden sich an einer fachübergreifenden Perspektive orientieren, wodurch ihre auf unterschiedliche Schwerpunkte bezogene Arbeiten problemloser integrierbar wären.
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Franz, P. (1989). Die Grundannahmen des „constrained choice“-Ansatzes. In: Stadtteilentwicklung von unten. Stadtforschung aktuell, vol 21. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-322-97485-3_3
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