Zusammenfassung
Für die Bürgerbewegung Japans, die sich für den Umweltschutz engagiert, gelten andere gesellschaftliche Rahmenbedingungen als für ähnliche Gruppierungen in Europa oder in den Vereinigten Staaten. Prinzipiell lässt sich über diese Bewegungen sagen, dass die japanischen Bürgerinitiativen schon immer auf Distanz zu den etablierten Parteien des Landes gingen. Dies betrifft in erster Linie die konservative regierende Liberal-demokratische Partei (LDP). Diese Haltung geht auf die in den fünfziger Jahren gemachten Erfahrungen zurück. Damals wurde die Anti-Atombomben-Bewegung von den politischen Parteien infiltriert und teilweise getragen, was schliesslich zur Zersplitterung und zum Wirksamkeitsverlust der Bewegung führte. Das Ziel einer politisch umweltbewussten, gewaltlosen Bürgerrevolution ‹shimin kakumei› wurde somit in unerreichbare Ferne gerückt (1). Die Funktion einer Brücke zu neuen Formen der Bürgerinitiativen hatte bereits die Liga für den Frieden in Vietnam ‹Beheiren› in den späten sechziger Jahren. Seit 1964 kommt den Bürgerum weltinitiativen eine wichtige Rolle zu: Sie haben die Regierung durch ihre Informationspolitik, welche zur Mobilisierung des Umweltbewusstseins der Bürger geführt hat, durch Protestaktionen und dank einer Serie von vier grossen kogai-Prozessen 1971–73 zum Handeln gezwungen. Die zentralistische Ministeri-albürokratie war über zwei Dezennien dem nicht nachlassenden Druck seitens der Bürgerinitiativen ausgesetzt.
“Wenn die Müllanlage von Takaido entsteht, werden die, auf den ersten Blickprogressiven, in Wahrheitaber konservativen, Bewohner von Suginami eine Umweltschlacht schlagen? Weh wird mir ums Herz, wenn ich mich an die Demos gegen den japanisch-amerikanischen Sicherheitsvertrag erinnere.”
Tanaka Yasuo: “Nantonaku, kurisutaru” ‹KristallKids› 1987:14
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Šimko, D. (1990). Ökologische Bürgerbewegung in Japan. In: Einwohner und Umweltbelastung in Tōkyō. Stadtforschung aktuell, vol 28. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-322-97484-6_7
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