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Die Praxis der fallrekonstruktiven Familienforschung: Ablauf einer Fallrekonstruktion

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Fallrekonstruktive Familienforschung

Part of the book series: Qualitative Sozialforschung ((QUALSOZFO,volume 6))

  • 207 Accesses

Zusammenfassung

Als Barney Glaser und Anselm Strauss 1967 erstmals mit ihrer Methodologie an die Öffentlichkeit traten, nannten sie ihr Buch „Die Entdeckung einer Grounded Theory“ (Glaser und Strauss 1967). Damit machten sie unzweifelhaft deutlich, daß erfahrungswissenschaftliche Theoriebildung, wie sie sie verstanden, nicht bürokratisch geplant werden kann, sondern eine Reise in unbekannte Gefilde darstellt1.

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Literatur

  1. Das hört sich trivial an. Daß dies aber nicht trivial ist, werden Sie spätestens dann feststellen, wenn Sie einen Forschungsantrag schreiben und dazu einen „Untersuchungsplan“ entwickeln. Wenn Sie dort angeben: Ich werde mit einem Fall anfangen und dann sehen, wie es weitergeht, und außerdem benutze ich dafür folgende Leitlinien, sind Sie schon aus dem Rennen. Wenn Sie — außerhalb der soziologischen Grundlagenforschung in Deutschland, wo man von einer erstaunlichen Offenheit für Methodologien außerhalb des mainstream ist — bestehen wollen, müssen Sie einen Plan erfinden für etwas, was nicht zu planen ist, jedenfalls nicht im Detail. Als Kolumbus Amerika entdeckte, hatte er dafür einen Plan?

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  2. In dem diskutierten Beispiel ist der Fall ein Therapieverlauf und nicht ein Patient, ein Therapeut oder eine therapeutische Einrichtung. Damit wird aber die Frage aufgeworfen: Was ist der Fall? Für unsere Zwecke reicht es, festzustellen, daß in diesem Buch der Fall eine Familie ist, und wer zu dieser Familie gehört, stellt sich im Laufe der jeweiligen Untersuchung heraus.

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  3. Geertz würde dafür den Begriff der „dichten Beschreibung“ verwenden. Wenn man dagegen hält, was für ihn die grundlegenden Merkmale einer Fallstudie sind, dann zeigt sich, wie irreführend dieser Begriff ist: „Es gibt also drei Merkmale der ethnographischen Beschreibung: sie ist deutend; das, was sie deutet, ist der Ablauf des sozialen Diskurses; und das Deuten besteht darin, das,Gesagte` eines solchen sozialen Diskurses dem vergänglichen Augenblick zu entreißen” (Geertz 1983, S. 30). Er meint also, dies wird im letzten Halbsatz besonders deutlich, mit „dichter Beschreibung“ Strukturanalyse oder, in der hier üblichen Terminologie: Fallrekonstruktion.

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  4. Zur genaueren Rekonstruktion der Entwicklung unserer Fragestellung vgl. S. 67ff.

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  5. Einige der folgenden Punkte betreffen die Fragen der Ethik in der fallrekonstruktiven Forschung. Vgl. dazu Kapitel IV.

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  6. Daß wir die Gespräche auf Tonband aufzeichnen, führen wir beim ersten Gespräch mit der Familie oder am Telefon ein, um sogleich Gelegenheit für Rückfragen zu geben.

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  7. 7 Eine Aufstellung der bei dieser Studie durchgeführten Beobachtungen, Interviews und

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  8. Recherchen finden Sie im Anhang auf S. 85 (Tabelle 1).

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  9. Ich empfehle Ihnen, zur Übung die anderen Passagen selbst zu analysieren.

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  10. Im Stil der Objektiven Hermeneutik eine Sequenzanalyse eines Beobachtungsprotokolls durchzuführen erweist sich als problematisch, da dessen sequentielle Organisation in der Regel Produkt des Autors dieses Protokolls ist.

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  11. Eine erheblich umfangreichere Kodierliste legt B. Glaser vor. Er nennt insgesamt 18 „Kodierfamilien“ (Glaser 1978, S. 73–82). Die Trennung z. B. zwischen Begingungen und Konsequenzen ist nur analytisch sinnvoll, so können Konsequenzen zu Bedingunen werden etc.

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  12. Im folgenden werden alle Hypothesen in Kapitälchen geschrieben.

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  13. Ich stelle den Gang dieser Fallstudie vor, nachdem sie längst abgeschlossen worden ist. Nun könnte man einwenden, daß das Ergebnis der Fallstudie in der zu didaktischen Zwecken nachzeichnenden Darstellung bereits in die ersten Analysen Eingang findet, die

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  14. Flick benutzt dafür, in Anlehnung an Ricoeur, den Begriff der Mimesis (Flick 1995, S. 47ff.). Für die folgenden Ausführungen ist als Hintergrund und Vertiefung das gesamte Kapitel „Verbale Daten“ in dem erwähnten Band lesenswert.

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  15. Das Vermögen von Familien bzw. von Familienangehörigen, familienbezogene Geschichten zu erzählen, ist gleichzeitig ein Maß ihrer sozialen Integration. Bohnsack hat z. B. die Erfahrung gemacht, daß Hooligans — im Kontrast zu Jugendlichen aus der Musikszene — kaum in der Lage sind, von ihrer Familie zu erzählen. Ursache dafür scheint nicht zu sein, daß diese Jugendlichen sich reflexiv auf Distanz zu ihrer Familie gebracht haben, sondern der Umstand, daß in diesen Familien keine Geschichten erzählt werden — und das hat erhebliche Konsequenzen für das Selbst-und Weltverständnis dieser Jugendlichen ( Bohnsack u. a. 1995 ). Ich selbst konnte in Fallstudien von Skinheads diese Überlegungen bestätigt finden.

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  16. Argumentation mithin zirkulär ist. Um dies nach Möglichkeit zu verhindern, habe ich in einem Methodenseminar mit Studierenden des Grundstudiums im Sommersemester 1998 diesen Fall noch einmal von vorne aufgerollt und das Analysieren den Studierenden überlassen, die bei der Analyse der fraglichen Stelle aus dem ersten Beobachtungsprotokoll selbst auf diese Hypothese gekommen sind.

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  17. Dazu ein Beispiel: In das Gespräch mit der Familie Hahn (Hildenbrand u.a. 1992), dessen Zeitpunkt auf den Rhythmus bäuerlicher Familien abgestimmt war (am Samstagnachmittag nach getaner Arbeit bei Kaffee und Hefekuchen), „platzten“ Besucher aus der nahe gelegenen Großstadt, die — mit Blick auf das Aufnahmegerät — fragten, ob hier der Landfunk zu Gast sei. Ohne weitere Umstände setzten sie sich an den großen Tisch, die bereits Anwesenden rückten bereitwillig zusammen. Es ergab sich rasch, daß die für uns, die Interviewer, unerwarteten Besucher oft zu dieser Zeit die Hahns besuchen und daß dies zum Leben der Familie Hahn dazu gehört. Familie ist eben nicht das, was im Familienstammbuch als Familie eingetragen ist oder was zeitströmungsspezifisch für Familie gehalten wird. Familie ist ein Milieu, dessen Grenzen fallspezifisch sind.

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  18. Auf der 6. Jahrestagung der Arbeitsgemeinschaft Objektive Hermeneutik e. V., Frankfurt, 26. 9. 1998.

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  19. Für die gründliche Beschäftigung mit der hier angesprochenen Frage sei dieser Aufsatz nachdrücklich empfohlen.

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  20. Das familiengeschichtliche Gespräch mit den Dittrichs umfaßt 53 Seiten detaillierter Transkription. Pro Seite muß bei einem einfach zu transkribierenden Material (gute Aufnahmequalität, wenig Sequenzen, an denen mehrere Sprecher durcheinander sprechen) mit mindestens einer Stunde Arbeit gerechnet werden.

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  21. Vgl. dazu ausführlich Oevermann 1991.

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  22. Von Garfinkel wissen wir, daß in Krankengeschichten auch so augenscheinlich „harte“ Daten wie Alter, Ehestatus, Ethnie, Beruf etc. höchst unzuverlässig berichtet werden (Garfinkel 1984, S. 187). Mit der Objektivität ist es daher so eine Sache, daher stehen die „objektiven Daten” immer in Anführungszeichen.

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  23. Hier kann die „konditionelle Matrix“ i. S. von Strauss (Strauss 1993, S. 42f., Corbin und Strauss 1996, S. 132) als Orientierungsrahmen herangezogen werden.

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  24. Daher finden Sie das vollständige Gengramm dieser Familie, soweit wir es erhoben haben, nicht hier, sondern im Anhang S. 86 (Abb. 1).

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  25. Auch hieran wird deutlich, daß ich fallrekonstruktive Familienforschung als Ethnographie verstehe.

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  26. Inzwischen gibt es auch gute Lexika auf CD-ROM, incl. Landkarten.

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  27. Kenntnisse der Sozialgeschichte der (in diesem Fall: bäuerlichen) Familie und ihrer Variationen erleichtern die Hypothesenbildung und sind unverzichtbar. Vgl. die Literaturempfehlungen in Kap. V.

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  28. Auf die Töchter brauche ich in diesem Fall nicht einzugehen, das ergibt sich aus der Fallspezifik.

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  29. In unseren Untersuchungen „normaler“ Bauernfamilien konnten wir zeigen, daß diese paradoxe Figur eine Grundbedingung für das Bestehen bäuerlicher Familien im Modemisierungsprozeß ist. Vgl. Hildenbrand et al. 1992.

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  30. In der Genogrammanalyse wird dies zum Anlaß genommen, mögliche Antworten auf die offenen Fragen zu finden. Da ich hier aus Platzgründen darauf verzichten muß, schlage ich Ihnen vor, zur Übung selbst nach solchen Antworten zu suchen und erst danach weiterzulesen.

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  31. Auch hier bietet sich wieder eine Übung an.

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  32. Man möge diesen Terminus nicht abwertend verstehen. Daher die Anführungszeichen.

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  33. Wenn Sie nicht mit bäuerlichen Lebenswelten vertraut sind, werden Sie möglicherweise die Wirkmächtigkeit solcher Muster unterschätzen. Hier zeigt sich erneut, wie wichtig es ist, sich von den eigenen (alltagsweltlichen) Hintergrundannahmen zu distanzieren und den Fall in der Eigenlogik seiner Geschichte und seiner Welt zur Sprache zu bringen.

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  34. Auch dieser Terminus fließt mir angesichts des angesprochenen historischen Hintergrunds der Katastrophe des Zweiten Weltkriegs nicht problemlos aus der Feder.

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  35. Die folgende Liste stellt eine abgekürzte Version der 12 Punkte umfassenden Liste von „Faustregeln für das Abfassen von Memos“ bei Strauss (1994, S. 172f.) dar, deren Lektüre ich sehr empfehle.

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  36. Je tiefer Sie in eine Studie eintauchen, desto intensiver sind Sie, auch in Zeiten, in denen Sie nicht am Schreibtisch sitzen, mit Ihrem „Fall“ gedanklich beschäftigt. Mir z. B. kommen viele Ideen nach einem Analysetag beim Biken oder Joggen im Wald. Da ist es nützlich, bei der Rückkehr stets ein Notizbuch griffbereit zu haben. Anders herum: Wenn Sie nicht ständig gedanklich bei Ihrem „Fall” sind, ist das ein Zeichen dafür, daß Sie noch nicht tief genug eingetaucht sind. Hier hilft auch eine Faustregel von Anselm Strauss: Unterbreche niemals für längere Zeit eine Studie, versuche, mindestens zwei Stunden pro Tag daran zu arbeiten. Man spart so eine Menge Zeit, die man nach einer Unterbrechung benötigt, um gedanklich wieder in seinem „Fall“ zu „leben”.

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  37. Aus Platzgründen muß ich mich hier, wie generell bei der exemplarischen Darstellung des Gangs der Studie der Familie Dittrich, mit Skizzen begnügen.

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  38. Hier stellt sich die methodologisch brisante Frage, ob Ihnen Konzepte aus dem Material entgegenspringen („in der Sprache des Falles“, wie Oevermann sagt) oder ob diese — orientiert an der Fragestellung — von Ihnen, das Material gestaltend, in dieses hineingelegt werden. Vgl. dazu Abschnitt 8 in diesem Kapitel sowie Kapitel III.

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  39. Hier nicht erwähnt.

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  40. Barney Glaser, Mitbegründer der Grounded Theory und Weggefährte von Anselm Strauss, nennt dies „theoretical sensitivity“ (Glaser 1978, 1992 ). Sie ist für jeden Forschungsprozeß, auch in den Naturwissenschaften, unverzichtbar, und dennoch wird vielfach gerade aus der Annahme, interpretative Forschung bedürfe einer Kunstlehre, das Argument gezogen, es handle sich hier um „weiche” i. S. von fragwürdige Forschungsansätze.

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  41. Nachdem das Euthanasieprogramm in den Vorkriegsjahren propagandistisch vorbereitet war, wurden von Herbst 1939 an schätzungsweise 80 000 psychisch Kranke und Behinderte sowie Epilepsie-Kranke in Reichsanstalten verlegt, wo sie in Gaskammern, durch eine Überdosis von Morphium und Barbitursäurepräparaten oder durch allmählichen Nahrungsentzug getötet wurden (…) Erst unter dem Druck der öffentlichen Meinung gab Hitler im Juni 1941 den mündlichen Befehl, die Euthanasieaktion abzubrechen“ (Bericht über die Lage der Psychiatrie in der Bundesrepublik Deutschland 1975, S. 62).

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  42. Zur Problematik diese Vorgehens vgl. S. 30.

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  43. vgl. Mannheim 1978/1928

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  44. So geschehen bei der Studie der Familie Eckert, vgl. Hildenbrand u. a. 1992.

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  45. Das Bilden von Hypothesen erfolgt im Konjunktiv. Gerade in Fallseminaren fällt mir mitunter auf, daß die Studierenden die gemeinsam erarbeiteten Hypothesen, wenn sie sie später im Rahmen einer Magisterarbeit ausarbeiten, zu Aussagen über den Fall transformieren, indem sie im Indikativ formulieren. Damit fällt unter den Tisch, daß die zu wissenschaftlichen Zwecken betriebene Fallrekonstruktion, wie jede andere Interpretation sozialer Wirklichkeit, perspektivengebunden ist. Um diesen Umstand zu bewahren, sollte der Konjunktiv immer erhalten bleiben.

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  46. Reizvoll wäre es, hier eine Metaphernanalyse anzuschließen. Vgl. hierzu Lakoff und Johnson 1998, Buchholz 1996, Kap. 1.

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  47. In Martin Walsers Roman „Ein springender Brunnen“ wird dieser Begriff dem NS-Ortsgruppenleiter Brugger zugeschrieben (Walser 1998’, S. 322). In Wilhelm Dittrichs Selbstbeschreibung hat er überdauert. Diese Beobachtung könnte zur Verdichtung des Konzepts „Stillstand von Zeit” beitragen. Ich erwähne dies, um deutlich zu machen, daß auch Belletristik die Qualität von Datenmaterial annehmen kann.

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  48. Unter den drei Verhältnissen aber, des Mannes und der Frau, der Eltern und der Kinder, der Geschwister als Bruder und Schwester, ist zuerst das Verhältnis des Mannes und der Frau,das unmittelbare Sich-erkennen des einen Bewußtseins im Anderen, und das Erkennen des gegenseitigen Anerkanntseins“, vgl. Hegel 1987/1807, S. 321. Hervorhebungen im Original.

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  49. Folgt man der Logik der Falsifikation, dann ist schon alleine dieser Befund geeignet, die — inzwischen überholte — Theorie von der „schizophrenogenen Mutter“ (Bateson et al. 1969) zurückzuweisen.

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  50. Vgl. S. l lf.

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  51. Dies wäre ein kleines Beispiel für abduktives Schlußfolgern.

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  52. Da eine Sequenzanalyse nicht beabsichtigt ist, bediene ich mich der konventionellen Interpunktionszeichen.

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  53. Im übrigen verweise ich auf das geplante Lehrbuch von Fritz Schütze in dieser Reihe und ermuntere Sie ausdrücklich, die dort enthaltenen Vorschläge zur Analyse biographischer Interviews auf die Analyse von familiengeschichtlichen Erzählungen zu übertragen. Einen zentralen Unterschied sollten Sie jedoch im Auge behalten: Während Schütze die „objektiven Daten“ in seine strukturelle Beschreibung einfließen läßt, ziehen wir sie in einem Kunstgriff heraus, um schon mit diesen Daten eine überprüfungsfähige Fallstrukturhypothese zu entwickeln.

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  54. Mit der Dokumentenanalyse, wie sie hier verstanden wird, ist die „dokumentarische Methode“ nicht zu verwechseln. Diese, ursprünglich von Mannheim entwickelt, hat via Garfinkel Einzug in die interpretative Sozialforschung gehalten. Sie bildet den Kern des Ansatzes der fallrekonstruktiven Sozialforschung, der von Bohnsack vertreten wird (vgl. Bohnsack 1995, 1997 ).

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  55. Ein Beispiel für eine ausführliche Verwendung von Dokumenten in einer Fallrekonstruktion bieten Haupert und Schäfer 1991.

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  56. Welche Geschichten fallen Ihnen zu einer Familie ein, die in Südbaden in einer Kleinstadt in der Breslauer Straße lebt?

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  57. Was er dann auch tut, jedoch dabei scheitert. Dies wäre jedenfalls die soziologische Diagnose bezüglich der „psychischen Krankheit“ von Frank Dittrich. Vgl. dazu ausführlich Hildenbrand 1988.

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  58. Interessant ist, wie dieses Problem aus struktural-phänomenologischer Perspektive grundlagentheoretisch verhandelt wird. Merleau-Pontys Lösung des Problems besteht darin, nicht nach einem verborgenen Sinn der Geschichte (sein von Hegel übernommener Begriff für universelle Strukturen) zu suchen, sondern menschliche Praxis zu rekonstruieren und im übrigen anzunehmen, daß diese Praxis in Auseinandersetzung mit der Logik der Geschichte zukunftsoffen ist, also Strukturen auch überwinden kann (Merleau-Ponty 1973, S. 73, vgl. hierzu auch Waldenfels 1987, Kap. E). Schutz’ Diskussion der Husserschen Unterscheidung zwischen Typus und Eidos, zwischen lebensweltlich spezifischer Variation und universeller Struktur, um in der hier verwendeten Begrifflichkeit zu bleiben, endet mit der unbeantworteten Frage, ob es sich bei dieser Unterscheidung um eine graduelle oder qualitative handelt (Schütz 1971a, S. 152). Wenn die Grenzen zwischen beiden durchlässig werden, können wir nicht mehr von den universellen Strukturen als einem Algorithmus ausgehen.

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  59. Ich habe in diesem Kapitel nur schlaglichtartig nachgezeichnet, wie wir auf die Fallstrukturhypothese der Familie Dittrich gekommen sind. Eine Reihe von Memos konnte ich aus Platzgründen — aber auch aus systematischen Gründen, denn Sie werden ja eher wissen wollen, wie eine Fallrekonstruktion durchgeführt wird, und weniger an der Familie Dittrich interessiert sein — nicht aufnehmen (vgl. Hildenbrand 1988, Hildenbrand und Müller 1984, Steffens 1999 ).

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  60. Als Beispiel vgl. Oevermann 1988. Beispiele für gelungene Fallmonographien: Oevermann 1990, Oevermann, Schuster und Simm 1985. Beide Studien werden in der Literatur zur Objektiven Hermeneutik interessanterweise kaum erwähnt — die Werkzeuge sind offenbar wichtiger als die Dinge, die man damit herstellen kann.

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  61. Schön“ wird hier i. S. von „eine Fallstrukturhypothese oder Aspekte davon auf den Punkt bringen” verwendet (vgl. als Beispiel Hildenbrand 1987).

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  62. Zur Dialektik von struktureller Festgelegtheit und Zukunftsoffenheit vgl. Oevermann 1991.

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  63. Vgl. zur Nachuntersuchung der Familie Dittrich nach 15 Jahren die Studie von Steffens (1999). Sie kann allerdings gerade nicht dazu herangezogen werden, die These von der Strukturtransformationsfähigkeit von Familien zu untermauern.

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  64. Gegen diese Attitüde des Soziologen als „Durchblicker“ polemisiert Oevermann in letzter Zeit zunehmend. Allerdings hat er zu deren Entwicklung seinen Teil beigetragen, und ich gestehe, von solchen Tendenzen ebenfalls nicht frei zu sein.

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Hildenbrand, B. (1999). Die Praxis der fallrekonstruktiven Familienforschung: Ablauf einer Fallrekonstruktion. In: Fallrekonstruktive Familienforschung. Qualitative Sozialforschung, vol 6. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-322-97438-9_3

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