Zusammenfassung
Die Suche nach einem für unsere Fragestellung geeigneten theoretischen Zugang beginnt bei einer Sichtung der bestehenden Ansätze zum Verhältnis von internationalem System und internem politischen Wandel. Dieser Überblick schließt Theorien der Internationalen Beziehungen wie der komparatistische Literatur. Im Anschluß daran wird ein eigenes Analyseraster entwikkelt, das näher erläutert, welche Art von internationalem Einfluß im Rahmen dieser Arbeit untersucht werden soll. Abschließend wird das weitere methodische Vergehen kurz erläutert.
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Literatur
Vgl. Hartmann (1997) für einen Überblick, der die Querverbindungen zur IB-Forschung ausführlicher darstellt.
Im Unterschied zur modernisierungstheoretischen Verständnis von sozialen, kulturel-len Prärequisiten für Demokratisierung, wird hier Demokratie selbst als ‘Requisite’, als notwendig aufzuweisende Qualifikation für die Mitwirkung im internationalen System, bzw. Inanspruchnahme von internationalen Ressourcen gesehen. Für eine ähnliche Formulierung mit Blick auf Osteuropa vgl. von Beyme (1994), 86.
Sowohl in der neorealistischen Formulierung von Waltz (1979) als auch dem Ansatz der englischen Schule (Bull 1977) war es um das Außenverhalten der Staaten und dessen erzwungene Anpassung an die Gesetzmäßigkeiten des internationalen Sy-stems oder an die Regeln der international society gegangen. Armstrong (1993) unterstellte tur Osteuropa einen solchen sozialisierenden Effekt auch hinsichtlich der internen Staatsverfassung.
Vgl. Huntington (1991: 86): “Foreign actors can perhaps best be thought of as hastening or retarding the effects of economic and social development on democratization” (m. H).
Schmitter (1993, 1996) stellt vier mögliche, sich nicht wechselseitig ausschließende Konzeptualisierungen des internationalen Kontextes nebeneinander: Die Anpassung an systemische Trends, der kontingente Einfluß spezifischer internationaler Ereignisse, Diffusion und den prozeßbegleitenden Einfluß des internationalen Kontextes auf Transitionsetappen.
Stepan (1986), 71 hatte die Wiederholung einer solchen externally monitored installation für unwahrscheinlich gehalten: “Equally apparent is that redemocratization today and in the future will almost always occur via very different paths.“ Vgl. ähnlich Segal (1991).
Linkages werden definiert als “any recurrent sequence of behavior that originates in one system and is reacted to in another” Im einzelnen unterscheidet Rosenau (1969: 45ff) zwischen drei Grundtypen von linkage-Prozessen: penetrative processes “when members of one polity serve as participants in the political processes of another”, reactive processes, “brought into being by recurrent and similar boundary-crossing reactions rather than by sharing of authority” und schließlich emulative processes, wo “the input is not only a response to the output but takes essentially the same form as the output”.
Die ganze sog. ‘Demokratisierungshilfe’ hat sich, sofern sie nicht den Staatsapparat reformieren will, dieser Aufgabe der sozialen Rekonstruktion von außen zugewandt.
Vgl. auch Uhlin (1993), der Difrusionseffekte auf die transnationale Vermittlung von demokratischen Ideen zurückfuhrt, dabei aber auf psychologische Lernprozesse abhebt, deren gesamtgesellschaftliche oder politische Relevanz schwer zu belegen ist.
Hurrell bezieht sich dabei nicht explizit auf theoretische Ansätze.
Joseph (1997: 376) hat in einem neueren Aufsatz von “triangular forces involved in African transitions — regime, domestic opponents, external agencies — “ gesprochen.
Die Verhaltensorientierungen und konkreten Entscheidungen der beteiligten Akteure können durch Aussicht auf Machterhalt, bzw. -gewinn, durch historische Erfahrungen oder durch normative Prämissen beeinflußt werden.
Die ehemaligen Kolonialmächte Frankreich und Großbritannien hatten das freilich auch vor 1975 in Einzelfällen vorexerziert.
Äußerungen wie die des gabunesischen Präsidenten Bongo, sein Land sei ein schönes Mädchen, das von vielen umworben werde, müssen eher als Erpressungsversuch gegenüber Frankreich denn als ernsthafter Versuch zur außenpolitischen Umorientierung aufgefaßt werden. Zudem ging es hier nicht um das Überwechseln ins sowjetische, sondern ins US-amerikanische Lager.
Tedga (1991: 45) zufolge gingen im frankophonen Afrika lediglich Compaoré (Burkina Faso) und Sassou-Nguesso (Kongo) in ihrer Neujahrsbotschaft 1990 auf die Ereignisse ein, freilich nur, um sie zu verurteilen. Für das südl. Afrika ähnlich Anglin (1990), 432. Vgl. zum Einfluß der osteuropäischen Ereignisse auch Fatton (1992: 106): “Tropical despots are now fearing a demise “à la Ceaucescu”, while the sansculottes are discovering that everything is possible and that the emperor is indeed naked” und den bur-kinabischen Minister Yameogo (1993: 89): “Au-delà des dirigeants, beaucoup d’Africains ont communié avec ce discours, comme beaucoup d’Européens…; et mus par ce discours, beaucoup d’Africains se sont jetés dans les rues en chantant la liberté, au prix de leurs vies.“
Die Länderergebnisse zu diesen vier Fragen werden in den Abschnitten 7.1.1, 7.1.2, 7.1.3 und 7.2.1 des Vergleichskapitels zusammengefaßt.
Niklasson (1994: 195) hat ähnlich sechs Prüffragen zum Einfluß externer Akteure aufgestellt, und zwar nach der Art der Akteure, dem Zeitpunkt ihrer Intervention, der Wahl der Strategien, den eingesetzten Ressourcen, dem gewünschten Ziel/Rolle, und der beabsichtigten Verhinderungszielgruppe.
Verschiedene Autoren haben darauf hingewiesen, daß Strukturanpassungspro-grarnme (SAP) nur unter den Bedingungen einer Isolierung der Entscheidungsträger von politischer Logik und gesellschaftlichem Druck garantiert werden könnten, die mit einer genuinen Demokratisierung in Widerspruch geraten, vgl. für kontrastierende Einschätzungen Callaghy (1993:480ff), Gibbon (1992: 143) und Betz (1995).
Neben den Entwicklungskrediten gab es auch im Bereich des Handels, des Verkehrs und der Guthaben im Ausland mögliche Interventionsfelder für das Ausland.
Auch in der wissenschaftlichen Diskussion blieben Meinungen wie die Diamonds (1994: 54), auch Staaten wie Kenia oder Kamerun müsse mit massiven Konditionalitäten (halting all forms of aid to the government, but also suspending debt renegotiations, denying visas to ruling elites, and freezing the overseas assets of the regime) begegnet werden, in der Minderheit.
Vgl. hierzu insgesamt Carothers (1995), Heinz (1994), Hillebrand (1994) und Robinson (1995b; 1995a), der von top-down und bottom-up-approaches spricht. Eine Analyse der entsprechenden institutionellen Veränderungen in den großen Geberstaaten würde ein hohes Maß an Kontinuität zwischen Verwaltungs-/institutioneller Hilfe (vor 1990) und Demokratisierungshilfe (seit 1990) offenbaren (vgl. z.B. für Frankreich Banégas/Quantin 1996).
Dies gilt auch für geheimdienstliche Aktivitäten, die Muravchik (1991) und Huntington (1991) unter dem Titel Demokratieexport abhandeln.
Vgl. auch Burneil (1994:499): “Whatever the donors might say, and whatever they might intend, their attitudes and their conduct as displayed in the conditioned aid relationship, and the constructions placed on these locally, can become an important factor in the internal politics of an aid-receiving state.”
Auch Schmitter (1993: 20) schrieb, daß externe Akteure im Einzelfall “create almost de toutes pieces the domestic interlocutors they need.“
Smith/Glaser (1992: Xmf) haben dieses “osmotische” Verhältnis mit dem Begriff des “village franco-africain” charakterisiert: “Un cordon ombilical qui participe au maintien de la complicité d’intérêts des membres du village avec les cercles du pouvoir dans le ‘pré carré’. On parle la même langue. […] On est en famille.“
Kap. 7 wird die entsprechenden Ergebnisse der Länderkapitel in den Abschnitten 7.1.4 und 7.2.2 (autoritäres/Transitionsregime), bzw. 7.1.5 und 7.2.3 (Opposition) zusammenfassen.
Vgl. Nuscheler/Ziemer (1980) und Collier (1982), 145, derzufolge “the new rulers informer British colonies chose overwhelmingly to retain some competitive or semi- competitive form of election while in the former French colonies [..] the rulers continue to mobilize high levels of support infrequently but on a regular basis in pebiscitary elections.“
Vgl. etwa Berg-Schlosser (1984), Diamond/Linz/Lipset (1990), 32 und Huntington (1984), 206, während Rueschemeyer et al (1992), 281 diesen positiven britischen Einfluß vorsichtiger an zusätzlich günstige lokale Bedingungen koppeln.
Vgl. ähnlich Robinson (1994: 586): “Thus, even without the burlesque interventio-nism of a Chirac, the French government has the ability to affect the political options of leaders in Francophone Africa simply by regulating the resources available to the state.”
Folgende lokale Zeitungen wurden überprüft: Ehuzu/La Nation, La Gazette du Golfe (Bénin), Fraternité Matin, Le Jour, Le Nouvel Horizon, Le Populaire, Le Républicain Ivoirien, La Voie, (Côte d’Ivoire), Daily Nation, The East African, Economic Review, The Weekly Review (Kenia), The Citizen, Financial Times, The Monitor, The New Vision, The Star, Uganda Confidential, Weekly Topic (Uganda). Dieses Vorgehen erscheint tragfähiger als die quantitative Messung von Fernsehgeräten (so Bratton/ van de Walle 1997: 150, 158).
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Hartmann, C. (1999). Die internationale Dimension der Transitionsprozesse. In: Externe Faktoren im Demokratisierungsprozeß. Junge Demokratien, vol 2. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-97429-7_3
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-322-97429-7_3
Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften
Print ISBN: 978-3-8100-2206-6
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