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Zusammenfassung

Bei Friedrichs Auseinandersetzung mit der Frage politischer Beeinflußung in der Demokratie handelt es sich um einen kontinuierlichen, seine gesamte produktive Lebensphase begleitenden Prozeß. Auch in späteren Veröffentlichungen hat er noch darauf hingewiesen, daß seine Äußerungen zum Thema politischer Propaganda auf dem „Grund umfangreicher Studien (stünden), die bis in die 30er Jahre zurückreich(t)en“ (C.J.F. 1958, 600). Dieser Hinweis deutet sowohl auf „das einschlägige Kapitel“ in seinem Buch über den „Verfassungsstaat der Neuzeit“ (C.J.F. 1953) hin, dessen Erstausgabe bereits 1937 vorlag, als auch auf eine Reihe von Untersuchungen zur Frage der „Beherrschung des Rundfunkwesens“ aus den 40er Jahren. Wie seine Anknüpfung an die Vorkriegsschriften erweist, ist „politische Propaganda“ für Friedrich ein Thema geblieben, das ihn bis in seine letzten Veröffentlichungen hinein beschäftigt hat, — ganz besonders in seinem Buch über die „Politische Pathologie“ (C.J.F. 1973), das die politische „Funktion“ verschiedener „Mißstände“, wie z.B. der politischen Gewalt, der Korruption und eben der Propaganda untersucht. Die Beschäftigung mit seinen Überlegungen zur politischen Propaganda gibt daher zugleich Gelegenheit, einen Bogen von seinen frühesten Anfängen über die gesamte Entwicklungsgeschichte seines Schaffens hinweg bis zu seinen späteren Veröffentlichungen zu schlagen.

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Literatur

  1. So wortgleich in einem Reklamebrief, gerichtet an einen großen Adressatenkreis (z.B. Kollegen, Freunde, aber auch Associated Press u.a.) (HUG-FP 17.12, Box 9), in dem C.J.F. die Neuauflage seines „Constitutional Government and Politics. Nature and Development“ (C.J.F. 1937) ankündigte, das 1941 unter dem Titel „Constitutional Government and Democracy. Theory and Practice in Europe and America” erschien. Aus dieser Episode ergibt sich am Rande dreierlei: erstens, wieviel Wert C.J.F. auf die Titel seiner Veröffentlichungen legte. (Übrigens sollte die 1. Auflage noch 1936 eigentlich „Modern Government. Its Nature and Growth“ lauten, eine Reminiszenz an seine frühen naturalistisch-organischen Sichtweisen, denen zugleich das „Konstitutionelle” weit weniger betonungswürdig schien als die ganz entschiedene Herbeiführung der „Modernität“ der Gesellschaft. Hierin liegt eine deutliche Parallele zur Heidelberger Tradition und zur Theoriebildung Alfred Webers; vgl. C.J.F. 1935/1936, 133.) Zweitens erweist sich der Bedeutungszuwachs, den Demokratie und Konstitutionalismus in C.J.F.s Außendarstellung erfahren. Und drittens wird deutlich, wie engagiert C.J.F. seine Selbstdarstellung mittels Werbebriefen, Flugblättern, eigenen Fotos etc. betrieb, durchaus ein guter Propagandist (nicht nur) in eigener Sache.

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  2. Es handelt sich bei dem Manuskript „Hitler. Prophet of a New Germany“(C.J.F. 1932b) um den Auszug aus einem „in Vorbereitung befindlichen Buch über die national-sozialistische Bewegung”; dies ergibt sich aus einem Brief an Marion Saunders vom Februar 1932 (HUG-FP 17.10, Box 9). Das Buch ist in seiner endgültigen Fassung allerdings nie erschienen. In die gleiche Richtung weisen ein Manuskript (o.J./o.O.) über „The National Conscience in the German Youth“ (HUG-FP 17.60, Box 1) sowie diverse — später von ihm nicht mehr erwähnte — Texte über die soziale Rekrutierung und die Politik des Nationalsozialismus (C.J.F. 1931b, 1932b, 1933c, 1934, 1937b ).

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  3. Brief vom 31.1.1929 (HUG-FP 17.8); im gleichen Brief beklagt er sich über die emotional „zugefrorenen Neuengländer“, unter die er nun gefallen sei. Ähnliches enthält eine undatierte Korrespondenz mit Bergstrasser, die vermutlich aus dem Jahre 1929 stammt: „Die entscheidenden Leute bleiben jene undurchsichtigen, triebhaften Tatmenschen, die den anderen nur soweit gelten lassen, als er den gleichen Götzen dient... Ich fühle mich sehr einsam und wie ein Verbannter. Wenn man, wie ich, an der deutschen Ideenbewegung mit Leidenschaft Anteil nimmt, so ist es hart, daß es hier so gut wie niemanden gibt, mit dem man sprechen kann.” (HUG-FP 17.8) Von den „menschlich verschlossene(n)“ „Neuengländer(n)” auch 1928a, 21. An anderer Stelle schreibt er darüber, daß man in „Nordamerika“ sich selbst als „Europäer” erkennen lerne: „Ich glaube, man kann nirgendwo so erschütternd die überwältigend großen Gefahren einer vollkommenen Entgeistung,erleben`.“ Doch nicht nur Pessimismus befällt ihn, sondern er beschreibt einen Effekt, den man durchaus auf ihn selbst wird beziehen dürfen: „Doch dieses Erlebnis stählt in den Besten den Willen zur Überwindung dieser Gefahren, indem es ihnen die Kraft gibt, der Welt, wie sie ist ins Auge zu schauen und dann zu handeln.” (C.J.F. 1930c, 182; eine redaktionelle Vorbemerkung weist darauf hin, daß der Text aus dem Winter 1927/28 stammt.).

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  4. C.J.F. spricht im Vorwort zu seinem Band über die Staatsräson (C.J.F. 1961, 9) von „meiner Theorie von der konstitutionellen Diktatur“ als einer zentralen Fragestellung. Daß „Milderungen” zu verzeichnen sind, erweist sich z.B. daran, daß das Kapitel „Konstitutionelle Diktatur“, in dem er von ihr als einer akzeptierten und angemessenen Möglichkeit zur Bewältigung politischer Krisen in der Demokratie spricht, aus dem Abschnitt über „Constitutionalizing Modern Government” (C.J.F. 1937), und damit aus jenem 2. Abschnitt herausgenommen wurde, in dem die Konstitutionalisierbarkeit objektiver Regierungserfordernisse erörtert wird. Er firmiert später in einem neuen, einem 4. Abschnitt (C.J.F. 1953), der den Titel „Spannungen, Katastrophen, Ordnungsversuche“ trägt und damit eher von der Annahme eines Notstands geprägt ist. Die Normalität der Ausnahme erscheint nicht mehr als die angemessene Hintergrundfolie; dies wäre wohl auch in den 50er Jahren nicht länger plausibel gewesen. Auf diese Theorievarianten, ihrer Abfolge und ihren Gehalt wird immer wieder einzugehen sein, da um ihre Problemstellung alle Überlegungen hinsichtlich der Diktatur kreisen: Das „Zeitalter der Diktaturen” ist von ihr bestimmt. Vgl. unten Kapitel 6.

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  5. So in einem Brief an J. P. Chamberlain (Columbia-University/New York) vom 2.1.1932 (HUG-FP 17. 10 ).

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  6. Das Manuskript (C.J.F. 1932b) enthält, wenn auch mit wenig Material, genaue Beobachtungen des Nationalsozialismus. Insbesondere die genannten Passagen über schichtenspezifische Mobilisierungsleistungen, die in einer geradezu prophetischen Vorhersage des Röhm-Putsches gipfeln, frappieren in ihrer Treffsicherheit. Andererseits hat die Analyse deutliche Defizite bezüglich des realen Bedrohungspotentials dieser Politik. Ein solches „Defizit“ betrifft den vorherrschenden Antisemitismus: „This is not organ- ized, but is simply the reaction of hundreds of thousands of well-meaning (sic!, H.J.L.), stupid people about the tales about the Jewish exploitation.”(C.J.F. 1932b, 10) Vor allem aber sind diese Defizite zu sehen in der mangelnden Sensibilität gegenüber der Ernsthaftigkeit der von Hitler propagierten Ziele.

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  7. Must a state pass through the smithy of dictatorial government in order to acquire the basis structure? This, it seems, is one of the most anxious questions which the political scientist may be called upon to answer in the present time.“ (C.J.F. 1932, 50.

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  8. Adorno/Horkheimer 1944, 9ff; vgl. auch Baumanns Überlegungen zu Dialektik und Ambivalenz der Moderne (Baumann 1992a; 1992, 33ff). Daß diese Ambivalenz nicht in C.J.F.s Blickfeld gerät, hat seine Ursache auch in dem unterschiedlichen Erfahrungshorizont der politisch und rassisch verfolgten Emigranten wie Adorno, Horkheimer, Arendt, Baumann und auch Orwell einerseits, und der andererseits vergleichsweise situierten Lebensform, die der naturalisierte Deutsch-Amerikaner C.J.F. für sich schaffen konnte.

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  9. Es erscheint zum gleichen Zeitpunkt auch die erste große Bibliographie zum Thema „Propaganda and Promotional Activities“ (von H. D. Lasswell/R.D. Casey/B.L. Smith 1935). Solche Forschungen begannen während der Zeit der propagandistischen Praktiken des Ersten Weltkrieges. Nach deren Verarbeitung brach diese wissenschaftliche Konjunktur wieder ab.

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  10. Vgl. vor allem die genannte Bibliographie von Lasswell/Casey/Smith 1935. C.J.F. rezipierte vorwiegend die Untersuchungen über Öffentlichkeit und Medien im Verlauf und in der Folge des 1. Weltkriegs. Die Verwerfungen, die dieser in der nordamerikanischen Öffentlichkeit angerichtet hatte, sind Thema vor allem bei Lasswell (Lasswell 1927), Lowell (Lowell 1923), aber eben auch bei Walter Lippmann (Lippmann 1922, 1925 ).

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  11. In dem Brief vom 30.10.1939, gerichtet an Mr. Porter Sargent in der Beacon Street in Boston — eine Adresse, die nicht nur Lesern von Upton Sinclairs Sacco-und-Vanzetti-Roman „Boston“ (Sinclair 1929) als Inbegriff Bostoner Bornierung bekannt sein dürfte — beschimpft er diesen dafür, den britischen Geheimdienst kritisiert zu haben. Daß der Brief (auch) als unterschwellige Selbstkritik gelesen werden muß, wird Mr. Sargent nicht deutlich geworden sein! (HUG-FP 17.10, Box 9).

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  12. Brief vom 13.6.1939 (HUG-FP 17.10, Box 8); er ist archivalisch eingeordnet unter „Rüstow“, aber an „Arnold” gerichtet. Offen bleibt lediglich, ob damit Arnold Brecht oder Arnold Bergsträsser gemeint ist; aufgrund der Intensität des Kontaktes zwischen C.J.F. und Bergsträsser, ist er der wahrscheinlichere Adressat.

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  13. Vgl. den Inhalt seines Briefes an Professor Geiler/Heidelberg wegen einer Honorarprofessur, in dem er explizit keine Bedingungen stellte, um deutlich zu machen, daß ihm „sehr daran gelegen sei, daß in angemessener Form ein Ausdruck dafür gefunden werde, daß ich mich noch immer und stets zu Deutschland gehörig fühle“. Dahingestellt soll an dieser Stelle bleiben, ob bei solchen Formulierungen auch ein gewisser Situationsopportunismus, der C.J.F. zu keiner Zeit ganz fremd war, eine Rolle gespielt haben mag. C.J.F. bekommt diese Gastprofessur (nach Intervention von Carl Schmitt bei G. Jellinek zu seinen Gunsten). Die Vorlesungen hält er vom 18.5. bis 25.7.1933 (s. oben 1.Kapitel).

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  14. Zur Rekapitulation der Angaben aus der Biographischen Skizze (s. 1.Kapitel) sei auf den Vorschlag verwiesen, den Bergsträsser C.J.F. gemacht hatte: Durchaus im Wissen um dessen akademische Ambitionen hatte er angeregt, C.J.F. solle den Posten als Vertreter des deutschamerikanischen Studentenaustausches in New York beibehalten, da er in Heidelberg zur Zeit nicht mehr integrierbar sei. Der genannte Vertreterposten könne dann Grundlage für eine größere und sehr „bedeutungsvolle kulturpolitische Tätigkeit“ werden. Es ist offensichtlich, wie rücksichtslos Bergsträsser hier mit C.J.F.s Plänen umgeht; ebenso offensichtlich wird auch, daß Bergsträsser ihn aus dem akademischen Reigen Heidelbergs aussperren wollte. C.J.F. beantwortet Bergsträssers „nur als Zeichen meiner Freundschaft” geäußerten Vorschläge damit, daß er den bis dato regen Briefwechsel für annähernd fünf Jahre unterbricht (Brief von Bergsträsser an C.J.F. vom 20.1.1925 /HUG-FP 17.8). Dieser gänzlich „unpolitische“ Aspekt der verlorenen Rückkehrperspektive dürfte entscheidend zu seiner Aufgabe der schwerpunktmäßigen Tätigkeit für den DAAD im Jahre 1926 beigetragen haben. Auch die „antifaschistische” Interpretation des Rücktritts aus dem Board of Directors des den DAAD betreuenden Institute of International Education im Jahre 1933 (Laitenberger 1976, 216) ist wohl eher einer Selbststilisierung C.J.F.s zu verdanken. Nur spekulieren läßt sich darüber, was es für C.J.F. (und für Bergsträsser) bedeutete, als Bergsträsser sich später, nach vergeblichen Assimilationsversuchen an die nationalsozialistischen Machthaber, in den USA auf Integrationshilfe und massive politische Protektion von C.J.F. angewiesen fand! (vgl. Krohn 1986, 256, 263f, 266; Eisfeld 1991, 125ff).

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  15. Nicht zutreffend erscheint daher die Mitteilung von Berghahn und Friedrich (Berghahn/Friedrich 1993, 67), C.J.F. habe seinen Antrag auf Einbürgerung bereits 1933 gestellt. Der suggerierte politische Zusammenhang ist auch hier zeitlich falsch angesetzt; wenn überhaupt erklärte er sich „karriere-politisch“ mit Rücksicht auf seine Tätigkeit und erhoffte Beförderungen in Harvard. Bis Mitte der 30er Jahre hat C.J.F. Deutschland, die Deutschen, ja selbst das „Deutschtum” (vgl. seine Äußerungen zu Carl Schmitts „undeutschen“ Theorien aus dem Jahre 1935, zitiert bei Koenen 1995, 6700 verteidigt. Daß er seine Staatsbürgerschaft habe aufgeben wollen ist für diesen Zeitpunkt eher unwahrscheinlich.

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  16. Daß es sich auch (!) um eine ganz individuelle Herzensangelegenheit handelt, wird deutlich, wenn C.J.F. in Anknüpfung an seine Ehe mit der Amerikanerin Lenore Pelham sagt: „I saw the beautiful vision of ever closer collaboration between my mother country and bridal country.“ (C.J.F. 1939a, 5).

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  17. Es handelt sich um Überlegungen, wie sie sich auch bei Clausewitz an zentraler Stelle finden. Clausewitz ist ein Autor, den C.J.F. sehr genau rezipierte. Ähnliche Überlegungen zur Auflösung der stehenden Heere und dem Problem der Hegung des Krieges stellt auch Carl Schmitt an, der freilich zu ganz anderen Schlußfolgerungen kommt (Schmitt 1950; 1954, 23ff; vgl. hierzu Münkler 1982, 17ff, 31ff).

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  18. Das Buch erschien 1942, wurde 1945 neu aufgelegt und erscheint seit 1950 bis zum heutigen Tag als Reprint unter dem Titel „The New Image of the Common Man“. Ins Deutsche übersetzt wurde dieses in Zeiten des Krieges vor allem gegen den deutschen Nationalsozialismus an die amerikanische Öffentlichkeit gerichtete Buch nie. Die inhaltlichen Themenbereiche handelt C.J.F. allerdings in z.T. stark veränderter, erneuerter wie bereinigter Form in einer Heidelberger Vorlesung ab. Daraus entstand „Demokratie als Herrschafts-und Lebensform” (C.J.F. 1959). Der Text erhielt dabei zwar keinen gänzlich neuen Inhalt, aber einen vollständig anderen Charakter; plakativ gesprochen: es wurde aus Propaganda an der „home front“ praktische „reeducation”.

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  19. C.J.F. hat den näheren Gehalt des Propagandabegriffs erst später (C.J.F. 1959, 47ff) ausformuliert. 1942 bleiben die Konsequenzen noch im Dunkeln.

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  20. HUG-FP 17.10, Box 9. In der auslaufenden Hochphase des kalten Krieges, an dem C.J.F. sich bereitwillig und erfolgreich beteiligte, konnte das noch etwas „objektivierter“ ausgedrückt werden: „Die Funktionalität (der Propaganda, H.J.L.) richtet sich nach dem System, dessen Teil sie (ist), und (sie muß) daher unterschiedlich bewertet werden. ” (C.J.F. 1973, 155 ).

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  21. In einem Brief aus den fünfziger Jahren an Carl Schmitt wird er (gegen dessen Fixierung auf den „Raum“-Gewinn) einmal Churchill zitieren: „The empires of the future are the empires of the mind”. Auch wenn er Schmitt nicht überzeugen konnte, äußerte er hier eine mit Churchill geteilte eigene Lebensmaxime. (Brief v. 17.7.1958 /HUG-FP 17.12 und HStAD RW 265–4428).

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  22. Die Fraglichkeit einer solchen Legitimation ergibt sich besonders hinsichtlich der Tradition europäischer Aufklärung. C.J.F. erkennt dieses Manko und erklärt deshalb kurzerhand die „Moralphilosophen“ Kant und Bentham für „unpolitisch” (C.J.F. 1973, 182).

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  23. Der Topos „the only cure for propaganda ist more propaganda“ wird zur feststehenden Formel aller seiner — auch der späteren — Äußerungen zu diesem Thema (C.J.F. 1958; 1973). Dies auch dann noch, als sich sein Marktmodell gewandelt und konsolidiert hatte. Eine Diskussion hierüber führte er wiederholt mit seinem Freund Alexander Rüstow (z.B. in einem Brief vom 17.2.1940/HUG-FP 17.10, Box 8, in dem er zugleich dessen „Ortsbestimmung der Gegenwart” nachdrücklich kritisiert; vgl. a. C.J.F. 1955, 1955a).

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  24. Ob tatsächlich so etwas wie ein Markt besteht, bleibt zunächst offen. C.J.F. äußert sich zur Reali-tat des Marktes später eher skeptisch; er hält an der Fiktion des Marktes trotz alledem entschieden fest (C.J.F. 1973, 170).

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  25. Tatsächlich können die realpolitischen Perspektiven, die C.J.F. mit der Entwicklung seiner Theorie vom „common man“ verbindet (vgl. vor allem C.J.F. 1943/44, 424ff), verblüffen. Er setzt sowohl für die Sowjetunion wie auch für China und insbesondere für Deutschland, trotz derschon fortgeschrittenen Entwicklung des Zweiten Weltkrieges, auf den Widerstand der common men. So schildert er fast begeistert die sowjetischen Partizipationsregelungen und deren Chancen für den sich entfaltenden Volkswillen (C.J.F. 1943/44, 425); er kennzeichnet sie als markanten Schritt zur Beteiligung des Volkes an der Regierung und beruft sich zustimmend auf die Darstellung Laskis (Laski1943). Für die deutsche Entwicklung sieht C.J.F. unter dem Faschismus vor allem einen Privilegienabbau der „conservative upper classes” (C.J.F. 1943/44, 426) und — mit Verweis auf Franz L. Neumanns „Behemoth“ (F.L. Neumann 1942) — einen Ansehensverlust der Wehrmacht. Am Horizont sieht er zugleich eine demokratische Umwälzung: „According to the most competent observers, Germany is headed toward a genuine democratic revolution, a revolution which was artificially delayed by all sorts of factors.” (C.J.F. 1943/44, 427) Zu solcher Einschätzung (nach Lektüre von Neumann 1942) gehört 1943 schon ein emphatischer Optimismus und ein der Realität abgeneigtes Urvertrauen in das deutsche juste milieu (vgl. C.J.F. 1933/31, 1940/41, 1941b).

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  26. Zu der überraschenden, sogar wörtlichen Anknüpfung an das,juste milieu“ bzw. an die „aurea mediocritas” ( Horaz) vgl. C.J.F. 1940d, 354.

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  27. Karl Mannheim in seiner Behandlung der „Fundamentaldemokratisierung“ (Mannheim 1934, 52fí), Alfred Weber (A. Weber1925, 134ff) und Max Weber (M. Weber 1971, 394fí) in ihren unterschiedlichen Plädoyers für einen charismatischen Führer. Carl Schmitt in seinem Demokratiebegriff und in der Aufrüstung für den Ausnahmezustand (Schmitt 1928, 223ff, 236ff; 1926, 30fí). Vgl. hierzu Lietzmann 1993b; 1996; 1998.

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  28. C.J.F. nennt als Beispiele großbürgerlicher Arroganz: Kents „Great Game of Politics“ (1930), Lippmanns „Phantom Public” (1930), De Jouvenals „La République des Camerades“ (1913), Michels „Political Parties ” (dt. 1911) und Menckens „Notes in Democracy“ (1926), den er mit folgenden Worten zitiert: „Politics under democracy consists almost wholly of discovery, chase and scotching of bugaboos.” (C.J.F. 1943, 422 ).

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  29. A. Weber 1931, 21: „Die kapitalistische Wirtschaft... kann nur weiter bestehen, wenn sie den Willen und die Tendenz hat, geistig klassenlos zu werden... Nicht ein patriarchalisches Hinab-neigen, sondern ein kameradschaftliches, selbstverständliches Auf-dem-selben-Boden-Stehen ist die erste Voraussetzung.“

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  30. In „The Belief in the Common Man“ von 1940 ist Dewey noch nicht persönlich zur Rechenschaft gezogen für diese späterhin als rationalistisch und romantizistisch kritisierte Position. Dort wird lediglich gegen die „prophets of the democratic age” (C.J.F. 1940, 359) polemisiert. Das paßt recht gut sowohl zu dem uneingeschränkten Bezug auf Dewey (C.J.F. 1937, 504), wie auch dazu, daß die eigene Identifikation mit dem „demokratischen Zeitalter“ erst langsam und gegen Ende der 30er Jahre in C.J.F.s Texten heranzuwachsen beginnt. Eine längere Auseinandersetzung mit Dewey und seinen Vorstellungen nachbarschaftlicher Demokratie als (auch C.J.F.$) politischem Ideal wird erst bei der Übersetzung in den 50er Jahren in die Regierungslehre eingefügt (C.J.F. 1953, 272ff). Sie tritt markanterweise an die Stelle des Kapitels über die „Konstitutionelle Diktatur und die Notstandsermächtigungen” (1937, 208ff). Diese rücken aus dem zentralen Blickfeld C.J.F.s, werden z.T. auf Besatzungspolitik umgemünzt und ans Ende des Buches verbannt (C.J.F. 1953, 668ff). Sie treten dann als Theorie „totalitärer Diktatur“ in veränderter Gestalt wieder hervor.

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  31. Vgl. hierzu Dewey 1931, 174ff: „Die menschliche Natur“. Ganz ohne rationalistische Einschränkungen versucht Dewey in diesem Text ein Zusammenspiel von Rationalität und spontaner Kreativität zu entwerfen. Spätestens nach 1934 und dem Erscheinen von Deweys „Kunst als Erfahrung” hätte C.J.F.s Kritik eigentlich wortlos als erledigt gelten können.

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  32. There can be no public without full publicity in respect to all consequences which concern it.“ (J. Dewey 1927, 167; s.a. 165ff) Vgl. H. Joas 1987, 615ff.

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  33. Es ist davon auszugehen, daß auch Thorstein Veblen sich seiner früheren Kennzeichnung der gesellschaftlichen Orientierung als eines „Instinktes“ nicht sicher war. Indem er die von ihm beschriebenen Instinkte später ebenso als Neigungen, Gefühle oder Interessen bezeichnet, verundeutlicht sich der naturalistische Zug seiner Terminologie (vgl. Z’Graggen 1983, 15ff, 26; Elderen 1991, 119/120). Fraglos aber symbolisieren die Instinkte bei Veblen das Element des Statischen und Beharrenden; sie sind irreversibel und fest verankert durch „Geburt oder Gewohnheit” und sie stehen insofern im Gegensatz zur Dynamik der Institutionen (Z’Graggen 1983, 38, 52). Instinkte sind in diesem Verständnis Bestandteil der „passive and substantially inert and immutably given human nature“ (Th. Veblen, The Place of Science in modern Civilization — and other Essays, 73; zit. b. Elderen, 1991, 120). Bemerkenswert sind auch die Konntationen zu Veblens „instinct” bei M. Halbwachs 1921, 214ff.

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  34. Hier geht Veblen, wie im übrigen auch Dewey (Dewey 1927, 143) oder Alfred Weber, von der prägenden Kraft der neuen Industriegesellschaften aus, deren Verhaltensorientierungen er nicht kritisiert, sondern eher glorifiziert: Veblen konstatiert die „habits of thought engendered by the machine system in industry and by the mechanically standardized organization of life under this new order, as well as by the material sciences, are of such a character as would incline the common man to rate all men and things in terms of tangible performance rather than in terms of legal title and ancient usage.“ (zit. bei C.J.F. 1942, 189f) Auch C.J.F. sieht hier die Orientierungschance der demokratischen Industriegesellschaft („democratic industrialism”: C.J.F. 1942, 190).

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  35. Zur Diagnose des an Veblen angelehnten „psychological anti-intellectualism“ vgl. auch Talcott Parsons (Parsons 1935), der speziell diesen Aspekt (bei Veblen) herausarbeitet. S. a. C.J.F. 1948, 22, 209, 219–225.

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  36. Abgeschwächt, nämlich negativ ausgedrückt, kommt diese Aussage auch in der deutschen überarbeiteten Fassung (C.J.F. 1959, 56) zum Tragen. Dort tritt eher die reine Marktorientierung in den Vordergrund, d.h. der Schwerpunkt liegt mehr auf dem systematischen Gesamtnutzen und seiner Hervorbringung durch die „invisible hand“ als auf der Tragfähigkeit eines naturalisierten „gesunden Volksempfindens” der Gemeinschaftsmitglieder.

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  37. Das Vorherrschen einer funktionalistischen Betrachtung beherrscht die späten Äußerungen C.J.F.s zu diesem Thema (C.J.F. 1973, 143ff, 197ff und passim). Auch wenn diese Kapitel aus der „Pathologie der Politik“ (C.J.F. 1973) weitgehend von den Äußerungen des „The New Belief in the Common Man” aus dem Jahre 1942 geprägt sind, und diese zum Teil regelrecht nacherzählen (wie schon einmal C.J.F. 1959, 47ff), ist der Wandel zu einem, manchmal zynisch erscheinenden, fundamentalistischen Funktionalismus frappierend. Angelegt ist dieser bereits in den zuletzt erörterten Passagen des „Common Man“ (C.J.F. 1942 ).

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  38. Daß es sich bei der Erörterung der „cure for propaganda“ um einen zwar ohne Namensnennung geführten, aber präsisen Diskurs mit John Dewey handelt, mag folgendes Zitat aus dessen „The Public and its Problems” von 1927 verdeutlichen: „The old saying, that the cure for ills of democracy is more democracy is not apt if it means that the evils may be remedied by introducing more machinery of the same kind as that which already exists, or by refining and perfecting that machinery. But the phrase may also indicate the need of returning to the idea itself, of clarifying and deepening our apprehension of it and of employing our sense of its meaning to criticize and re-make its political manifestations.“ (Dewey 1927, 144) Einzig in dem Sinne „to make the interest of the public a more supreme guide and criterion of governmental activity... the cure of ailments of democracy is more democracy.” (Dewey 1927, 146, Hervorh. von mir, H.J.L.) Anders als C.J.F. setzt Dewey angesichts temporärer Manipulationen und Entgleisungen des demokratischen Ideals nicht auf einen instrumentellen Umgang mit den Potentialen der Macht, sondern hält an dem Ideal des kommunitären „self-government“ fest. Nicht der Einsatz maschinenhafter Herrschaftstechnik kann die Hebamme der Demokratie sein, sondern nur die Demokratie selbst. Die bis in die Formulierungen und die Wortwahl (z.B. das Wortspiel mit „cure”) sich fortsetzen- de Auseinandersetzung C.J.F.s mit Dewey findet hier einen ihrer zentralen Kristallisationspunkte.

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  39. Die elementare Rolle Jeanette Sayres läßt sich aus den von ihr alleine verantworteten Veröffentlichungen erkennen (J. Sayre, An Analysis of the Radiobroadcasting Activities of Federal Agencies, zugl.“ Studies in the Control of Radio”, No. 3, 1941), wie an den mit C.J.F. gemeinsam vorgenommenen Veröffentlichungen über „The Development of the Control of Advertising on the Air“ (zugl. „Studies in the Control of Radio”, No. 1) (C.J.F. 1940c) und „Radiobroadcasting and Higher Education“ (zugl. „Studies in the Control of Radio”, No. 4) (C.J.F. 1942e). Von der zuletzt genannten beispielsweise verantwortete C.J.F. lediglich die angehängten letzten 5 Seiten (vgl. C.J.F. 1942e, 7). Insgesamt handelt es sich bei den „Studies in the Control of Radio“ vorwiegend um Materialstudien ohne größeren theoretischen Gehalt. Ausnahmen sind insoweit die von C.J.F. alleine verantworteten Passagen (C.J.F. 1942e, 70–81) sowie vor allem die „Studies in the Control of Radio”, No. 2: „Controlling Broadcasting in Wartime“ (1941) sowie seine Abhandlung über „Foreign-Language Radio and the War” (19420, die zwar auch aus einer Kooperation des Projekts mit dem damaligen Direktor des „Office of Radio Research at Columbia University“, Paul Lazarsfeld, hervorging, aber nicht in der Reihe der „Studies in the Control of Radio” erschien.

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  40. Morale“ findet sich als zentrales Kriterium und Anliegen in fast allen seinen Ausarbeitungen. „Morale”, das man — wie oben bereits hervorgehoben — wohl am ehesten als „geistige Zucht“ bzw. „geistige Führung” zu verstehen hat, ist zudem Gegenstand einer Vielzahl von Vorträgen und Round-Tables, die C.J.F. veranstaltet (z.B. C.J.F. 1940b). Auch das „Radiobroadcasting Research Project“ in Harvard bemüht bei seiner Selbstdarstellung und auch bei der Auswertung einzelner Sendungen das Kriterium einer „democratic morale”. Vgl. hierzu die schriftliche Projektpräsentation gegenüber „Members of Faculty and Administration of Harvard-University“ vom 6.11.1940 mit einem beigefügten Fragebogen sowie einem Erhebungsbogen der „American Defense Harvard Group” („Listeners Report“) (HUG-FP 17.25, Box 3). Vgl. auch Hans Speiers Text über „Morale and Propaganda” (Speier 1951, 3ff).

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  41. Zu der gesamten Problematik s. Sarkowicz 1990 sowie die Auswahlbibliographie von Crone 1990, 75ff. Nicht nur die Rundfunkpropaganda, aber doch nur die Propaganda in bezug auf das nationalsozialistische Deutschland erfaßt Ganglmair 1978, insbes. 68ff, 220ff.

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  42. C.J.F. erwähnt dies in seinem Brief an John Marshall vom 9.7.1940 (HUG-FP 17.25, Box 2). John Marshall bleibt in dieser Frage sein Hauptansprechpartner; er ist Mitarbeiter der Rockefeller Foundation und arbeitet dort an ähnlichen Problemen. Die Rockefeller Foundation finanziert im übrigen auch das „Radiobroadcasting Research Project“ von C.J.F. in Harvard, und unternimmt gezielte Anstrengungen auf dem gesamten Terrain der Propagandapolitik. Später kommt es dann auch noch zu weiteren Schriftwechseln mit J. L. Fly (HUG-FP 17.25, Box 1).

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  43. In der „American Civil Liberties Union“ war auch der (wie C.J.F.) in einem von der Rockefeller Foundation finanzierten „Radio Research Project” tätige Paul Lazarsfeld engagiert. Vgl. Wiggershaus 1986, 188ff; Lazarsfeld 1942, 1968, 163ff; C.J.F. 1942f.

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  44. Die „League“ organisierte Vorträge „to stimulate the maintenance and the extension of the American Spirit of fair play and tolerance...” (HUG-FP 17.60, Box 20). C.J.F. tritt ihr 1941 bei. Zu der einmaligen Rolle, die Alvin Johnson in dieser Zeit sowohl als Kontaktmann der Rockefeller Foundation wie vor allem als Gründer der „New School of Social Research“, der „University in Exile”, gespielt hat, s. Plessner 1964 passim sowie Krohn 1987, 70ff. S. a. Alvin Johnsons Autobiografie: „Pioneer’s Progress“ (Johnson 1952) sowie Rutkoff/Skott 1986. Die „League” gibt individuelle Ankündigungsflugblätter ihrer Hauptredner heraus. In C.J.F.s „Steckbrief` ist neben anderem die Ankündigung seines Buches über „Dictatorship — A Study of Clashing Propaganda“ aufschlußreich, das allerdings nie erschien. Ebensowenig wie das Textbook über „Dictatorship and Propaganda”, das er (ca. 1941) mit Edgar Kemler plante und dessen Entwurf sich im Nachlaß findet (HUG-FP 17.60, Box 20).

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  45. Die hier interessierenden Einzelheiten finden sich im Werbefaltblatt des „Council“ in den Gliederungspunkten II.2. und IV. 1I.2: „a) Committee of Correspondence. Through its Committee of Correspondence, headed by Dr. Carl Friedrich, professor of Government at the School of Public Administration at Harvard University, the Council will make available to interested American citizens and groups the benefits of the best research technique and personnel. A panel of several hundred consultant scholars... is organized to place at the disposal of the Councils research staff reports and memoranda dealing with particular aspects of the problems that confront our democracy today.... b) Research on anti-Democratic Forces.... c) Research on Morale.” (Hervorh. vom mir, H.J.L.) Absatz IV. („Officers of the Council For Democracy“) weist C.J.F. als „Chairman of Executive Committee” aus, C.D. Jackson als „President“ und Raymond Gram Swing als „Chairman of the Board“. Insofern ist die Angabe Gerhardts (Gerhardt 1991, 215) nicht korrekt, die C.J.F. als Vorsitzenden des „Council” nennt. Interessant ist der Hinweis auf die Subkomitees, besonders das „Committee for National Morale“, in dem auch Talcott Parsons mitwirkte.

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  46. Ähnlich klingt dies auch bei dem von C.J.F. fachlich sehr geschätzten Dolf Sternberger und seinem Konzept der „Vaterlandsliebe“, resp. des „Verfassungspatriotismus”. Nachweise und Analyse in Lietzmann 1993c, 208ff.

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  47. Die Literatur zu diesem Bereich der Emigrationsforschung ist äußerst disparat und weitläufig. Einen guten Überblick gibt Petersen (Petersen 1988), der auch die Skepsis amerikanischer Regierungsbehörden gegenüber einer Kooperation mit Ausländern und Eingewanderten schlüssig nachweist. Eine Skepsis, die sich einerseits aus der Angst speiste, „die Loyalität (der Emigranten, H.J.L.) zum Vaterland und der deutsche Nationalismus (könnten sich als) genauso stark (erweisen) wie ihre Gegnerschaft zu Hitlers Nationalsozialismus“ (Petersen 1988, 57). Diese Skepsis bestand andererseits aber auch in einem generellen politischen Verdacht gegenüber immigrierten Ausländern und Deutsch-Amerikanern, und war auch von antisemitischen Tendenzen nicht frei (Petersen 1988, 46ff, 58). Insgesamt ist der Einfluß der Emigranten (zu denen der 1938 naturalisierte Amerikaner C.J.F. in jener Zeit nicht mehr zählte) auf die amerikanische Politik als relativ gering zu veranschlagen. Vgl. a. Söllner 1982, 14, 38; Petersen 1988, 54.

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  48. Zu Elmar Davis vgl. Ganglmair 1978, 44. Zur Propagandalinie der „strategy of truth“: Dizard 1961 sowie Ganglmair 1978, 231ff. Daß auch im Rahmen einer „strategy of truth” und von deren Anhängern Manipulationen vorgenommen wurden, darauf weist bereits ein Artikel des New York Herald Tribune vom 9.10.1941 hin: „OFF is just going to superimpose its own,well organized facts’ upon the splendid confusion, interpret the interpreters, redigest those who now digest the digesters, explain what the explainers of the explanations mean, and co-ordinated the co-ordinaters of those appointed to coordinate the co-ordinations of the co-ordinated.“ (zit. b. Winkler 1978, 23 ). Auch die Proklamation einer „strategy of truth” ist zweifelsohne bereits in ihrer Titelgebung Propaganda im Sinne einer Vertrauensbildung innerhalb und außerhalb der USA; ihre Einlösung steht sichtlich auf einem anderen Blatt. Aber schon ihre (nur) relative Einlösung ist natürlich positiv folgenreich im Sinne ihres Programms.

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  49. So waren sie überzeugt „that it could make the enemy lose the will to fight or arouse peoples to rebel against their leaders by convincing them that America was fight for a new, democratic world order.“ (Weinberg 1969, 462 zit. b. Ganglmair 1978, 15)

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  50. C.J.F.s Plädoyer für eine pluralistische und demokratische Programmgestaltung in den Radiostationen hat allerdings deutliche Grenzen. Nicht jeder soll seine oppositionelle Stimme erheben dürfen. Demokratische Offenheit gelte nur für „responsible dissent and opposition“. „No well-founded criticism”, der schon bei unangemessener Kritik der Regierungspolitik beginnt, soll in den Bereich der Unverantwortlichkeit abgedrängt werden können. Deshalb plädiert C.J.F. schon früh (und in Abstimmung mit den verantwortlichen Instanzen, s.o.) für die Kompetenzen eines „Army Censorship Board“ zum Eingriff in die Radioprogramme (C.J.F. 1941, 390). Auch an anderer Stelle spricht er sich vehement für den innenpolitischen Ausschluß der politischen Opposition aus (C.J.F. 1941a, 622fí).

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  51. Dies macht den Unterschied zu den Jahren um 1918 aus (wie C.J.F. hervorhebt), als noch arbeitsfähige Gruppen der Gewerkschaften, der Publizistik oder der universitären Intelligenz zu mobilisieren waren (C.J.F. 1943a, 86).

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  52. So im Manuskript „Our most urgent Need: A Propaganda Offensive against the Nazis“ (C.J.F. 1942d), das C.J.F. als „Memorandum“ im Juni 1942 Elmar Davis über Lyman Bryson vom CBS, New York, zukommen läßt (Begleitbrief und Manuskript /HUG-FP 17.25, Box 1). Er reagiert damit unmittelbar auf dessen gerade erfolgte Bestellung zum Chef des OWI durch Franklin D. Roosevelt (Winkler 1978, 31). Das „Memorandum”, das über weite Passagen mit dem Artikel „Issues of Informational Strategy“ (C.J.F. 1943a) identisch ist, unterscheidet sich von diesem in einem ebenso ausgefeilten wie naiven und vor allem auf die eigene Mitarbeit zugeschnittenen Schlußabsatz darüber, wie die Kampfmoral des,inner circle” der Nationalsozialisten verunsichert werden könnte: „What would be required is a small planning staff, a general staff, of perhaps five persons, carefully selected as to their background and ability in the field of a) understanding the real enemy; b) possessing the political judgment required; c) deserving the confidence which a certain amount of foreknowledge of strategic plans calls for. Such a body could or should meet every day for a two or three hour session. They would not require much of a staff, but could submit their decisions to the head of the War Information Office...“ (C.J.F. 1942d, 6). Es handelt sich also durchaus um eine zeitaufwendige, intensive Beratung, für die C.J.F. sich hier nur wenig verklausuliert anbietet. Insofern könnte das Angebot vom 8.1.1943, informell und ohne Bezahlung an einer Beratungsgruppe des OWI teilzunehmen, das (wiederum über Lyman Bryson, jetzt „Chief of the Bureau of Special Operations”) C.J.F. gemacht wurde, für ihn eher enttäuschend gewesen sein.

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  53. Den Begriff des „Armageddon“ benützt C.J.F. zum ersten Mal in dem überarbeiteten Inhaltsverzeichnis jenes (ca.) 1941 mit Edgar Kemler gemeinsam geplanten Textbook über „Dictatorship and Propaganda in a Military Epoch” (HUG-FP 17.60, Box 20). Unter Abschnitt IV. („Dictatorship at Armageddon“) geht es hier um „Democracies and War Efficiency. Churchill and Roosevelt with Dictatorial Powers” (Kap. 14), „The Fascist Dictators and War Efficiency“ (Kap. 15) und die Frage „Who will survive?“ (Kap. 16). Wie in dem ganzen geplanten Band bestimmt die Abgrenzung zwischen konstitutioneller und nationalsozialistischer Diktatur das Feld.

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Lietzmann, H.J. (1999). Gemeinschaft und Propaganda. In: Politikwissenschaft im „Zeitalter der Diktaturen“. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-322-97424-2_5

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