Ist die Französische Revolution beendet?

Zusammenfassung

Diese Frage steht im Zentrum einer typisch innerfranzösischen Debatte, die seit etwa zwanzig Jahren neue Nahrung erhält. Der Historiker François Furet hat das Schlagwort „Die Französische Revolution ist beendet“ zum Thema seiner revisionistischen Kampagne gemacht, die in den siebziger Jahren einsetzte. Die Zweihundertjahrfeier konnte denn auch zum Anlaß genommen werden, zu überprüfen, was in der Erinnerung an die Revolution wirklich lebendig geblieben ist: nicht nur in den Köpfen der Intellektuellen, sondern auch in den Vorstellungen vieler einfacher Bürger. Hat das politische und soziale Leben der Franzosen heute noch etwas mit der Französischen Revolution zu tun und inwieweit? Kann die Revolutionskultur, die traditionsgemäß als eine der französischen Besonderheiten gilt, noch überleben in einer liberalen Demokratie, die mit allen Herausforderungen der Modernisierung und der Globalisierung konfrontiert wird, in einer Gesellschaft, die durch den Zusammenbruch der kommunistischen Regime von ihren letzten Utopien geheilt ist? Genau in diesem Sinne erklärte François Furet 1977 die Französische Revolution für „beendet“, was für ihn gleichermaßen ein Wunsch und eine Feststellung war.