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Erinnerungen an die Gründung des Deutsch-Französischen Instituts in Ludwigsburg 1948

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Book cover Projekt deutsch-französische Verständigung
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Zusammenfassung

Über ein Ereignis zu berichten, das bald 50 Jahre zurückliegt, fällt dem damals dreißigjährigen und heute an die 80 Jahre zählenden Zeitgenossen nicht leicht. Die Erinnerung bewahrt immer weniger Einzelheiten korrekt auf. Ich bin wohl einer der wenigen von denen, die an der Gründungsfeier im Schloß Ludwigsburg teilgenommen haben, der heute noch davon erzählen kann. Darum will ich versuchen, das Gedenken ordentlich vorzubringen. Das Erstaunliche an der Gründung des Instituts war, daß sie im „amerikanischen“ Teil von Württemberg stattfand. Wenige Kilometer südlicher begann das „französische“ Land Südwürttemberg-Hohenzollern, an dessen Spitze der Professor Carlo Schmid stand, der der Gründungszeremonie präsidierte. In den ersten Jahren nach Kriegsende waren die Besatzungszonen scharf getrennt — erst allmählich durften die Deutschen sich von einer Zone zur anderen begeben; zunächst brauchten sie dazu eine Erlaubnis der jeweiligen „Besatzer“. Und die Mitglieder der sogenannten „Militärverwaltung“, das heißt der zivilen Besatzungsbehörden, die zunächst mit militärischen „Assimilierungsgraden“ versehen waren, durften in den anderen Zonen jeweils nur mit der Erlaubnis der dortigen Besatzungsbehörden tätig werden. Wenn man nicht um diese ersuchen wollte, mußte man sich deutsches Geld verschaffen und mit Privatautos oder mit deutschen Verkehrsmitteln reisen. (Die Besatzungsbeamten hatten zwar unbeschränkt Freifahrscheine für die Reichsbahn, die sie auch an ihre deutschen Mitarbeiter weitergeben konnten — aber die Schwierigkeiten waren groß.) Um die Gründung einer deutsch-französischen Gesellschaft in Dortmund vorzubereiten, mußte ich mit dem Zug der Reichsbahn 14 Stunden (!) von Baden-Baden bis in die Ruhr reisen, in einem Wagen ohne Fensterscheiben und ohne elektrisches Licht. Zu diesem Unternehmen hatte mir mein Chef, der für Kultur und Information zuständige „General“ Raymond Schmittlein, aus einer Schublade seines riesigen Eichenholzschreibtisches einige tausend R-Mark gegeben. Sein „Kriegsschatz“ hatte zur Grundlage einige Reichsmark, die der Drucker und Verleger Burda in Offenburg für jedes neue Schulbuch an Schmittleins „schwarze Kasse“ zahlte als Dank für das Monopol der post-NS-Schulbücher, das Schmittlein Burda zugeteilt hatte. Auf diese Weise konnten wir hinter dem Rücken der Engländer und Amerikaner in deren Zone aktiv werden. Bei den Russen wäre so etwas zu gefährlich gewesen. Ich erinnere mich, daß Raymond Schmittlein auch die Gründung des Ludwigsburger Instituts finanziell sehr großzügig unterstützt hat — aber die Höhe der Summe weiß ich nicht mehr. Ich nehme an, daß inzwischen die Währungsreform erfolgt war, und daß es sich nun um gute D-Mark handelte, die den Besatzungsbehörden auf normalen Wegen und im Rahmen eines beschränkten Haushaltes zugingen. Jedenfalls war ich autorisiert, diese Unterstützung während der Feier publik zu machen. Meine Teilnahme an dieser war offiziell, als Vertreter der französischen „Militärregierung“. Begleitet wurde ich von Louis Clappier, einem mir eng befreundeten Kollegen, der die französische Zeitschrift „Allemagne d’Aujourd’hui“ herausgab.

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© 1998 Leske + Budrich, Opladen

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Rovan, J. (1998). Erinnerungen an die Gründung des Deutsch-Französischen Instituts in Ludwigsburg 1948. In: Bock, H.M. (eds) Projekt deutsch-französische Verständigung. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-322-97410-5_10

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