Zusammenfassung
Im Vordergrund der derzeitigen Diskussion über die religiös-kirchliche Situation in Ostdeutschland steht die Rolle der evangelischen Kirche in der DDR-Gesellschaft und ihre Bedeutung für die Wende von 1989/90. Dabei konzentriert sich die Diskussion auf die Beschreibung des Verhältnisses von Staat und Kirche.11 Die hier betrachteten Dimensionen beziehen sich auf den autoritär organisierten Staatsapparat mit seinen Planungs-und Kontrollorganen und mit seinem Anspruch auf das unbedingte Gewaltmonopol in der Gesellschaft auf der einen Seite und die Kirche als Ort aufrichtiger Kommunikation, kritischer Öffentlichkeit und angstfreien Dialogs, als Ort, an dem Demokratie geübt werden konnte und an dem eigene Individualität nicht versteckt werden mußte auf der anderen Seite.12 Kirche kommt so als Gegenüber zum Staat, als Ort zwischen Opportunismus und Opposition in den Blick. Im engeren Sinne bezieht sich diese Verhältnisbestimmung auf die formale Struktur, die sich aus dem DDR-System als einer (geschlossenen) Organisationsgesellschaft ergibt.13
Access this chapter
Tax calculation will be finalised at checkout
Purchases are for personal use only
Preview
Unable to display preview. Download preview PDF.
Literatur
Vgl. Besier 1993–1995, Mau 1994, Vollnhals 1996.
Vgl. Pollack 1993, S. 252.
Zur Beschreibung des DDR-Systems als Organisationsgesellschaft vgl. Pollack 1990.
Zu Lebensverläufen im Wandel der DDR-Gesellschaft vgl. Huinink/Mayer 1993; Hui nink/Mayer 1995.
Vgl. Kohli 1994.
Allgemein zur religiös-kirchlichen Lage in Ostdeutschland vgl. Neubert 1996; Pollack 1996.
Zu den Kirchenaustrittsmotiven in Ost-und Westdeutschland vgl. Studien-und Planungsgruppe der EKD, S. 51 ff.
Zum kirchlich und religiös motivierten Handeln jenseits der Alternative von Anpassung oder Widerstand vgl. Sighard Neckel 1995
Er zeigt dies am Beispiel ostdeutscher Pfarrer. Zur Vielfalt religiöser Orientierungen in Ostdeutschland vgl. auch die Beiträge
Nowak und Gebhardt/Kamphausen in der Sitzung der Arbeitsgruppe Religionssoziologie auf dem 27. Kongreß der Deutschen Gesellschaft ft1r Soziologie in Halle an der Saale, in: Sahner/Schwendtner 1995, S. 665–669; 669–674.
Eine solche Funktion übernahmen nach dem Zusammenbruch des Faschismus die Kirchen in West-Deutschland. Vgl. Gabriel 1992, S. 28; speziell für den Katholizismus S. 104ff.
Jedoch ist bei einer Gegenüberstellung beider „Zusammenbruchssituationen“ Vorsicht geboten: Die gesellschaftliche Integration der Kirchen und der Stellenwert der christlichen Religion war in den fünfziger Jahren in der alten Bundesrepublik bedeutend höher als nach 1989 in den fünf neuen Bundesländer.
Author information
Authors and Affiliations
Rights and permissions
Copyright information
© 1998 Leske + Budrich, Opladen
About this chapter
Cite this chapter
Hartmann, K., Pollack, D. (1998). Kircheneintritte vor dem Hintergrund der Situation in Ostdeutschland. In: Gegen den Strom. Veröffentlichungen der Sektion „Religionssoziologie“ der Deutschen Gesellschaft für Soziologie, vol 2. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-322-97409-9_2
Download citation
DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-322-97409-9_2
Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden
Print ISBN: 978-3-8100-2018-5
Online ISBN: 978-3-322-97409-9
eBook Packages: Springer Book Archive