Zusammenfassung
In einer Kultur, in welcher der Kategorie Geschlecht eine hohe Relevanz für die Verteilung sozialer Chancen sowie für die Bildung fundamentaler Identitäten zukommt, muß in jedem Handlungsfeld damit gerechnet werden, daß Frauen und Männer unterschiedliche Perspektiven auf die soziale Welt entwickeln. Sozialwissenschaftliche Forschung hat auf diesen Umstand nicht nur in der Hinsicht zu reflektieren, daß sie die geschlechtliche Dimension sozialen Handelns zum Gegenstand macht, sie muß auch die methodische Frage stellen, welchen Einfluß das Geschlecht der Forschenden auf den Forschungsprozeß in all seinen Phasen haben könnte: auf Feldzugang, Datenerhebung und -interpretation. In der Literatur zur standardisierten Umfrageforschung werden schon seit längerem die Effekte diskutiert, die vom Geschlecht der interviewenden Person auf das Antwortverhalten der Befragten ausgehen (Erbslöh 1972; Scheuch 1973). Mit Blick auf die Kriterien der Validität und der Réhabilitât wird das Geschlecht der interviewenden Person (neben deren Alter, Hautfarbe und anderen Merkmalen) als ein möglicher Verzerrungsfaktor gesehen, da „der Befragte nicht nur auf die ihm gestellten Fragen, sondern nach den bei ihm eingeübten Reaktionsweisen auch auf Träger sozialer Rollen“reagiert (Scheuch 1973: 104).
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Literatur
Für einen Überblick vgl. Warren 1988.
All diese Probleme können prinzipiell auch in quantitativen Umfragestudien auftreten; allerdings sind qualitative Forschungsdesigns ‘anfälliger’ hierfür, weil die Intensität der Kommunikation und die Involviertheit der Forschenden in das Feld hier größer sind. Das gilt insbesondere für ethnographische Studien, in denen Forschende und Erforschte über lange Zeiträume hinweg regelmäßigen Kontakt miteinander haben.
Zum Forschungsteam gehörten neben einer Soziologin und drei Soziologen wissenschaftliche Hilfskräfte beiderlei Geschlechts.
Diese Annahmen basieren auf dem Vergleich von Erfahrungen, die wir in zwei verschiedenen Forschungsprojekten gemacht haben bzw. derzeit machen. Der eine von uns hat hohe Verwaltungsbeamte des öffentlichen Dienstes zum Thema der Implementation von Gleichstellungspolitik interviewt (Meuser 1989, 1992), die andere führt derzeit biographische Interviews mit Managern zum Thema der Vereinbarkeit von Beruf und Familie.
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© 1999 Leske + Budrich, Opladen
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Behnke, C., Meuser, M. (1999). Zur Bedeutung des Geschlechts der Forschenden für Datenerhebung und -interpretation. In: Geschlechterforschung und qualitative Methoden. Qualitative Sozialforschung, vol 1. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-97403-7_6
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-322-97403-7_6
Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften
Print ISBN: 978-3-8100-2001-7
Online ISBN: 978-3-322-97403-7
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