Fallstudie: Lehrerethos und Lehrerleben. Berufsbiographische Perspektive (Beatrice Ammann, Fritz Oser und Michael Zutavern)

Zusammenfassung

Es gibt genug Gründe anzunehmen, daß sich im Laufe eines Lehrerlebens professionelle Weisheit ausbilde und die meisten Lehrpersonen das erreichen, was wir als vernünftigen adaptiven, beweglichen Diskurs 2 bezeichnen. Eine Analyse solcher langfristigen Veränderungen kann allerdings nur aus der subjektiven Sicht der Beteiligten geleistet werden, dies auch im Wissen, daß das menschliche Gedächtnis äußerst lückenhaft ist und wir große Künstler im Umdenken und Umdeuten von kritischen Lebensereignissen sind. Bei der hier vorliegenden Fragestellung geht es also nicht darum, die Auswirkungen einer spezifischen Intervention (z.B. eines Fortbildungskurses) zu messen, sondern vielmehr darum, aufzuzeigen, wie sich das Berufsethos einzelner Lehrer und Lehrerinnen über Jahre und Jahrzehnte hinweg — z.T. unbewußt — verändert hat, und durch welche Faktoren solche Veränderungen beeinflußt sind. Zu diesem Zweck wurden ältere, erfahrene Lehrpersonen intensiv zu ihrem beruflichen Werdegang befragt. Diese Berufsbiographien wurden dann daraufhin untersucht, in welcher Art und Weise berufliche und private Ereignisse die handlungsleitenden Denkstrukturen beeinflußt haben. Ein besonderes Interesse galt den krisenhaften Ereignissen im Beruf; wenn man meint, daß Entwicklungen durch Krisen ausgelöst werden können und deshalb Veränderungen des Berufsethos ihren Anfang in kritischen Situationen nehmen können, scheint dies ein vernünftiges Vorgehen zu sein.

Dieses Kapitel gibt — teilweise in verdichteter Form — Daten und Aussagen der Qualifikationsarbeit von Beatrice Ammann wieder (s.Literaturverzeichnis).