Zusammenfassung
Seit Mitte der achtziger Jahre verbreitet sich innerhalb der geschlechtsspezifischen Sozialisationsforschung zunehmend eine Auffassung, die ich als biplurale Geschlechtersozialisation bezeichnen möchte. Bestritten wird, daß es überhaupt einen Unterschied zwischen den Geschlechtern gibt. Daran ändere selbst die Tatsache nichts, daß bereits durch die Begriffe männlich und weiblich ein Geschlechtsunterschied deutlich hervortritt. Hierzu müsse man sich nur der postmodernen Theorieperspektive anschließen, die diesen Unterschied als gesellschaftliches Konstrukt zu dekonstruieren vermag, indem zum Beispiel mit Wittig gefragt wird, warum wir nicht unsere Münder, Hände oder Rücken sexuell nennten. Denn man könne die Menschheit gleichermaßen mit Blick auf unterschiedliche Ohrläppchen, Haarfarben und ähnliches klassifizieren. Und Kristeva kommt sogar zu der Feststellung, daß der Glaube, man sei eine Frau, beinahe so absurd und obskurantisch ist wie der Glaube, man sei ein Mann (vgl. Butler, 1991, S. 56ff.). Die „biplurale Geschlechtersozialisation“ setzt sich zum einen zusammen aus der empirischen Problematisierung des Theorems der zwei Persönlichkeiten (2.1.1) und des Theorems der Zwei-Welten (2.1.2); zum anderen wird diese empirische Problematisierung in diverse theoretische Ansätze überführt (2.2). Es wird gezeigt werden, biplurale Geschlechtersozialisation ist zwar eine gelungene Kritik bipolarer Geschlechtersozialisation, nicht jedoch eine Theorie der Geschlechtersozialisation — sie ist eine Antithese.
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Hoffmann, B. (1997). Modell bipluraler Geschlechtersozialisation: Vom Verschwinden des sozialen Geschlechts. In: Das sozialisierte Geschlecht. Fragen der Gesellschaft. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-322-97355-9_3
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-322-97355-9_3
Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden
Print ISBN: 978-3-8100-1664-5
Online ISBN: 978-3-322-97355-9
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