Mediatisierung von Politik als Herausforderung für eine Neuorientierung — Politische Bildung zwischen „Antiquiertheit“ und Modernitätsdruck

Zusammenfassung

Ob wir uns zu Tode amüsieren, wie Neil Postman prognostizierte, die Wirklichkeit allmählich verschwindet, wie Hartmut von Hentig vor Jahren behauptete, ob wir das Fernsehen zum „Nullmedium“ (Enzensberger) degradieren oder zur Weltbildmaschine, ob mit der Informations- und Kommunikationstechnologie das Zeitalter einer „Computerdemokratie“ (Krauch) angebrochen ist, in dem jederzeit Abstimmungen aller über alles möglich sind, jeder Bürger zum „Programmchef der Demokratie“ werden kann — dies kann hier zunächst einmal vernachlässigt werden. Gewiß spielt diese Art zeitdiagnostischer Generalmetaphern in den letzten Jahren bei dem Versuch immer wieder eine Rolle, sich mit den gesellschaftlichen und politischen Folgen des medialen Wandels auseinanderzusetzen. Sofern diese Einschätzungen nicht allgemeines kulturkritisches Raisonieren hervorrufen, können sie vielleicht aber doch bei Standortbestimmung und Suche nach Zukunftsperspektiven der politischen Bildung sensibilisieren. Sie können aufmerksam darauf machen, daß die Entwicklung des Mediensektors, d.h. die Voraussetzungen, Begleiterscheinungen und Folgen der Veränderungen des gesamten Informations-und Kommunikationsbereichs, zu einem „epochaltypischen Schlüsselproblem“¹ von sozialer Existenz überhaupt, von Bildung im generellen und politischer Bildung im speziellen geworden sind.