Zusammenfassung
In den feministischen Analysen wird das hierarchische Geschlechterverhältnis als die zentrale Relation identifiziert, die gesellschaftliche Ungleichheit zwischen Männern und Frauen konstituiert. Der Nachweis dieses universalen Sexismus in allen patriarchalen Gesellschaften bildet die Legitimationsbasis der Frauenbewegung.
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Literatur
Im Hinblick auf ihr historisch gewachsenes Verständnis von Gleichberechtigung, ihre frauenpolitischen Ziele und — als Folge der Wiederver-einigung — ihre ganz realen Arbeitsmarktchancen, ihre Betroffenheit von Armut und sozialer Krise.
Z.B. den Aufbau einer ökonomischen Lebensexistenz, Bewahrung der physischen Existenz vor Vernichtung, Befreiung von alltätlichen Kämpfen, von gesellschaftlicher Kontrolle, von politischer undFalle von Frauen — patriarchaler Unterdrückung oder aus Gründen des Familienzusammenhalts.
Zur Legitimation ihrer Ausgrenzung wird das Konzept der Nation herangezogen. Deutsche Nationalität und Staatsbürgerschaft, die auch den Rechtsstatus regelt, wird im Grundgesetz der Bundesrepublik ethnisch (vgl. Art 116 GG) über eine gemeinsame Abstammung bestimmt. Immigrantinnen werden demzufolge als Nicht-Deutsche einer fremden nationalen oder ethnischen Gruppe zugeschlagen und von staatsbürgerlichen (und anderen) Rechten ausgeschlossen.
So ist ein ethnisch begründeter Nationalismus immer auch sexistisch, indem Frauen als Gebärerinnen und Reproduzentinnen der Nation funktionalisiert werden, oder indem sie in Kriegszeiten als Kriegsbeute und „Eigentum“ der unterlegenen Männer vergewaltigt werden (vgl. Jalusic 1994 und Papic 1994).
Dies scheint besonders bedrohlich angesichts der gerade neu gefundenen Solidarität unter Frauen.
Frauen als Angehörige von Minderheiten müssen sich gegenüber einheimischen Frauen ihre Rechte zum Teil mit den gleichen Argumenten erkämpfen, wie Feministinnen sie gegen Männer vorbringen.
Die anfänglich reklamierte Vormachtstellung des weißen Feminismus im Rahmen der internationalen Frauenbewegung ist schon früh auf Wider-ration mit Männern. Der Separatismus weißer Feministinnen ist für viele andere Frauen unverständlich; sie empfinden die Männer ihrer eigenen Rasse und Kultur als ebenso unterdrückt und benachteiligt wie sich selbst.
Christa Wichterich beschreibt die inhaltlichen Differenzen, die auf dem Weltfrauenkongreß 1975 in Mexiko aufbrachen, wie folgt: „Frauen aus den Ländern des Westens sagten dem Mangel an Selbstbestimmung und Chancengleichheit sowie sexueller Unterdrückung ihren Kampf an…. Für Frauen aus der Dritten Welt hatte dagegen der Kampf gegen Armut und „Unterentwicklung“, für nationale und soziale Befreiung Priorität. Während Nord-Frauen für eine autonome Organisierung unter Ausschluß von Männern plädierten, glaubten Süd-Frauen, ihre Probleme nur gemeinsam mit ihren Männern lösen zu können. Ebenso ratlos wie ignorant reagierten Nord-Frauen als sie damit konfrontiert wurden, daß Süd-Frauen über die „Vereinbarkeit von Familie und Beruf” und Chancengleichheit der Karriere nur müde lächeln konnten, daß es ihnen statt dessen zuallererst darum ging, daß ihre Töchter lesen und schreiben lernen und sie nicht zu weit zur nächsten Wasserstelle zu laufen haben. Eine Lateinamerikanerin sagte: „Wir Frauen der Dritten Welt möchten erst einmal das Ziel erreichen, solche Nöte wie unsere Schwestern in den Industrieländern haben zu können.“ (Wichterich 1995,10).
Fin erster Kooperationsversuch wurde Anfang der 80er Jahre gemacht mit einem gemeinsamen Kongreß ausländischer und deutscher Frauen 1984 in Frankfurt, der jedoch in der deutschen Frauenbewegung kaum ein Echo fand. Die Rassismus-Diskussion wurde hier erst Anfang der 90er Jahre aufgenommen; inzwischen haben sich die Migrantinnen und Schwarzen Deutschen verstärkt in der internationalen Frauenbewegung verortet (vgl. Ruf/Ruppert 1994,162ff).
Das Jahr 1975 wurde von der UN zum internationalen Jahr der Frau erklärt und mit der ersten Weltfrauenkonferenz in Mexiko eingeleitet. 1980 folgte die zweite Konferenz in Kopenhagen, 1985 in Nairobi die dritte, die vierte fand im September 1995 in Peking statt. Die Konferenzen werden auf der Ebene der nationalen Regierungen gestaltet. Die offiziellen Konferenzdokumente (Aktionsplan von Mexiko, Aktionsprogramm von Kopenhagen, Zukunftsstrategien von Nairobi) sind allerdings völkerrechtlich nicht bindend und handlungsverpflichtend, sie können allenfalls moralischen Druck erzeugen. Parallel zu den offiziellen Konferenzen finden die sog. NGO-Foren statt (NGO=Non Government Organizations). Sie bilden den Kern einer internationalen Frauenbewegung und verstehen sich als Korrektiv zur Regierungspolitik und als Frauenlobby. Zu den Diskussionen und Inhalten (vgl.u.a. Wichterich 1995, 8–32 ).
Carol Bellamy, die Direktorin des Kinderhilfswerks UNICEF sagt dazu in einem Interview: „Geburtenplanung kann nie zwangsweise funktionieren, sondern nur dann, wenn es Frauen und Kindern besser geht, wirtschaftlich und sozial. Mädchen, die länger die Schule besuchen, bekommen weniger Kinder; nur die Pille zu verteilen oder Abtreibungen zuzulassen nützt nichts.“ (Süddeutsche Zeitung, Magazin Nr.34, 28.8. 1995, S.13)
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© 1996 Leske + Budrich, Opladen
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Cordes, M. (1996). Frauenpolitik im internationalen Rahmen. In: Frauenpolitik: Gleichstellung oder Gesellschaftsveränderung. Analysen, vol 53. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-322-97318-4_9
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-322-97318-4_9
Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden
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