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Brücken von der Mikro- zur Makrowelt

Eine fachdidaktische Übung zum Inhalt „Arbeitslosigkeit“

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Politik als Kern der politischen Bildung

Part of the book series: Schriften zur politischen Didaktik ((POLDID,volume 24))

Zusammenfassung

Ziel politischer Bildung ist es, bei Schülern „Verständnis für Politik zu wekken und Einsichten in politische Zusammenhänge zu ermöglichen“2, um sie zu einer eigenständigen rationalen Urteilsbildung zu befähigen. Dafür gilt ein politisches Grundwissen als erforderlich, dessen Kernbestand aber nicht sicher formuliert werden kann — auch wenn dies immer wieder versucht wird. Das Grundwissen besteht sowohl aus Fakten- wie aus Kategorien- und Begriffswissen (Theorien). Die Wissensverwendung ist abhängig vom situativen Kontext und der eingenommenen Perspektive. Im Falle politischer Bildung ist daher zu unterscheiden, ob soziales Alltagswissen (Situationsbewältigung), Institutionenwissen (Entscheidungen in den gesellschaftlichen Systemen Politik, Recht, Wirtschaft) bzw. Sozialwissenschaft (Analyse) vermittelt werden sollen. Im Fach Sozialkunde (Gemeinschaftskunde) kommt erschwerend hinzu, daß die Bezugswissenschaften plural sind: Bezugswissenschaften sind neben Politikwissenschaft mindestens Rechtswissenschaft, Wirtschaftswissenschaft (Volks- und Betriebswirtschaftslehre) und Soziologie.

„Wir entrinnen dem Politischen auf keinem Schritt unseres Tagesablaufs: vom Frühstückstisch mit Radionachrichten bis zu den Bildnissen der Briefmarken, von der Wohnungssuche bis zur Denazifizierung, von der Berufswahl bis zur Partei der Parteilosen, vom Eierpreis bis zum ‚Elternrecht‘. Wollten wir die Politik ignorieren, dann müßten wir unser Dasein verneinen.“

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Literatur

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  3. Die Kontextualisierungstheorie und die Verwendungsforschung untersuchen solche Prozesse der Umkodierung von Wissen im Fluß des Wissens zwischen institutionellen Diskurskontexten. In einer wegweisenden mathematikdidaktischen Studie entwickelt dieses Konzept Götz Krummheuer, Lernen mit Format. Elemente einer interaktionistischen Lerntheorie — diskutiert an Beispielen mathematischen Unterrichts, Weinheim 1992. Gekennzeichnet werden „kollektive formatierte Argumentationen“; Lernen wird als „innerpsychische Konstruktion von Rahmungen“ bezeichnet. Vgl. Reinhard Kreissl, Diskurskontexte und Umkontextierungen, in: Wolfgang Bonß/ Rainer Hohlfeld/Regine Kollek (Hrsg.), Wissenschaft als Kontext — Kontexte der Wissenschaft, Hamburg 1993, S. 95–102, hier S. 98f. Referenzdisziplinen sind die Wissenschaftssoziologie, bes. die Verwendungsforschung.

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  10. Mein Dank gilt Andreas Raulfs für die Überlassung des Materials, insbesondere seiner „Seminararbeit zum Unterrichtspraktikum WS 1987/88“, aus der hier zitiert wird. Es fehlt für die fachdidaktische Analyse eine Bestandszusammenführung von solchen Planungsdokumenten. Stundenentwürfe und Praktikumsberichte sammeln sich bei Lehrern, Fachleitern, Hochschulfachdidaktikern — oder landen im Papierkorb.

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  11. Der Mathematiklehrer nennt dieses Muster „Veralltäglichung“. Vgl. Krummheuer 1992, a.a.O. und Jörg Voigt, Interaktionsmuster und Routinen im Mathematikunterricht. Theoretische Grundlagen und mikroethnographische Falluntersuchungen, Weinheim/Basel 1984.

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  14. Zu beachten ist auch die enorme Zeitverzögerung, die durch diesen Prozeß der medialen Transformation regelmäßig entsteht. Die Quelle von 1975 kann aber 1995 durchaus eingesetzt werden, insofern es um einen verallgemeinerungsfähigen Problemzusammenhang geht. Dies gilt auch für den unten vorgeschlagenen „WilliText“, der ebenfalls aus dem Jahr 1975 stammt. Problematischer scheint mir der Wechsel im Medium von mündlichem Interview (Hörbild) zur schriftlichen Textquelle!

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  22. Aus: Gerhard Paul/Ali Wacker: „Willi B., 23 Jahre, arbeitslos.“Die deutsche Jugend, 1975, Heft 8, S. 359–367, in Auszügen auch in Sybille Laturner/Bernhard Schön, Jugendarbeitslosigkeit. Materialien und Analysen zu einem neuen Problem, Reinbek 1975, S. 13–16. Wenn der Leser die didaktische Übung fortführen möchte, kann er die gekürzten Stellen (Auslassungspunkte) am Original nachprüfen und so den Prozeß meiner didaktischen Transformation kontrollieren.

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  27. Insofern auch die Begriffe Mikro-/Makrowelt bzw. System/Lebenswelt eine bipolare Relation nahelegen, sind sie m. E. didaktisch eher irreführend. Grundlegend dazu Jürgen Habermas, Theorie des kommunikativen Handelns, 2 Bde., Frankfurt 1981; innovativ auf fachdidaktische Reflexion übertragen zuerst bei Dagmar Richter, Herausforderungen und Lebenswelt. Probleme der Vermittlung von wissenschaftlichen und lebensweltlichen Erkenntnisweisen, in: Bernhard Claußen/Walter Gagel/Franz Neumann (Hrsg.), Herausforderungen — Antworten. Politische Bildung in den neunziger Jahren, Opladen 1991, S. 251–264.

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  29. Wissenschaft kann als System, aber auch als Lebenswelt, als privater Glaubenskrieg zwischen unterschiedlichen Forschergruppen beschrieben werden, ebenso Politik als Kungeln und Mauscheln in persönlichen Beziehungen und Abhängigkeiten. Umgekehrt können die Regelmäßigkeiten des Alltagswissens Gegenstand sozialwissenschaftlicher Forschung werden usw.

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  30. Der Leser könnte die Deklinationsübung nun z. B. auf das Material der Familie Überall (vgl. den Beitrag von Gotthard Breit in diesem Band) anwenden. Eine weitere didaktische Übung zum „Stille-Post-Effekt“ findet der Leser in Tilman Grammes, Schlüsselqualifikation Gestaltungskompetenz, in: Peter Weinbrenner (Hrsg.), Schlüsselqualifikationen in der politischen Bildung, Wetzlar 1991, S. 9–38. Hier wird ein Lehrlingskonflikt in einem Großunternehmen rekonstruiert. Das hier nur angedeutete didaktische Rahmenkonzept wird mit vielen Unterrichtsbeispielen grundsätzlicher entfaltet in Tilman Grammes, Kommunikative Fachdidaktik. Eine Didaktik der Sozialwissenschaften, Opladen 1995 (i.E.).

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Grammes, T. (1995). Brücken von der Mikro- zur Makrowelt. In: Massing, P., Weißeno, G. (eds) Politik als Kern der politischen Bildung. Schriften zur politischen Didaktik, vol 24. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-322-97299-6_5

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