Sehnsucht nach Gewißheit

Zusammenfassung

Wahlerfolge rechtsextremer Parteien, Aufmärsche rechtsextremer Organisationen, ein dramatisches Ansteigen fremdenfeindlicher Straftaten, das Anwachsen einer rechtsextremen jugendlichen Subkultur und das Vorhandensein eines nicht unbeträchtlichen fremdenfeindlichen Einstellungspotentials, das immer unverhohlener in Erscheinung tritt, belegen eindeutig: Im Zuge des deutschen Vereinigungsprozesses hat der Rechtsextremismus in Deutschland, in Ost wie in West, eine neue Dimension, eine neue Qualität angenommen (Heinemann/Schubarth 1992; Förster u. a. 1993; Pfahl-Traughber 1992). Besonders seit den Ereignissen von Hoyerswerda, RostockLichtenhagen, Mölln und Solingen wird deshalb verstärkt nach den Ursachen für diesen Rechtstrend gesucht. Die meisten Erklärungsversuche gehen dabei von sozialen Wandlungen in der Lebenslage der Menschen durch gesellschaftliche Individualisierungsprozesse aus, die unter bestimmten Bedingungen Anknüpfungspunkte für rechtsextreme Ideologiemuster darstellen. Andere Erklärungsansätze beziehen sich auf die Theorie von Adorno u. a. über die autoritäre Persönlichkeit, wieder andere auf individualpsychologische, gruppensoziologische oder extremismustheoretische Ursachenfaktoren. In jüngster Zeit wird darüber hinaus für den wachsenden Rechtsextremismus verstärkt eine veränderte politische Kultur in der Bundesrepublik Deutschland verantwortlich gemacht. Schließlich wird in der aktuellen Diskussion auch häufig die Frage nach gemeinsamen und unterschiedlichen Ursachen für Rechtsextremismus in Ost- und Westdeutschland gestellt.