Zusammenfassung
Europa befindet sich seit Beginn der 90er Jahre in einer Umbruchsituation, wie sie seit Ende des 2. Weltkrieges nicht erlebt wurde. Ohne Antwort auf neue Fragen wird nun klar, daß auch die alten Fragen noch ungelöst sind: das Europa der Nationalstaaten ist präsenter denn je, die Einigungsbestrebungen sind vor allem von ökonomischen Interessen bestimmt, das „Europa der Bürger“ noch ein Wunschtraum. Jetzt wird auch hier deutlich, was in anderen Umwälzungsfeldern, wie z.B. der Entwicklung der Dritte-Welt-Länder, längst deutlich geworden war: ökonomistisch verengte Konzepte stoßen sehr schnell an ihre Grenzen, wo sie nicht auf die sozio-kulturelle Basis einer breiten Zustimmung unter den Bevölkerungen bauen können. Dieses Problem läßt sich aber nicht durch das demokratische Prinzip von Mehrheitsentscheidungen lösen, denen die Minderheiten sich zu fügen hätten: in der Vielfalt der europäischen Kulturen ist Gleichwertigkeit zwischen Nationen oberstes Gebot auch oder gerade dort, wo (welt-)politisch oder ökonomisch große Unterschiede bestehen. Dem Europa der Wirtschaft und der Politik, dessen Schaffung auf weitgehend zentralistischen Ebenen wirklich notwendig sein mag, muß das Europa der Bürger komplementär sein, das „von unten” zu schaffen ist. Dem Konzept eines interkulturellen Lernens, das über die Anerkennung des Anders-Seins das Gemeinsame definieren und bekräftigen will, kommt damit eine Bedeutung zu, die überhaupt nicht überschätzt werden kann.
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Anmerkungen
Eine erste Fassung der Thesen ist erschienen in: H. Oberste-Lehn, W. Wende (Hrsg.), Handbuch Internationale Jugendarbeit. Interkulturelles Lernen. Düsseldorf 1990. Die vorliegende Fassung ist eine Überarbeitung. Sie orientiert sich an der in englischer und französischer Sprache erschienenen Überarbeitung: Jeunesse pour l’Europe. Guide de formation. La formation interculturelle pour plus de qualité dans les échanges de jeunes. Bureau d’Echanges de Jeunes de la Communauté Européenne pour la Commission des Communautés Européennes. Bruxelles 1992
A. Mitscherlich, Die dialektische Funktion, die Erziehung erfüllen sollte. In: H. Haase (Hrsg.), Alexander Mitscherlich, Gesammelte Schriften. Band III: Sozialpsychologie I. Frankfurt 1983, S. 33
Zitiert nach R. Bergler, Vorurteile und Stereotypen. In: A. Heigl-Evers (Hrsg.), Sozialpsychologie. Band 1: Die Erforschung der zwischenmenschlichen Beziehungen. Weinheim-Basel 1984, S. 238
Entwickelt in: G.W. Allport, Die Natur des Vorurteils. Köln 1971
D. Breitenbach, Interkulturelles Lernen und internationale Verständigung in der internationalen Jugendarbeit: eine theoretische Einführung. In: Ders. (Hrsg.), Kommunikationsbarrieren in der internationalen Jugendarbeit. Band 1. Saarbrücken-Fort Lauderdale 1979, S. 13
G. Then, Sozialerziehung. Soziales Lernen. In: Ch. Wulff (Hrsg.), Wörterbuch der Erziehung. München 1974, S. 539
Ausführlich siehe H. Otten, Zur politischen Didaktik interkulturellen Lernens. Opladen 1985, S. 47 ff.
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© 1994 Institut für angewandte Kommunikationsforschung in der außerschulischen Bildung, Bonn
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Otten, H. (1994). Interkulturelle Jugendarbeit. In: Otten, H., Treuheit, W. (eds) Interkulturelles Lernen in Theorie und Praxis. Schriften des Instituts für angewandte Kommunikationsforschung, vol 5. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-322-97282-8_2
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Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden
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Online ISBN: 978-3-322-97282-8
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