Zusammenfassung
Klaus Barbie war im Frankreich der Besatzungszeit ohne jeden Zweifel einer der grausamsten unter den höheren Gestapo-Offizieren. Er war auch einer der Nationalsozialisten, die seit der Vernichtung des III. Reiches ihren Überzeugungen am stärksten treu geblieben sind, einer von den „Kriegsverbrechern“, die sich am entschiedensten der Justiz ihres Landes bzw. jener ihres Feindes entzogen haben. Er hat die Polizeibehörden herausgefordert, er ist ihnen mit Verachtung entgegengetreten und hat sich über sie lustig gemacht. Weil er nicht vorhergesehen hatte, daß in Bolivien ein demokratischer Präsident die Macht antreten würde, wurde er schließlich gefangen genommen und an den Ort seiner Vergehen zurückgebracht, allein in einer Zelle des Gefängnisses, in das er so viele seiner Opfer eingeliefert hat.1
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Literatur
Nachdem 1982 in Bolivien eine demokratische Regierung unter Siles Zuazo die Regierung übernommen hatte, war Barbie, der dem Militärregime als Berater gedient hatte, im Januar 1983 in La Paz verhaftet und dann nach Frankreich abgeschoben worden. Er wurde im Lyoner Gefängnis Fort Montluc inhaftiert.
Barbie war schon 1947 und 1954 in Frankreich jeweils wegen Mordes bzw. Beteiligung an Morden an Widerstandskämpfern in 4342 Fällen in Abwesenheit zum Tode verurteilt worden. Die Verurteilungen waren bei seiner Verhaftung 1983 bereits verjährt.
Da Barbie nach dem Grundsatz ne bis in idem für seine Kriegsverbrechen nicht noch einmal verurteilt werden konnte, galt es für die Anklagebehörde, Barbie unverjährbare Verbrechen gegen die Menschlichkeit nachzuweisen, die noch nicht Bestandteil der voraufgegangenen Verfahren gewesen waren. So konnte man ihm u.a. im Verlauf des Prozesses nachweisen, daß er fur die Deportation von jüdischen Kindern und ihren Betreuern aus einem Kinderheim in Izieu/Ain im April 1944 verantwortlich gewesen war. 1987 wurde Barbie wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit in siebzehn Fällen zu lebenslanger Haft verurteilt. Barbie starb Ende September 1991 im Lyoner Gefängnis im Alter von 77 Jahren an Blutkrebs.
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© 1993 Leske + Budrich, Opladen
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Aron, R., Stark, J. (1993). Der Fall Barbie: Verbrechen gegen die Menschlichkeit. In: Stark, J. (eds) Über Deutschland und den Nationalsozialismus. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-322-97269-9_35
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-322-97269-9_35
Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden
Print ISBN: 978-3-322-97270-5
Online ISBN: 978-3-322-97269-9
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