Zusammenfassung
Man hat das Recht, die Verweigerung des Militärdienstes einfach als eine Möglichkeit des Handelns gegen den Krieg zu begreifen. Einstein wiederholt nach wie vor, daß die einzige Möglichkeit, die Regierungen wieder zur Vernunft zu bringen, darin besteht, ihnen einen Gehorsam zu verweigern, der uns zur Unmenschlichkeit und zum Tode verurteilen würde.2 Das mag sein, aber für diesen Fall fordere ich, „die Wirksamkeit des Mittels“ zu diskutieren; und in diesem Punkte bin ich skeptisch. Man kann auch, einfacher noch, die Verweigerung aus Gewissensgründen als eine nützliche Äußerung gegen den militärischen Geist und gegen die Ideologie des Krieges billigen. Dem pflichte ich bei; aber wie weit kommen wir damit in dieser Richtung?
*Anläßlich der Broschüre: La Paix sans aucune réserve, thèse de Félicien Challaye, G. Canguilhem, Jean Le Mataf, et des textes de Bertrand Russell et d’Alain. (Documents des Libres Propos, No 1, 1932).
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Literatur
Einsteins bekanntester Aufruf zur Kriegsdienstverweigerung ist seine „Zwei-Prozent-Rede“, die er am 14. Dezember 1930 im New Yorker Ritz-Carlton-Hotel gehalten hat. Wenn nur zwei Prozent aller Wehrpflichtigen den Kriegsdienst verweigerten und damit die Forderung verbänden, alle internationalen Konflikte auf friedliche Weise zu lösen, dann wären die Regierungen machtlos. „Keine von ihnen würde es wagen, eine so große Zahl von Menschen ins Gefängnis zu werfen.“ Albert Einstein: Über den Frieden. Weltordnung oder Weltuntergang? Hrsg. von Otto Nathan und Heinz Norden; Bern 1975; p. 133ff.
Zu diesem Ausspruch Bertrand Russells vgl. unten, Text Nr. 24.
*Wenn man hingegen das Problem auf der politischen Ebene studierte, dann würden die Kalamitäten des übersteigerten Krieges zu einem entscheidenden Argument: diese Art der Lösung von zwischenstaatlichen Streitfällen ist absurd geworden. In der Praxis ist der Krieg für alle die größte Katastrophe.
*Auf die gleiche Weise könnte man sich eine relativ logische Ruyssen-These vorstellen: 1) Teilnahme am nationalen Kollektiv; 2) fortwährende Anstrengung im Innern dieses Kollektivs für seine gerechte Politik; 3) selbst im Falle des Zweifels an der Gerechtigkeit des Anliegens (cause), Hinnahme dieser Politik durch den Bürger (citoyen); 4) Im Falle der (offensichtlichen) Aggression, moralische Teilnahme und Verteidigung der nationalen Sache, sowie der nationalen Kultur. [Vgl. dazu unten, Text 24.]
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© 1993 Leske + Budrich, Opladen
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Aron, R. (1993). Reflexionen über den „integralen Pazifismus“. In: Stark, J. (eds) Über Deutschland und den Nationalsozialismus. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-322-97269-9_23
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-322-97269-9_23
Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden
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