Zusammenfassung
Politiker und Wissenschaftler stimmen darin überein, daß das mehrstufige System zur Verteilung des Finanzaufkommens in der Bundesrepublik reformbedürftig ist. Konrad Littmann hielt seine Abschiedsvorlesung im November 1990 „Über einige Untiefen der Finanzverfassung” und kam zu dem Schluß, daß die Notwendigkeit einer Änderung der Finanzverfassung „ganz offensichtlich” sei.1 Der Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung plädiert für mehr Autonomie der Länder auf der Einnahmenseite.2 Insbesondere der Länderfinanzausgleich hat sein Ziel verfehlt. Es ist nicht gelungen, eine gewisse Einheitlichkeit der Lebensverhältnisse im Bundesstaat zu erreichen und zugleich den Ländern auf der Basis ausreichender Finanzen eigenständiges politisches Handeln zu ermöglichen. Die Unabhängigkeit der Länder bei der Ausgabenpolitik ist nur von begrenztem Wert, solange die Entscheidungsfreiheit über die Haushaltsfinanzierung weitgehend beschränkt ist.3 Die Strukturunterschiede zwischen wohlhabenden und armen Ländern haben sich trotz des wachsenden Volumens des Finanzausgleichs vergrößert (vgl. Tabelle 1 im Anhang).4 Die Fehlentwicklung im Finanzausgleich ist schon daraus abzulesen, daß 1990 nur noch Baden-Württemberg und Hessen ausgleichspflichtige Länder waren (vgl. Tabellen 2 und 3 im Anhang).
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Anmerkungen
Konrad Littmann, Über einige Untiefen der Finanzverfassung. Abschiedsvorlesung an der Hochschule für Verwaltungswissenschaften Speyer am 27. November 1990, S. 18 des Manuskripts.
Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung, Jahresgutachten 1990/91, S. 211 ff.
Ebd., S. 212
Rolf Peffekoven, Finanzausgleich im vereinten Deutschland. In: Wirtschaftsdienst 1990, S. 349
Konrad Littmann,Über einige Untiefen der Finanzverfassung. Abschiedsvorlesung an der Hochschule für Verwaltungswissenschaften 1990 a.a.O., S. 13
Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung, Jahresgutachten 1990/91, S. 214
BVerfGE 72, 330 (422)
Hermann Rudolph, Veraltet und ungerecht? Das Bundesverfassungsgericht muß den Streit um den Länderfinanzausgleich schlichten. In: Die Zeit, 6. 12. 1985, S. 33: „Es ist ja wahr: der Länderfinanzausgleich ist kein attraktives Sujet.”
BVerfGE 72, 330 (410)
BVerfGE 72, 330 (416)
Konrad Littmann,a.a.O., S. 11
Ebd., S. 12
Gunnar Folke Schuppert, Frank Dahrendorf, Verfassungsrechtliche und finanzwissenschaftliche Aspekte des Länderfinanzausgleichs, Baden-Baden: Nomos 1985, S. 96
BVerfGE 72, 330 (398)
BVerfGE 72, 330 (400)
Gunnar Folke Schuppert, Frank Dahrendorf, a.a.O., S. 31
BVerfGE 72, 330 (402)
Überzeugend Gunnar Folke Schuppert, Frank Dahrendorf, a.a.O., S. 37 gegen den Antrag des Landes Baden-Württemberg. Das Verfassungsgericht hat sich der Argumentation Baden-Württembergs angeschlossen. Vgl. BVerfGE 72, 330 (401 ff.)
BVerfGE 72, 330 (415)
Ebd.
Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung, a.a.O., S. 210
Ebd., S. 213
Ebd.
Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung, a.a.O., S. 213
Vgl. für den folgenden Abschnitt Wolfgang Renzsch, Föderale Finanzbeziehungen im Parteienstaat. Eine Fallstudie zum Verlust politischer Handlungsmöglichkeiten. In: ZParl 3, 1989, S. 337–345
Wolfgang Renzsch, a.a.O., S. 340
Fritz Scharpf, Bernd Reissert, Fritz Schnabel, Politikverflechtung. Theorie und Empirie des kooperativen Föderalismus in der Bundesrepublik, Kronberg 1976, S. 225 ff.
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© 1992 Leske + Budrich, Opladen
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Landfried, C. (1992). Die Rolle des Bundesverfassungsgerichtes im Finanzstreit zwischen Bund und Ländern. In: Hartwich, HH., Wewer, G. (eds) Regieren in der Bundesrepublik IV. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-97248-4_10
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-322-97248-4_10
Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften
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