Zusammenfassung
„Selbstproduzierte“ Rockmusik wird gegenwärtig in der Jugendarbeit, nachdem es um sie Ende der siebziger Jahre eher ruhig geworden ist, neu entdeckt. Dies gilt gleichermaßen für die Pädagogen wie die Jugendlichen selbst und erfolgt zu einer Zeit, in der die kommerzielle Rockmusik sich einesteils an computergesteuerter Elektronik orientiert und sich andererseits auf das „Ursprüngliche“ und „Livehaftige“ besinnt, wenn auch Letzteres im Amateurbereich mit deutlich abnehmender Tendenz.
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Anmerkungen
Gesetz zur Neuordnung des Kinder-und Jugendhilferechts (Kinder-und Jugendhilfegesetz — KJHG) vom 26.Juni 1990, hier: § 11.
Das KJHG faßt unter „Jugendarbeit“ „offene”, „gemeinwesenorientierte“ und für „Mitglieder” bestimmte Angebote, im einzelnen 1. außerschulische Jugendbildung mit allgemeiner, politischer, sozialer, gesundheitlicher, kultureller, nationalkundlicher und technischer Bildung, 2. Jugendarbeit in Sport, Spiel und Geselligkeit, 3. arbeitswelt-, schul-und familienbezogene Jugendarbeit, 4. innerdeutsche und internationale Jugendarbeit, 5. Kinder-und Jugenderholung, 6. Jugendberatung. In § 13 wird darüber hinaus die sogenannte „Jugendsozialarbeit“ als Förderung der schulischen und beruflichen Ausbildung, Eingliederung in die Arbeitswelt und soziale Integration näher umrissen. Vgl. auch Wiesner/Zarbock (1991).
Vgl. dazu: Sekretariat für gemeinsame Kulturarbeit in NRW (Institut für Pop-Kultur, 1991). Der Dt. Musikrat nennt 1989 bei vorsichtiger Schätzung die Zahl von ca. 50000 Amateurbands im Bereich der alten Bundesländer (vgl. Dt. Musikrat, 1989, 8 )
Die Veranstalter des 1. Treffens deutscher Musikwerkstätten sprechen 1989 von entsprechenden Initiativen in ca. 100 Orten (vgl. Porcher/Ortmann, 1989, 11 ).
Nachtwey (1989, 74): Der Autor verweist in diesem Zusammenhang insbesondere auf einen Beitrag von Rolf Hanusch, Kulturelle Fragmente und Identität, in: deutsche jugend, Nr. 7–8 (1986, 315ff.)
Zur Begründung und Praxis einer sozialräumlichen Jugendpädagogik vgl.Böhnisch/ Münchmeyer (1990) und dieselben (1989, 89–113).
Dies gilt insbesondere fir Arbeitsansätze der Gemeinwesenarbeit, die sich auf die französische Tradition der „animation culturelle“ beziehen. Vgl. dazu etwa Kirchgäßner, 1988, 34–39.
Wicke (1991, 178):,Was für den Umgang mit Musik in der Diskothek gelten mag, gilt noch lange nicht für ihre Rezeption zu Hause unter Kopfhörern und schon gar nicht bei einem Großkonzert mit einem nach Zehntausenden zählenden Publikum.“
Vgl. dazu näher den hier herangezogenen Beitrag von Wilfried Ferchhoff: Jugendstile und Jugendmedien im Lichte des Strukturwandels der Jugendphase (1991, 143–165).
Zur Nachkriegsentwicklung der Jugendhilfe vgl. z.B. den Überblick von Richard Munchmeyer: 40 Jahre Jugendhilfe, in: dji-bulletin, Heft 13, hrsg. vom Deutschen Jugendinstitut e.V. (1989).
Jordan/Sengling bilanzieren in diesem Zusammenhang eine durchaus vorhandene Loyalität vieler sozialer Organisationen und auch vieler Jugendverbände mit den nationalsozialistischen Machthabern (1988, 58).
Zur „Juke-Box“ vgl. etwa: Meister (1974, 11–65)
Landeswohlfahrtsverband Würnembeig-Hohenzollern/ Landesjugendamt (Hrsg.): Mobile Jugendarbeit mit arbeitslosen Jugendlichen. Verlauf und Ergebnisse eines Förderprogrammes 1979–1984 (Stuttgart, 1985, 4 ).
Vgl.: Hoffmeister/ Loh/Pleiner/Stehn: Die Siedlung am Rande der Stadt, Gießen/ Eigenverlag (1985), hier das Kapitel: Die „Tune-Up-Band“.
Dies gilt ähnlich auch für die Praxis der offenen Jugendarbeit, wenn z.B. im August 1991 ein großer süddeutscher Träger in einer Stellenausschreibung fir ein „Teenie-Abendprogramm“ unter dem Stichwort „Medialer Einsatz von…” die Medien Video, Fotolabor, Computer, Disco, Kino, Holz-und Metallwerkstatt auffihrt, nicht aber die Musik in dem von uns verstandenen Sinne als Praxisfeld der Jugendarbeit.
Vgl. dazu: Spengler (1985, 27) und Frith (1981, 13ff.). Hier wird diese Auffassung noch ungebrochen vertreten. Rockmusik gilt als „ehrlich“, „authentisch” und „nichtkommerziell“, während Popmusik als Inbegriff fir eine „industriell-manipulierte Tonalität” steht.
Vgl. dazu: Kulturpolitische Gesellschaft (1980, 9). Hier wird zwischen Volksmusik aus dem deutschsprachigen Raum und der populären Musik mit Wurzeln in der angloamerikanischen Volksmusiktradition unterschieden.
Als Beispiel fir die Auseinandersetzung mit den spezifischen Merkmalen einer Subkultur sei das Buch „Skinheads in Deutschland“ erwähnt (Eberwein/Dreler, 1987). Die Autoren versuchen, die Skinheadszene „von innen” heraus zu beschreiben und gelangen dabei zu differenzierten Aussagen über die Anziehungskraft, die sie für Jugendliche interessant werden läßt. Vielleicht würde das Buch heute — so muß angemerkt werden — anders ausfallen müssen, da sich die Szene im Zuge der Wiedervereinigung erheblich radikalisiert hat.
Musikalische Aktivitäten ermöglichen in besonderer Weise den Ausdruck und das Ausleben von Gefühlen. Im Gruppengefüge kommen dabei gemeinsamkeitsstiftende Erlebnisse und gefühlsmäßige Übereinstimmungen zustande. Gerade das aktive Musizieren stellt eine Bereicherung und Vertiefung des gesamten seelischen Erlebens dar. Vgl. dazu Auerbach ( 1979, 59 ).
In den 80er Jahren gewann eine Diskussion in den Sozial-und Kulturwissenschaften an Bedeutung, innerhalb der der Normen-und Wertewandel in den modernen Industriegesellschaften genauer betrachtet wurde. Stichworte wie „kultureller Umbruch“ bzw. gesellschaftlicher „Orientierungsverlust” bezeichnen die Folge der Auflösung traditioneller Normen und Lebensentwürfe, an deren Stelle die Suche nach einem „Lebensstil“ getreten ist, verbunden mit Erwartungen an soziale Absicherung, an kulturelle Teilhabe und an Möglichkeiten zur Selbstinszenierung. Gerade bei der Erziehung in und außerhalb der Familie treten für die jungen Menschen Orientierungsdefizite dadurch auf, daß die Elterngeneration selbst verunsichert ist bzw. die herkömmlichen Sozialisationsinstanzen (Schule, Ausbildungsbetrieb, Jugendverbände, Kirchen usw.) größtenteils noch keine,Antworten, auf die veränderten Lebenswelten und Orientierungsprobleme gefunden haben. Vgl. dazu Beck (1986), Inglehart (1989) und Kulturpolitische Gesellschaft (1991).
Ein Anekdote aus den Anfängen der Rockmusik berichtet Tennstedt (1979): Die hessische Beat-Band „The Petards“ mußte sich vor Gericht wegen Lärmbelästigung der Anwohner bei einem Konzert in einem mittelhessischen Dorf verantworten. Damit sich das Gericht eine Vorstellung vom entstehenden „Lärm” machen konnte, mußte die Band im Gerichtssaal „eine Probe ihres Könnens abliefern“.
Vgl. dazu: Ebbecke/Lüschper (1987): mehr als ein Drittel der in Dortmund im Rahmen einer Untersuchung befragten Musiker war z.B. älter als 25 Jahre. Vgl. auch: Zimmermann (1989): „Aufwachsen mit Rockmusik — Rockgeschichte und Sozialisation“.
Vgl dazu 1.: Arbeitsgemeinschaft der Musikerzieher Österreichs (Hrsg.): Musik — eine Droge? (1986). Tagungsdokumentation im Band 14 der AGMÖ-Publikationsreihe und 2.: Helmut Rösing ( Hrsg. ) (1991): Musik als Droge? Tagungsdokumentation des Arbeitskreises Studium Populärer Musik e.V
Vgl. Rösing ( 1991, 73ff.): Heavy metal, hard Rock, Punk: Geheime Botschaften an das Unbewußte?
Vgl. Helga Krüger (1985): Sachverständigenkomission Sechster Jugendbericht der Bundesregierung
Vgl. Rentmeister (1985, 30): Die Autorin betont in diesem Zusammenhang die Bedeutung der „individuellen Intuition“ auf diesem Weg, im Sinne jenes „ganzheitlichen Systemgedächtnisses”, das besonders den Frauen seit jeher zugeschrieben werde: „Intuition ist,Lernen aus sich selbst`, im Vertrauen auf sich selbst und die anderen“.
Vgl. Binas (1991): Frauenphantasien — Männerphantasien — Populäre Musik als ein Medium geschlechtsspezifischer Sozialisationsformen
Vgl. zur „Jungenarbeit“ auch: Heimvolkshochschule Alte Molkerei Frille (1988), Sielert (1989) und Brenner/Grubauer (1991).
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© 1993 Leske + Budrich, Opladen
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Hering, W., Hill, B., Pleiner, G. (1993). Rockmusik in der Jugendarbeit — eine Einführung. In: Hering, W., Hill, B., Pleiner, G. (eds) Praxishandbuch Rockmusik in der Jugendarbeit. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-322-97243-9_1
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Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden
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