Pragmatische Wende, Pluralisierung und neue Ansätze

Zusammenfassung

Je näher die Analyse der Konzeptionen politischer Bildung an die Gegenwart reicht, desto schwieriger ist eine eindeutige Kennzeichnung und verläßliche Auswahl der bildungspolitischen Dokumente und fachdidaktischen Konzepte. Angesichts der heftigen Kontroversen um die politische Bildung Ende der 60er, Anfang der 70er Jahre erscheint der Wunsch nach mehr Einigkeit folgerichtig, zumindest der Versuch, einen Minimalkonsens zu formulieren. Das Bild vom Pendel, der mal ins eine, dann ins andere Extrem ausschlägt, trifft aber den Sachverhalt nur halb. Bereits vorher gab es verschiedene “Wendemanöver”: Heinrich Roth hat in seiner Göttinger Antrittsvorlesung für die Pädagogik allgemein die “empirische Wende” gefordert, also die Abkehr von der geisteswissenschaftlichen Pädagogik zu einer empirisch fundierten und theoriegeleiteten Tatsachenforschung. Die Wirkungsuntersuchungen zur politischen Bildung haben dieses Motiv aufgenommen. Dann folgte die “curriculare Wende” (Schmiederer 1977, 143), die eine Rationalisierung von Lehrplanentscheidungen, Unterricht und Bewertungsmaßstäben intendierte. Für viele Fächer ist die permanente Lehrplanrevision inzwischen selbstverständlich. Dennoch haben sich die großangelegten Curriculumprojekte nicht als tragfähig erwiesen, technokratische Fehlformen, z.B. im Bereich der Lernziele, lösten Widerstände aus. Im Gefolge der euphorischen Aufbruchstimmung entwickelte sich auch eine “sozialwissenschaftliche Wende”, die die Frage der Bezugswissenschaft des Faches problematisierte.