Zusammenfassung
Die im folgenden dargelegte empirische Verfahrensweise stellt eine Rekonstruktion der Interpretationsschritte dar, wie sie den Diskursbeschreibungen und der Erstellung einer Typologie vorausgehen. Die dabei zu unterscheidenden Arbeitsschritte der formulierenden Interpretation und reflektierenden Interpretation sind am Fall der vorliegenden Untersuchung zu einer gewissen Reife gebracht, sind aber auch parallel zu dieser Untersuchung vor allem bei der Durchführung von Examensarbeiten1 erprobt worden als eine Abfolge von Analyseschritten, die nicht nur für Texte aus Gruppendiskussionen, sondern auch unter anderen Vorzeichen, für Texte aus Alltagskommunikationen2 oder auch für offene Interviews3 geeignet sind; allerdings nicht dann, wenn die in narrativen Interviews erhobenen Texte auf die „biografische Gesamtformung“ hin interpretiert werden sollen, wie dies in valider Weise mit der von Fritz Schütze exemplarisch herausgearbeiteten und vielfach erprobten Verfahrensweise möglichist4.
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Anmerkungen
Vgl. dazu u.a.: Hans Schmid, “Nachts, wenn ich Bauchschmerzen hab’” - Religiosität von Arbeiterjugendlichen und Konsequenzen für den Religionsunterricht, München 1987 sowie: Ders., Religiosität der Schüler und Religionsunterricht an der Berufsschule. Empirischer Zugang und religionspädagogische Konsequenzen, München 1989 (erscheint) und: Norbert Kellermann, Vom nichtehelichen zum ehelichen Zusammenleben, unveröffentl. Magisterarbeit, Erlangen 1986; Klaus Vahle, Wege der Stigmabewältigung Jugendlicher in einem Notwohngebiet - Eine empirische Analyse, unveröffentl. Magisterarbeit, Erlangen 1988.
Vgl. dazu u.a.: Klaus Städtler, Sozialisatorische Interaktion in der Spracherwerbs-phase, unveröffentl. Magisterarbeit, Erlangen 1986.
Vgl. dazu u.a.: Dieter Schwarz, sowie Jürgen Straub, Theorie und Praxis einer historisch-psychologischen Biografieforschung. Studien zur Entwicklung von gesellschaftlichem Verantwortungsbewußtsein und friedenspolitischem Handeln bei Naturwissenschaftlern, unveröffentl. Dissertation, Erlangen 1989.
Eine zusammenfassende Darstellung der Verfahrensweise findet sich u.a. in: Fritz Schütze, Biographieforschung und narratives Interview; in: Neue Praxis, Heft 3, 1983.
Ralf Bohnsack, Alltagsinterpretation und soziologische Rekonstruktion, Opladen 1983; darin: Kap.1: Grundzüge interpretativen Handelns: die dokumentarische Methode der Interpretation.
Zum Begriff des “formulating” oder der “formulating practices” siehe auch: Garfinkel u. Sacks 1970
Mannheim (1980) spricht in diesem Zusammenhang auch von “funktionalisieren” oder von einem “Erfassen der Funktionalität”. - Wie ich in Kap. 5 darlege, finden wir ein Funktionalisieren, welches durch die “dokumentarische Methode der Interpretation” geleistet wird, bereits dort, wo die Einzeläußerungen der Gruppenmitglieder in ihrer “Funktionalität” im Diskursverlauf erfaßt werden. Die Erstellung einer Typik in dem hier gemeinten Sinne setzt jedoch erst dann ein, wenn ich den Rahmen oder, wie es bei Mannheim auch heißt, den “Erfahrungsraum” der Gruppe seinerseits mit Bezug auf den dahinterliegenden gemeinsamen Erlebniszusammenhang der Gruppenmitglieder interpretiere, also funktionalisiere.
Zur Unterscheidung von intendiertem Sinngehalt und Dokumentsinn bzw. dokumentarischer Interpretation siehe auch Kap. 5
Z.B. dort, wo in der Gruppe “Kaff’ die Jugendlichen sich in gedankenexperimentellen Spielen verlieren (im Zuge der Verhandlung über die pragmatisch-finanzielle Absicherung des eigenen Studiums) und dies selbst bildungsmilieutypisch verorten, indem sie es kommentieren mit: ”Hey, je, je (.) Gymnasium, Gymnasium (.) time out, time out, stopp“ (Kaff, Berufliche Zukunft, 10.22)
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© 1989 Leske + Budrich, Opladen
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Bohnsack, R. (1989). Rekonstruktion der empirischen Verfahrensweise und ihrer Interpretationsschritte. In: Generation, Milieu und Geschlecht. Biographie und Gesellschaft, vol 8. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-322-97196-8_4
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Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden
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