Zusammenfassung
Die Volksrepublik (VR) China wurde erst in den frühen 70er Jahren, mehr als zwei Jahrzehnte nach ihrer Gründung, zu einem vollwertigen Mitglied im System der internationalen Beziehungen. Auf den ersten Blick war dieser verspätete Eintritt in die internationale Politik auf die systematische Isolierung des chinesischen Festlandstaates bzw. seiner kommunistischen Führung durch die USA zurückzuführen. Die frühere Kuomingtang-Regierung Chinas, die von Mao Tse-tung und seinen Partisanen-Streitkräften 1949 in die Flucht geschlagen wurde und die seither quasi im „inneren Exil“ auf der kleinen chinesischen Insel T’aiwan (36000 qkm) residiert, wurde sowohl von den USA als auch den Vereinten Nationen als Vertretung aller Chinesen akzeptiert. Die amerikanische Eindämmungs- und Isolierungspolitik gegenüber dem kommunistischen China stellte indes eine Reaktion auf die Tatsache dar, daß Mao Tse-tung sich gleich nach der Machtübernahme nicht nur an die Sowjetunion „anlehnte“, sondern auch deren weltpolitische Ziele und Aktionen anerkannte. Trotz massiver, ständig heftig werdender Auseinandersetzungen im chinesisch-sowjetischen Binnenverhältnis wurde die Sowjetunion bis Ende der 60er Jahre von der VR China in ihrem Führungsanspruch immer wieder bestärkt. Politik und Propaganda der VR China erweckten allerdings den Eindruck, als hätte die KP Chinas in die Rolle der Sowjetführung schlüpfen und müde gewordenen Weltrevolutionären das Heft aus der Hand nehmen müssen. Bald hatte deshalb die amerikanische Isolierungspolitik jede Bedeutung verloren. Zunehmend isolierten sich die chinesischen Kommunisten selbst vom Weltgeschehen. Auf dem Höhepunkt dieser Entwicklung im Sommer 1967 erklärten sie sogar die kleine, stets für Vermittlerdienste bereitstehende Schweiz zum Feind, um einige Jahre später allerdings durch eine Serie besonders gefährlich anmutender Maßnahmen von sowjetischer Seite in die internationale Diplomatie gleichsam hineinkatapultiert zu werden.
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Literatur
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© 1989 Leske + Budrich, Opladen
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Näth, ML. (1989). Die Außenpolitik der Volksrepublik China. In: Woyke, W. (eds) Netzwerk Weltpolitik. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-322-97187-6_10
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