Zusammenfassung
Die Politikwissenschaft ist in ein System von Nachbardisziplinen eingebunden, auf deren Kooperation sie angewiesen ist, um ihre eigenen Ziele erreichen zu können. Dazu gehören auch die „allgemeine“ und die „politische“ Soziologie. Der Ausdruck „politische Soziologie“ ist wegen des Adjektivs „politisch“ freilich ein eher irreführendes Kürzel. Vorzuziehen ist der Ausdruck „soziologische Analyse von Politik“. Um Ort und Eigenart soziologischer Analyse von Politik im System der Politikwissenschaft und ihrer Nachbardisziplinen bestimmen zu können, ist zunächst von einer Definition von „Politik“ auszugehen. Politik sei hiermit definiert als „Verwandlung von Interessen in Recht und öffentliche Maßnahmen“ . Ähnlich hat schon Hermann Heller (1932: 205) den Gegenstand jener Disziplin zu umschreiben versucht, die er Politikologie zu nennen vorschlug. Diese Definition versucht eine lange Denktradition zusammenzufassen. Die Tradition soziologischer Analyse von Politik läßt sich in Europa über mehrere Generationen zurückverfolgen bis zu Tocqueville, Lorenz von Stein, Marx und Engels Sie sind die ersten beiden Generationen. Ihre Veröffentlichungen liegen zwischen 1830 und 1890. Ihr großes Thema war die Entdeckung und Analyse der sozialen Bewegungen, die sich hinter der Oberfläche der politischen Ereignisse vollziehen. Bei Tocqueville ist es die große Bewegung zur Gleichheit, bei Marx-Engels die Klassenbewegung, bei Lorenz von Stein ebenfalls die vom Klassengegensatz angetriebene soziale Bewegung, die von der industriellen und politischen Revolution des 18. Jahrhunderts bis in die Gegenwart führen. Der Versuch, Staat auf Gesellschaft zurückzubeziehen und Politik in einem übergreifenden gesellschaftlichen, insbesondere wirtschaftsgesellschaftlichen, Zusammenhang zu verstehen, ist seither konstitutiv für die Soziologie der Politik geblieben. Freilich verschoben sich die Schwerpunktthemen der Analysen.
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Fijalkowski, J. (1989). Soziologie, politische Soziologie und Regierungslehre. In: von Bandemer, S., Wewer, G. (eds) Regierungssystem und Regierungslehre. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-322-97186-9_5
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