Zusammenfassung
Die Reetablierung der Politikwissenschaft im westlichen Nachkriegsdeutschland verdankt sich zu nicht unwesentlichen Teilen bildungspolitisch artikulierten Einsichten in die objektiven Bedürfnisse einer humanen Gesellschaft nach einem funktionstüchtigen demokratischen politischen System (siehe Kastendiek 1977, 152 ff). Mit dem daraus ableitbaren, die Freiheit von Forschung und Lehre freilich nicht schmälernden, sondern lediglich im Sinne grundgesetzlicher Antifaschismusklauseln negativ bestimmenden allgemeinen Mandat erwächst politologischem Bemühen die Funktion einer Demokratisierungs- und Aufklärungswissenschaft. Daß die Erfordernisse dieser Doppelfunktion bis in die Gegenwart und vorhersagbare Zukunft hinein nicht obsolet geworden sind, ließe sich nicht trotz, sondern gerade wegen der gesellschaftlichökonomischen Entwicklungsverläufe der zurückliegenden Jahrzehnte zeigen, die unter anderem insbesondere durch die von ihnen ausgehende Gefahr einer Bedrohung freiheitlicher Demokratie im Sinne der Chancengerechtigkeit für nachteillose Ungleichheit ebenso wie einer nicht bloß vordergründig bleibenden Volkssouveränität gekennzeichnet sind.
„Man kann auch durch das Lernen ... dümmer werden. Ich denke an die Gefahr ... der ... Borniertheit der Spezialisierung. (...) Sie müssen wissen, daß die Arbeitsteilung der Wissenschaften, die ein Audruck der gesamtgesellschaftlichen Arbeitsteilung ist und mit den sozialen Grundfragen zusammenhängt, sich durch keine Synthese beseitigen läßt“ (Horkheimer 1985, 387 f).
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Literatur
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Claußen, B. (1987). Wissenschafts- und hochschuldidaktische Aspekte der politologischen Profilierung und Professionalisierung von Lehrenden in der Politischen Bildung: Erinnerungen und Aussichten. In: Hartwich, HH. (eds) Politikwissenschaft. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-322-97185-2_14
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Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden
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