Zusammenfassung
Es mag nützlich sein, sich zunächst einige Gedanken über die Selbstverständlichkeit zu machen, welche die Vorstellungen um persönliche Identität kennzeichnet. Im alltäglichen Umgang mit der Wirklichkeit begreifen wir vielerlei nur unter dem Aspekt der Typik, der Wiederholbarkeit: Gegenstände wie Sandkörner und Gräser, Bäume und Rinder; aber auch Eigenschaften wie warm und kalt, groß und klein; desgleichen Ereignisse wie Regen und Donner, Sonnenaufgang und Steuererklärungen. Gewiß erfassen wir oft auch Mitmenschen unter funktionaltypischen Aspekten; aber wenn wir das tun, so im bewußten Absehen von unserem Wissen, daß sie ‚wie wir‘ sind und ich ‚wie sie‘ bin. Bei ihnen wie bei mir ist die gegenseitige Erfassung und das wechselseitige Handeln auf einer eigenartigen, sagen wir lebensweltlichen, Einheit des Sinns gegründet. Diese Einheit des Sinns ist nicht eine logische Geschlossenheit, das heißt nicht die Abwesenheit von Widerspruch. Sie ist eine Einheit des Lebens, aber eines Lebens, das einen Anfang und ein Ende hat, und zwar einen Anfang und ein Ende anderer Art als das Entstehen und Vergehen für sich sinnloser Dinge1.
Erstveröffentlichung in: Klingenstein, G., Lutz H., Stourzh, G. (Hrsg.), Biographie und Geschichtswissenschaft Bd. 6, Wien 1979, 29 – 46.
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Literatur
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© 1988 Leske + Budrich, Opladen
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Luckmann, T. (1988). Persönliche Identität und Lebenslauf — gesellschaftliche Voraussetzungen. In: Brose, HG., Hildenbrand, B. (eds) Vom Ende des Individuums zur Individualität ohne Ende. Biographie und Gesellschaft, vol 4. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-97182-1_4
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