Zusammenfassung
Von den amerikanischen Political Culture-Forschern ist es besonders L.W.PYE, der nicht nur eindringlich auf alle Ansätze, die psychoanalytische Betrachtungsweise auf die politische Analyse anzuwenden, hinweist, sondern der auch selbst in seinen Arbeiten1 „the new revolutionary concept of man“, die revolutionären Ergebnisse der modernen Tiefenpsychologie einzubringen versucht. Durch Integration von Psychologie und Soziologie bemühte er sich, über individual-psychologische Erkenntnisse aus der Mikroanalyse zu einer „nationalen politischen Psychologie“ zu gelangen.2 PYE zeigte sich in seinen Interpretationen der „psychological and subjective dimensions of politics“ nachhaltig beeinflußt von der ‚Freudian revolution‘,3 den bahnbrechenden Arbeiten H.LASSWELLs,4 der monumentalen Arbeit von Th.ADORNO et al.5 und den Studien E.ERIKSONs.1
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Literatur
Vgl. L.W.PYE, 1960, Personal Identity and Political Ideology, in: D.MARVICK (ed.), Political Decision-Makers, Glencoe, S.290 ff.; vgl. L.W.PYE, 1962, Politics, Personality, and Nation Building. Burma’s Search for Identity, New Haven; vgl. L.W.PYE, 1965, Introduction: Political Culture and Political Development, in: L.W.PYE/S.VERBA, Political Culture and Political Development, Princeton 1965, S.3 ff.; vgl. L.W.PYE, 1968, Political Culture, in: International Encyclopedia of the Social Sciences, ed. by D.L.SILLS, New York 1968, Vol.12, S.218 ff.; vgl. L.W.PYE, 1972, Culture and Political Science: Problems in the Evaluation of the Concept of Political Culture, in: Social Science Quarterly, Vol.53, No. 2/1972, S.285 ff.
Vgl. L.W.PYE, 1965, Introduction: Political Culture and Political Development, a.a.O., S.10; vgl. L.W.PYE, 1968, Political Culture, a.a.O., 5. 218.
Vgl. L.W.PYE, 1972, Culture and Political Science, a.a.O., 5. 285, 289.
Vgl. L.W.PYE, 1960, Persönlichkeit und politische Ideologie, in: E.KRIPPENDORFF, Political Science, a.a.O., S.30 ff. PYE bezieht sich hier vor allem auf H.LASSWELL, 1930, Psychopathology and Politics, Chicago; und H.LASSWELL, 1948, Power and Personality, New York. LASSWELL war von der psychoanalytischen Annahme ausgegangen, daß alles politische Verhalten aus der Natur der Triebentfaltung des Menschen herrühre. Folglich sei die Dynamik politischer Aktionen in der Struktur der individuellen Persönlichkeit und nicht in den groBen historischen Abläufen zu suchen.
Vgl. Th.W.ADORNO et al., 1950, The Authoritarian Personality, New York. PYE nennt diese Studie „das hervorragende Beispiel“ für eine Verbindung zwischen bestimmten Persönlichkeitsstrukturen und einer besonderen politisch-ideologischen Ausrichtung. Vgl. L.PYE, 1960, Persönlichkeit und politische Ideologie, a.a.O., S. 33.
In seiner Abhandlung „Personal Identity and Political Ideology“ interpretiert und bewertet PYE z.B. die Studie von E.ERIKSON, 1958, Young Man Luther. A Study in Psychoanalysis and History, New York.
Vgl. S.VERBA, 1965, Germany. The Remaking of Political Culture, in: L.W.PYE/S.VERBA, Political Culture and Political Development, Princeton 1965, S.132. Aber auch schon in seiner Studie zur Kleingruppenforschung (S.VERBA, 1961, Small Groups and Political Behavior. A Study of Leadership, Princeton) hatte VERBA gruppendynamische Verfahren auf ihre Identifikationswirkung untersucht.
Vgl. S.VERBA, 1965, Germany, a.a.O., S. 136.
Die deutsche Unfähigkeit zur Demokratie führt VERBA auf die Besonderheit der deutschen Familie zurück: „The father-dominated family... created submissive and dependent individuals.“ (S.VERBA, 1965:136). Diese Begründung geht — wie VERBA zusammen mit ALMOND (1963) verweist — auf die im Zusammenhang mit der Reeducation-Diskussion entstandene Studie von B.SCHAFFNER, 1948, Fatherland. A Study of Authoritarianism in the German Family, New York, zurück.
Vgl. G.ALMOND, 1954, The Appeals of Communism, Princeton. An dieser frühen Studie, die im Rahmen der Forschungsarbeiten des Center of International Studies der Princeton University entstand, beteiligte sich u.a. auch Elsbeth LEWIN. Um psychologische Einsicht in die individuellen Motivationen zu gewinnen, die dazu führen, sich der kommunistischen Bewegung anzuschließen, oder sie wieder zu verlassen, wurde neben 221 Interviews von Kommunisten und Exkommunisten, auch eine Gruppe von Psychoanalytikern, die Kommunisten als Patienten hatten, befragt. Vgl. auch F.STREIFFELER, 1975, Politische Psychologie, Hamburg, S. 20.
Die psychoanalytische Untersuchung von Kommunikationsformen und -strukturen hatte G.ALMOND schon sehr viel früher unter der Leitung von H.LASSWELL kennengelernt. Vgl. G.ALMOND, 1954: XIX. — Wiederholt macht ALMOND auf seine intellektuelle Prägung durch LASSWELL aufmerksam, der die Sichtweise, politisches Verhalten in seinem ‚socio-psychological context‘ zu untersuchen, in der amerikanischen Politikwissenschaft verankert habe. Vgl. G.ALMOND, 1950, The American People and Foreign Policy, New York, S. I X.
F.STREIFFELER kommentiert: „Es wäre falsch, in ALMOND einen Eiferer mit einer antikommunistischen Idiosynkrasie zu sehen; als Wissenschaftler will er nur seiner Regierung helfen, ihre antikommunistische Politik effektiver zu machen. ALMOND war im Gegenteil weitsichtiger als manche seiner fanatischen antikommunistischen Zeitgenossen.“ Vgl. F.STREIFFELER, 1975, Politische Psychologie, S.20 f.
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Pye, L., Verba, S., Almond, G. (1985). Political Culture und ‚Socio-Psychological Context‘. In: Paradigma Politische Kultur. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-322-97171-5_68
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