Zusammenfassung
E.A.ROLOFF ist bisher der einzige Autor, der Politische Kultur explizit als Forschungsansatz der Politischen Psychologie ein-bringt.l Aber schon seine (mindestens äußerliche) Abgrenzung der Erforschung Politischer Kultur2 von Hermeneutik,3 Psychoanalyse,4 Rollentheorie5 und Verhaltensforschung6 macht seine glossierende, provozierende Interpretation7 höchst problematisch. ROLOFF kümmert sich wenig um methodisch-systematische Präzision, weder in seiner Begrifflichkeit, in der Wahl von Methoden und Quellen,8 noch in seinen Definitionen.
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Literatur
Vgl. E.A.ROLOFF, 1976, Psychologie der Politik. Eine Einführung, Stuttgart. - Vgl. ferner: E.A.ROLOFF, 1982, Political Culture - Grenzbereich zwischen Politikwissenschaft und Psychologie, Paper vorgelegt zum ‘Symposion Politische Kultur’, in Tutzing, Marz 1982.
Vgl. besonders E.A.ROLOFF, 1976:111–143: “Der Bundesbürger und seine Verfassung - Der Rechts-Staat oder ‘Unsere tâgliche Selbsttauschung gib uns heute’ - Politische Kultur”. - K.W.WIPPERMANN nannte in seiner Rezension diesen Teil “das umstrittenste Kapitel dieses Buches.” Vgl. in: DAS PARLAMENT v. 12.2.1977, S.15. - Vgl. ferner die Besprechung dieses Buches in: Neue Politische Literatur, Jg. XXII, Heft 3/1977, S.413 f.
Vgl. E.A.ROLOFF, 1976:21 ff.: “Die Gruppe und das Gesetz - Der ‘Fall Jesus’ oder die Macht des Glaubens - Hermeneutik -.
Vgl. E.A.ROLOFF, 1976:53 ff.: “Die Klasse und die Partei - der Kommunismus oder die Ideologie und das sogenannte Unbewußte - Psychoanalyse -.
Vgl. E.A.ROLOFF, 1976:82 ff.: “Die Masse und der Führer - Der Nationalsozialismus oder Macht und Grenzen der Propaganda - Feld-und Rollentheorie -”.
Vgl. E.A.ROLOFF, 1976:144 ff.: “Trieb und Frieden oder Aggression - und kein Ende - Verhaltensforschung -.
Das wird besonders auch in ROLOFFs ‘Einführung’: “Die Seele des Menschen und der Staat oder wozu Politiker die Psychologie (miß-)brauchen - Behaviorismus (1976:1 ff.) deutlich.
Die einzige (ROLOFF) bekannte wissenschaftliche Arbeit über das, was man ‘politische Kultur’ in der BRD nennen kann“, stamme von F.H.TENBRUCK; dessen Beitrag ’Alltagsnormen und Lebensgefühle in der Bundesrepublik’ enthalte ”in unüberbietbarer Klarheit die zentrale Fragestellung in Form einer Arbeitshypothese: ’Lebensgefühle sind die seismographischen Anzeiger, an denen sich ablesen laßt, ob die Antriebe und Bedürfnisse der Menschen sich in gegebenen Institutionen absattigen und abkommandieren lassen, oder ob und wo sie über die Institutionen hinausdrangen, sich ihnen jedenfalls versagen.’ Allragsnormen und Lebensgefühle sind in der Tat die Grundlage von ‘politischer Kultur’,weil sich Lebensbedürfnisse und -erwartungen der Menschen nur in der staatlichen Organisation der Gesellschaft verwirklichen lassen…. Vgl. E.A.ROLOFF, 1976:124 f.
Vgl. E.A.ROLOFF, 1976, Psychologie der Politik, S. 117.
Ober den ‘Behavioristen’ G.A.ALMOND schreibt ROLs OFF: “Almond interessierte sich u.a. dafür, wie man verhindern kann, daß in den kapitalistischen Stâatender Kommunismus für die Massen attraktiv werden könnte; gleichzeitig wollte er herausfinden, ob es den Machthabern in kommunistischen Staaten gelingen könnte, die innere Zustimmung der Massen zum Regime zu gewinnen, oder aber der Zusammenbruch von innen her möglich ist.” Vgl. E.A.ROLOFF, 1976:115 f.
Den positivistischen Behaviorismus sieht ROLOFF als Instrument (im politischen System der USA) zur Beobachtung der Massen zur Sicherung der herrschenden Interessen. Die Psychologie sei so zum Kernbestandteil der Politik und eine entscheidende Waffe im Kampf um die Macht (durch Ermittlung von politischen Einstellungen und Methoden, diese zu Andern oder zu verstärken) geworden. Politische Sozialisation sei als Lernprozeß für eine Erziehung zur Anpassung und Anerkennung der Macht verstanden worden, dessen Endprodukt der millionenfache Spießbürger, geprägt von unschöpferischer Konformität, sei. Vgl. E.A.ROLOFF, 1976:1 ff.
Zum Aufgabenkreis für die amerikanische sozialwissenschaftliche Forschung (zu Beginn der fünfziger Jahre) habe die Entwicklung von Methoden und Modellen für internationales Krisenmanagement, Konfliktanalyse, Entscheidungslehre, Ideologiekritik und Massenwerbung für Demokratie und Marktwirtschaft in aller Welt gehört. Das bedeutete für ROLOFF: Instrumentalisierung des Psychologischen zum Zwecke der politischen Indoktrination. Vgl. E.A.ROLOFF, 1976:1 ff. ‘Wozu Politiker die Psychologie (miB-)brauchen - Der Behaviorismus -.
Der Zusammenhang von Big Business, CIA, FBI und ALMONDs Forschung ist keineswegs abwegig, aber er scheint mir doch in der Bewertung ROLOFFs reichlich überspitzt. “Wer die große Revolution verhindern will, muß dafür sorgen, daß diese Bedingungen nicht eintreten, folgerte der erwähnte G.A.Almond aus seinen Untersuchungen über psychologische
Vgl. E.A.ROLOFF, 1976:115.
ROLOFF bedient sich dabei der einprägsamen “Sage mir… und ich sage dir…1”-Formeln: 1) “Sage mir, welche ‘Führer’ dein Volk wünscht, und ich sage dir, in welcher Gesellschaft du dich befindest.” 2) “Sage mir, wie ein Staat mit seinen Skandalen fertig wird, und ich sage dir, in welcher Gesellschaft du lebst.” 3) “Sage mir, wie Staatsgewalt und ’Öffentlichkeit’ mit ihren radikalen Intellektuellen umgehen - und ich sage dir, wes Geistes Kind die Herrschenden sind.” 4) “Sage mir, worüber du lachst, und ich sage dir, wie frei du bist.” 5) “Sage mir, welche Zeitung du liest, und ich sage dir, wes Geistes Kind du bist. Nicht du machst die Öffentlichkeit, die ’Öffentlichkeit’ macht dich!” Vgl. E.A.ROLOFF, 1976:112 ff.
Hatte ROLOFF im allgemeinen schon auf die Bedeutung von ‘Alltagsnormen und Lebensgefühlen als Grundlage politischer Kultur’ und den zentralen Untersuchungsgegenstand ’Selbstverständnis des Staatsbürgers’ hingewiesen, so nennt er im besonderen noch ’politische Führer als Symbole’, ’Skandale’, ’Witze’, ’öffentliche Meinung’ und ’öffentliche Verkehrsformen’. Aber das genügt ROLOFF nicht: “Ob und wie man singt ’Es ist so schön Soldat zu sein…’ ist ebenso aufschluBreich wie der organi-sierte oder unterdrückte Ausdruck der Empörung der Betroffenen beim Bau eines Kernkraftwerkes. Ob Bürger ihre mittelalterliche Stadt vor den Riesenbunkern der Kaufhauskonzerne erfolgreich oder ohnmächtig zu schützen versuchen, ist ebenso ein Stück politischer Kultur wie die Zustimmung oder Ablehnung gegenüber Fernsehsendungen, ob politische Magazine (’Panorama’ - ’ZDF-Magazin’) oder politisch neutralisierende ’Unterhaltungssendungen’ (’Was bin ich?’)”. Vgl. E.A.ROLOFF, 1976, Psychologie der Politik, 5. 117.
vgl. dazu ausführlich oben, III.Teil, S.355 f.
Vgl. E.A.ROLOFF, 1976:117 f. Er erläutert dort als inhaltliche Fragestellungen: “Wie ordnet der einzelne Staatsbürger seinen ‘Staat’ in sein Bild von sich selbst ein? Was ist überhaupt für ihn ’der Staat’? Sind es die Verwaltungsbeamten, die Abgeordneten, die Regierungen, die Gemeindeverwaltungen; ist es das Finanzamt, die Post oder die Bahn, spricht er von Menschen oder einem anonymen Apparat, nennt er sie ’die da oben’ - ’die machen ja doch, was sie wollen’ - und zählt er sich zum ’Volk’, ist er ’der kleine Mann auf der Straße’, oder sind ’Volk’ oder ’Masse’ immer nur die anderen? Wieweit begreifen die Menschen ’Politik’ als etwas, das sie unmittelbar angeht (’Politik interessiert mich nicht’), oder als ’schmutziges Geschäft’, daB Politik das Heute zwischen einem Gestern und einem Morgen, die Gegenwart zwischen Vergangenheit und Zukunft ist?”
Vgl. dazu ausführlich oben, III.Teil, S.403 ff.
Eine Dokumentation (J.NEVEN DU MONT, 1968, Zum Beispiel 42 Deutsche)unredigierter Selbstdarstellungen von Männern und Frauen verschiedenen Alters und unterschiedlicher Berufe (von der Buchhalterin bis zum Professor für Staatsrecht,vom Bäckermeister bis zur Zimmerwirtin, vom NPD-Mitglied bis zum Verfolgten des Nazismus) sind für ROLOFF “Quellen, aus denen der politische Psychologe Einsichten über ‘politische Kultur’ im bundesdeutschen Alltag schöpfen kann, die tiefer reichen als Meinungsumfragen!” Vgl. E.A.ROLOFF, 1976: 124.
Vgl. dazu ausführlich oben, TII.Teil, S.382 ff.
Vgl. E.A.ROLOFF, 1976, Psychologie der Politik, S. 140.
Vgl. E.A.ROLOFF, ebda.
Vgl. E.A.ROLOFF, 1976, Psychologie der Politik, S. 162.
Vgl. E.A.ROLOFF, 1976:46.
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Roloff, E.A. (1985). Politische Kultur — Psychologie der Politik. In: Paradigma Politische Kultur. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-322-97171-5_35
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-322-97171-5_35
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