Zusammenfassung
Leider ist es eine Tatsache, daß wir kaum geschlossene Überlieferungen von Arbeitern haben. Selbst aus der uns noch „nahen“ Zeit nach 1880 hat sich wenig erhalten. Der Niederschlag in Bildern oder schriftlichen Zeugnissen, die Spuren des Alltags und Lebensäußerungen wurden nicht bewahrt, gerade weil sie als eher durchschnittlich empfunden wurden und weil es Aussagen waren, die die Existenz vieler Menschen beschreiben. Am meisten wissen wir aus autobiographischen Darstellungen. Sie stammen vor allem von Arbeiterführern, zumindest von schrift- und ausdrucksgewandteren Eliten, die daher nur teilweise als repräsentativ für die große Zahl der Arbeiter gelten können. Zugleich aber haben wir vielfach sehr genaue, zum Teil verallgemeinerungsfähige Kenntnisse von strukturellen Bedingungen der kollektiven Existenz der Arbeiterschaft1: von den durchschnittlichen Lebens- und Arbeitsverhältnissen, oder beispielsweise von der Lebenserwartung und der Sterblichkeit. Wir wissen von Zusammenschlüssen dieser Betroffenen, um die Verhältnisse zu bessern, und wir wissen von den Kulturformen, zu deren Ausübung Arbeiter sich zusammenschlossen, wenn sie in ihrer Freizeit nach ihren Bedürfnissen leben konnten. Um vom Leben der Arbeiterschaft etwas zu erfahren, müssen wir also die spärlichen Überlieferungen individueller Existenz im Zusammenhang der kollektiven Formen und Bedingungen sehen, beide Spurenbereiche in ihrem Aussagewert zueinander in Beziehung setzen.
This is a preview of subscription content, log in via an institution.
Buying options
Tax calculation will be finalised at checkout
Purchases are for personal use only
Learn about institutional subscriptionsPreview
Unable to display preview. Download preview PDF.
Anmerkungen
Ich verdanke den Herren Erhard Hertrich und Manfred Brösamle sehr wertvolle Hinweise und Anregungen bei der Entstehung dieses Aufsatzes.
Aubin, Hermann/Zorn, Wolfgang (Hg.): Hdb. der deutschen Wirtschafts-und Sozialgeschichte, Stuttgart 1976, S. 437 u. 616.
StadtAN Nürnberg, Nürnberger Familien. G. P. Fiesenig, Nr. 1.
ebenda
zit. nach: Deutsche Metallarbeiter-Zeitung, Jahrg. 1896, Nr. 15, Beilage.
Gärtner, Georg: Karl Grillenberger, Nürnberg 1930.
Zahlen entstammen dem Anhang der jeweiligen Jahresberichte des Arbeitersekretariats Nürnberg; Tabelle auch bei: Rossmeissl, Dieter: Arbeiterschaft und Sozialdemokratie in Nürnberg, S. 281.
vgl. Hertrich, Erhard: Die Entstehung des ersten Arbeiter-Sekretariats der Freien Gewerkschaften in Bayern, 1979 (unveröffentlichtes Manuskript).
vgl. 10. Jahresbericht des Arbeiter-Sekretariats Nürnberg (1904), S. 132.
vgl. 16. Jahresbericht des Arbeiter-Sekretariats Nürnberg (1910), S. 36.
vgl. 12. Jahresbericht des Arbeiter-Sekretariats Nürnberg (1906), S. 77. Dieser Dienstbotenverein war der erste Versuch einer gewerkschaftlichen Organisation von Dienstmädchen, Waschfrauen, Putzfrauen u. a. im Deutschen Reich.
vgl. hierzu: Rossmeissl: Arbeiterschaft, S. 126 ff.
vgl. hierzu: Ritter, Gerhard A. (Hg.): Arbeiterkultur, Königstein/ Ts. 1979, S. 19.
Zahlenangaben nach: Grebing, Helga: Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung, München 1970, S. 107.
vgl. Labisch, Alfons: Der ArbeiterSamariter-Bund, in: Ritter, G. A. ( Hg. ): Arbeiterkultur, S. 145–167.
StadtAN Nürnberg, Vereinspolizeiliche Akten Vd 15, 1592.
ebenda
vgl. Festbuch des 1. Süddeutschen Arbeiterturnfestes 1912.
vgl. Korff, Gottfried: Volkskultur und Arbeiterkultur, in: Geschichte und Gesellschaft, 5. Jahrg. 1979/41, S. 99.
Jahresbericht des Arbeitersekretariats, Nürnberg 1906, S. 97.
Nach: Weiß, Christian: Die Stadt Nürnberg und ihre Arbeiter, München und Berlin 1914, S. 30.
Editor information
Rights and permissions
Copyright information
© 1980 Springer Fachmedien Wiesbaden
About this chapter
Cite this chapter
Ruppert, W. (1980). Arbeiterschaft 1880–1912. In: Ruppert, W. (eds) Lebensgeschichten. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-322-97154-8_6
Download citation
DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-322-97154-8_6
Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden
Print ISBN: 978-3-8100-0367-6
Online ISBN: 978-3-322-97154-8
eBook Packages: Springer Book Archive