Zusammenfassung
Um zu verstehen, was mit der Vorstellung von Rollenreziprozität ausgedrückt werden soll, ist zunächst eine kleine Einführung in die Rollentheorie notwendig.55 Im Zentrum der Betrachtung stehen die Beziehungen zwischen den Akteuren. Es handelt sich also um eine relationistische Betrachtung. Simmel definiert bereits in diesem Sinne das Individuum relational zu anderen, nämlich als im Schnittpunkt sozialer Kreise stehend. Was aber diesbezüglich das Entscheidende an Simmels Formaler Soziologie ist, und das wurde später in den Untersuchungen zur Sozialstruktur (in der Regel von Gruppen), etwa bei der Netzwerkanalyse aufgenommen, ist, dass jenseits der individuellen Motivation, allein aus den spezifischen Formationen in denen Beziehungen auftreten, Schlüsse über deren Struktur, Innigkeit, Wirksamkeit, Entfaltung der Individualität etc. getroffen werden können.56
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Literatur
In diesem Abschnitt finden sich Anleihen an Stegbauer (2001).
Sehr eindrucksvoll dargelegt in Simmels „Soziologie“ im Kapitel: „Die quantitative Bestimmtheit der Gruppe” (Simmel 1908, zitiert nach 1992: 63–159).
Auch Goffman (1973: 95) setzt sich mit der Begrifflichkeit auseinander: „Es (ist) eine Position und nicht eine Rolle, die man einnehmen, die man ausfüllen und wieder verlassen kann, denn eine Rolle kann nur gespielt werden; aber kein Student scheint diese Logik zu beachten, und ich will das auch nicht tun.“
Aufgrund der Zuschreibung von Rollen durch die Umwelt, nicht nur allein in Gestalt der Interaktionspartner, ergibt sich für Individuen eine ganze Anzahl von Rollen-Identitäten. Diese unterschiedlichen Rollenidentitäten einer Person sind auf spezifische Weise miteinander verknüpft näheres hierzu: McCall und Simmons 1974 ).
Man denke etwa an die Universität des dritten Lebensalters.
Allerdings kritisieren Boorman und White (1976: 1391) an der Rollentheorie, dass die Schlüsse hieraus nicht auf die Ebene der Sozialstruktur übertragen wurden: „The difficulty with reciprocity lies in the fact that it does not push the implications of either of these ideas to their natural conclusion on a social structural level, as we now proceed to do.“
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Stegbauer, C. (2002). Reziprozität von Rollen. In: Reziprozität. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-322-97106-7_5
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-322-97106-7_5
Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden
Print ISBN: 978-3-531-13851-0
Online ISBN: 978-3-322-97106-7
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