Zusammenfassung
Beginnen wir mit einigen Beispielen: Etwa Weihnachtskarten. Warum senden die Leute Weihnachtskarten? Sie übermitteln damit einen Gruß an Freunde und Verwandte, häufig solche, die sie sonst kaum zu Gesicht bekommen. Aber ist dies der einzige Grund? Solche Weihnachtskartenbeziehungen (siehe Schelling 1978: 32) bestehen oft seit Jahren, sie bestehen fort, weil die Beteiligten die Weihnachtskarte vom anderen antizipieren. Eine solche Beziehung lässt sich auch nicht einfach abbrechen, denn der andere Partner würde sich möglicherweise Gedanken wegen des Ausbleibens der üblichen Karte machen. Oft werden die Karten schon früh, relativ vor der Zeit verschickt, nur um nicht in den Ruch zu kommen, man sende die Karte nur, weil man schon von dem anderen eine Karte bekam.
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Literatur
Diese wurde in unnachahmlicher Weise von Justin Stagl (1996) beschrieben und analysiert.
Eine interessante Schilderung der Risiken beim Trampen findet sich bei David Sedaris (1999).
Liegt ein solches Ausbeutungsverhältnis objektiv vor, müssen die Beteiligten dies noch lange nicht auch subjektiv als solches empfinden. Dies liegt an typischen Rollenstrukturen, die etwa regeln, wer fir Hausarbeit und wer für Technik und Politik zuständig ist. Neben solchen Selbstverständlichkeiten, die gerade auch durch Hinterfragen als generalisierte Beziehungsmuster anerkannt werden, hängen auch unterschiedliche gesellschaftliche Bewertungen für verschiedene Tätigkeiten zusammen.
Sicherlich kann der Einzug in eine Wohngemeinschaft nicht nur durch den Zweck des Teilens einer Wohnung begründet werden: etwa ideologisch, pädagogisch oder sozial.
Klassiker der ökonomischen Theorie in diesem Zusammenhang ist Carl Menger (1871).
Gouldner fasst die direkte Reziprozität als eine Norm auf. In ähnlicher Weise thematisiert auch Hondrich (2001a: 572) die Reziprozität: „Aus dem Zusammenleben selbst erwachsen moralische Regeln (nicht immer Handlungen), die so allgegenwärtig und zwingend sind, dass sie den Charakter von Gesetzen annehmen: Die Reziprozität des Erwiderns („Wie du mir, so ich dir“)Chrw(133)”. Auch das, was Gouldner unter generalisierter Reziprozität auffasst, findet sich auch bei Hondrich (200la: 572) wieder: „Kalte Reziprozität wird durch Caritas oder Hilfe fir die Schwachen in Schach gehalten.“
Ab S. 149 informiert ein Kapitel über die Messung und Definition von Beziehungen, bei denen nicht immer Gefühle bedeutsam sind.
Natürlich kann ein Brief auch in einer anderen Weise erwidert werden, als durch seine Beantwortung durch einen ebensolchen. Die Formen des Austausches stehen in einer Abhängigkeit zur Nähe der aufeinander bezogenen Menschen. Hier sind Interdependenzen wahrscheinlich, hängt doch die Nähe zweier Personen oft von ihrer Umgangsform, also Konventionen, die sich aus deren Positionen im Sozialsystem ergeben, ab.
Reziprozität findet sich nicht nur bei den Menschen, sondern sogar bei den Primaten, wie von Hemelrijk (1991) nachgewiesen werden konnte.
Der Begriff „Leistung“ steht für eine Erweiterung der Austauschmedien über materielle Güter hinaus.
Dieses Argument der Einbettung ist gegen den Individualismus gerichtet, gleichwohl individualistische Theorien heute oft ebenfalls sozialintegrative Elemente berücksichtigen. Für Theodor Litt (1919) erscheinen selbst die Versuche Simmels und Wieses zur Überwindung des „Atomismus“ durch die Formale Soziologie gefährlich. Bei den Begriffen „Beziehung” und „Wechselwirkung“ werde die gesellschaftliche Gesamtheit lediglich zum Aggregat von unterschiedlichen Elementen.
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Stegbauer, C. (2002). Einführung. In: Reziprozität. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-322-97106-7_1
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Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden
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