Skip to main content

Frieden in vierzig Jahren

Herausforderungen und unsichere Prognosen

  • Chapter
Die Zukunft des Friedens
  • 207 Accesses

Zusammenfassung

Eine bekannte Sentenz besagt, daß Prognosen vor allem dann schwierig sind, wenn sie sich auf die Zukunft beziehen. Ganz sicher gilt dies für Aussagen, die für einen weit in der Zukunft liegenden Zeitpunkt eine Welt mit den Bedingungen ihres dann gegebenen Seins und den darin enthaltenen Handlungsmöglichkeiten beschreiben wollen. Die Erfahrung lehrt, daß die Wahrscheinlichkeit einer ungenauen Vorhersage mit dem Zeitraum steigt, den sie umfaßt. Der Grund dafür liegt in der Tatsache, daß bei einer Benennung künftiger Entwicklungen eigentlich nur die Kenntnisse über bisherige historische Verläufe in die Zukunft hinein fortgeschrieben werden können. Aber schon Alltagskenntnisse zeigen, daß das menschliche Verhalten offensichtlich unberechenbar ist und daß in der Konsequenz dieser Tatsache plötzlich eintretende Ereignisse nicht auszuschließen sind. Diese Ereignisse mögen zwar mit langfristigen Tendenzen übereinstimmen, aber ihr Eintreten zu einem bestimmten Zeitpunkt und ihre konkreten Wirkungen fir die weitere Entwicklung können nicht vorausgesagt werden. Damit wird allerdings ein Dilemma der Argumentation deutlich. Wollte man nämlich von diesem Prinzip der Fortschreibung gewonnener Einsichten abweichen, würden die Aussagen über längerfristige Entwicklungstrends den Charakter einer unbegründeten Prophetie annehmen. Andererseits stößt die Vorstellung, über lange Zeiträume verlaufende Entwicklungslinien im voraus aus den bisherigen Entwicklungsbedingungen bestimmen zu können, auf den Einwand, daß im Augenblick der Prognose nicht bekannte Faktoren die künftige Entwicklung erheblich beeinflussen können und mehr oder weniger, aber eben nicht genau bestimmbar, beeinflussen werden. Aus der Chaos-Theorie ist aber bekannt, daß kleinste Unterschiede in den Ausgangsbedingungen eines Prozesses beziehungsweise in den Veränderungsbedingungen fortlaufender Prozesse zu anfangs kaum erkennbaren Differenzen in Entwicklungslinien führen. Prognosen müssen noch unbekannte, aber nicht auszuschließende Möglichkeiten künftiger Entwicklungen im Kalkül berücksichtigen, sie erfassen, bewerten und im Grad der Wahrscheinlichkeit ihres Eintretens beurteilen. Nur eine rege Fantasie kann den Blick auf dieses offene Feld von Entwicklungsoptionen eröffnen. Die Betonung der notwendigen Fantasie wirft freilich Probleme auf. Sie ist spontan, ungeregelt und kaum in wissenschaftlichen Denkkategorien zu erfassen. Wichtiger noch ist, daß diese notwendig erscheinende Fantasie auch kaum zu erwarten ist. Ein Blick auf die Zukunftsdarstellung im Film belegt diese These (vgl. dazu u. a. Hömlein/ Heinecke 2000). Science-fiction-Serien, die eine weit in der Zukunft liegende Realität schildern wollen, schreiben beispielsweise nur die jeweils zur Entstehungszeit der Serie vorherrschenden Konflikte, Kulturen, politischen Hierarchien und Einstellungsperspektiven fort.

This is a preview of subscription content, log in via an institution to check access.

Access this chapter

Chapter
USD 29.95
Price excludes VAT (USA)
  • Available as PDF
  • Read on any device
  • Instant download
  • Own it forever
eBook
USD 54.99
Price excludes VAT (USA)
  • Available as PDF
  • Read on any device
  • Instant download
  • Own it forever

Tax calculation will be finalised at checkout

Purchases are for personal use only

Institutional subscriptions

Preview

Unable to display preview. Download preview PDF.

Unable to display preview. Download preview PDF.

Literatur

  • references, Anderson, Jon Lee (2001): Eine Geschichte von Blut und Öl. In: Die Zeit. 08.03.2001

    Google Scholar 

  • Annan, Kofi (2000): Wir, die Völker. Die Rolle der Vereinten Nationen im 21. Jahrhundert. Bericht des Generalsekretärs auf der Millenniums-Versammlung der Vereinten Nationen, vorgelegt am 03.04.2000. Unter http://www.un.org/Depts/german/gs/millenium/a_54_2000 — Stand: 31. 05. 2002

  • Baumann, Zygmunt (2000): Leben oder bloß überleben? In: Die Zeit. 28. 12. 2000

    Google Scholar 

  • Baumann, Zygmunt (1992): Dialektik der Ordnung. Die Moderne und der Holocaust. Hamburg.

    Google Scholar 

  • Boutros-Ghali, Boutros (1992): Die Agenda für den Frieden. Analysen und Empfehlungen des UN-Generalsekretärs — Forderungen an die deutsche Politik. Bonn

    Google Scholar 

  • Cowley, Robert (2000) (Hg.): Wendepunkte der Weltgeschichte. Was wäre gewesen, wenn? München

    Google Scholar 

  • Der Spiegel (2000): Verlorener Kampf. Nr. 52. 25.12. 2000: 137

    Google Scholar 

  • Drechsler, Karl (1999): John F. Kennedy — Nikita Chruschtschow. Gegenspieler. Frankfurt

    Google Scholar 

  • Elias, Norbert (1977): Ober den Prozeß der Zivilisation. 2 Bände. Frankfurt

    Google Scholar 

  • Ferguson, Nial (1997) (Hg.): Virtuelle Geschichte. Historische Alternativen im 20. Jahrhundert. Darmstadt

    Google Scholar 

  • Friedmann, Georg/ Le Bard, Meredith (1991): The Coming War with Japan. New York

    Google Scholar 

  • Gearhart, John D. (2000): Rohstoff Mensch. In: Die Zeit. 19. 10. 2000

    Google Scholar 

  • Gerdes, P. (2001): Teurer Kampf gegen die Versalzung Australiens. Folgenschweres Spiel mit dem schwarzen Peter. In: Neue Zürcher Zeitung. 27.01. 2001: 22

    Google Scholar 

  • Haffner, Sebastian (2000): Geschichte eines Deutschen. Stuttgart/ München

    Google Scholar 

  • Hobsbawm, Eric (1995): Das Zeitalter der Extreme. Weltgeschichte des 20. Jahrhunderts. München/ Wien

    Google Scholar 

  • Hoffritz, Jutta/ Senther, Andreas (2000): Gen wir Geld holen! In: Die Zeit. 12. 10. 2000

    Google Scholar 

  • Horkheimer, Max/ Adorno, Theodor W. (1988): Dialektik der Aufklärung. Frankfurt

    Google Scholar 

  • Hörniein, Frank/ Heinecke, Herbert (2000) (Hg.): Zukunft im Film. Magdeburg

    Google Scholar 

  • IEA (International Energy Agency) (2000): World Energy Outlook 2000. Paris

    Google Scholar 

  • Kapp, J. (2001): Klimaänderung mit weitreichenden Folgen. Die Dritte Welt von Erwärmung am stärksten betroffen. In: Neue Zürcher Zeitung. 20.02. 2001: 3

    Google Scholar 

  • Kennedy, Paul (1993): In Vorbereitung auf das 21. Jahrhundert. Frankfurt

    Google Scholar 

  • Neukirchen, Heinz (1984): Seemacht im Spiegel der Geschichte. Berlin

    Google Scholar 

  • Oakeshott, Michael (2000): Zuversicht und Skepsis. Zwei Prinzipien neuzeitlicher Politik. Berlin

    Google Scholar 

  • Randow, Gero von (2000): Das Jahr der Biopolitik. In: Die Zeit. 28. 12. 2000

    Google Scholar 

  • Roy, Rustum (2000): Giga statt Nano. In: Die Zeit. 03. 08. 2000

    Google Scholar 

  • Schnabel, Ulrich (2001): Wer im Treibhaus sitzt… In: Die Zeit. 25.01.2001

    Google Scholar 

  • Sommer, Theo (2000): Die Grenzen der Fantasie. In: Die Zeit. 21. 09. 2000

    Google Scholar 

  • Spanier, John W./ Nogee, Joseph L. (1962): The Politics of Disarmament. A Study in Soviet-American Gamesmanship. New York

    Google Scholar 

  • Speicher, C. (2000): Silizium — ein Brennstoff mit Zukunft? Vision eines gekoppelten Energie-und Stoffkreislaufes. In: Neue Zürcher Zeitung. 27.12. 2000: 39

    Google Scholar 

  • Tadden, Elisabeth von (2000): Lob des Unvollkommenen. In: Die Zeit. 19. 10. 2000

    Google Scholar 

  • Vorholz, Fritz (2000): Revolutionäre Zellen. In: Die Zeit. 05. 10. 2000

    Google Scholar 

Download references

Authors

Editor information

Astrid Sahm Manfred Sapper Volker Weichsel

Rights and permissions

Reprints and permissions

Copyright information

© 2002 Westdeutscher Verlag GmbH, Wiesbaden

About this chapter

Cite this chapter

Forndran, E. (2002). Frieden in vierzig Jahren. In: Sahm, A., Sapper, M., Weichsel, V. (eds) Die Zukunft des Friedens. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-322-97102-9_19

Download citation

  • DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-322-97102-9_19

  • Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden

  • Print ISBN: 978-3-531-13794-0

  • Online ISBN: 978-3-322-97102-9

  • eBook Packages: Springer Book Archive

Publish with us

Policies and ethics