Zusammenfassung
Es herrscht ein Unbehagen in der Journalismusforschung. Kritik am systemtheoretischen ‚Mainstream‘ entzündet sich vor allem an der Vernachlässigung des journalistischen Akteurs, der sich in Strukturvorgaben aufzulösen droht. Das „Schisma von Akteur- und Systemtheorien“ (Schimank 1988: 619) in der Soziologie hat in der Kommunikationswissenschaft seine Fortsetzung gefunden und spaltet hier sogar die Forschungsbereiche: Auf der Kommunikatorseite dominiert die Systemtheorie, auf der Rezipientenseite der Blick auf den einzelnen Akteur.1 Mittlerweile hat eine Gegenbewegung zur ‚halbierten‘ Journalismusforschung eingesetzt. Am deutlichsten zur Sprache gebracht wird die Kritik von Wolfgang R. Langenbucher, der auf den „genuinen, das heißt selbstschöpferischen Elementen des Journalismus“ (1993a: 127) beharrt und auf das Werk einzelner, herausragender Journalisten verweist. Er differenziert zwischen dem organisatorischen Journalismus als Dienstleistung und dem autonomen Journalismus (‚Großer Journalismus‘) als Kulturleistung, der „Verberuflichung intellektueller Leistungen“ (Langenbucher 1993a: 135). Stephan Ruß-Mohl (vgl. 1997; 1998a) empfiehlt,‚Rational Choice‘-Modelle und die Institutionen-Ökonomik auf publizistisches Entscheidungshandeln anzuwenden und eine redaktionelle Führungs- und Managementlehre zu entwickeln. Auch Irene Neverla konstatiert eine „Wiederentdeckung des Individuums“. Sie empfiehlt allerdings, den Journalisten „nun nicht als autonome Figur, sondern im systemischen Kontext“ (1998b: 55) zu betrachten. Ein Modell der politischen Öffentlichkeit, in dem eine solche Verbindung zwischen Akteur und System hergestellt wird, haben Gerhards und Neidhardt (1993) bzw. Gerhards (1994) ausgearbeitet 2
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Literatur
Gerhards, J. (1994): Politische Öffentlichkeit. Ein system-und akteurstheoretischer Bestimmungsversuch. In: F. Neidhardt (Hrsg.): Öffentlichkeit, öffentliche Meinung, soziale Bewegungen (Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie, Sonderheft 34 ). Op-laden: Westdeutscher Verlag, 77 - 105.
Schimank, U. (1985): Der mangelnde Akteurbezug systemtheoretischer Erklärungen gesellschaftlicher Differenzierung — Ein Diskussionsvorschlag. In: Zeitschrift für Soziologie, 14 (6), 421 - 434.
Schimank, U. (1988): Gesellschaftliche Teilsysteme als Akteurfiktionen. In: Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie, 40 (3), 619 - 639.
Mayntz, R. u.a. (1988): Differenzierung und Verselbständigung. Zur Entwicklung gesellschaftlicher Teilsysteme. Frankfurt a.M., New York: Campus.
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Neuberger, C. (2000). Journalismus als systembezogene Akteurkonstellation. In: Löffelholz, M. (eds) Theorien des Journalismus. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-322-97091-6_13
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-322-97091-6_13
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