Stadtlandschaften und GeschlechterGeographien. Aspekte einer geschlechterbezogenen Stadt- und Raumforschung

Zusammenfassung

Sowohl die Geschlechterforschung als auch die Stadt- und Raumforschung erleben einen seit geraumer Zeit anhaltenden Boom. Beide strahlen interdisziplinär auf andere Fächer, aber bisher noch kaum aufeinander aus: Die Geschlechterforschung hat sich vom „Räumein” (Weichhart 1993) in den Sozialwissenschaften noch wenig anstecken lassen, und umgekehrt zeigt sich die Stadt- und Raumforschung weitestgehend geschlechterblind. Dabei könnten eine geschlechtersensible Raumforschung bzw. eine raumbezogene Geschlechterforschung einen bedeutsamen Beitrag zum Verständnis des ökonomischen, politischen, sozialen und kulturellen Wandels leisten, in dem (nicht nur) die westlichen Industriegesellschaften derzeit begriffen sind. Diese These soll hier in gebotener Kürze und mit den damit verbundenen Risiken am Beispiel des Konzepts der „GeschlechterGeographien”, das ich in die hiesige Debatte einführen und zu einer Kategorie der Analyse des aktuellen Wandels sowohl der sozialräumlichen Verhältnisse als auch der Geschlechterarrangements schärfen möchte, erläutert werden. Der Begriff der GeschlechterGeographien reflektiert die Erkenntnis, daß sozialräumliche Umwelten alles andere als geschlechterneutral konstruiert sind. Annahmen über die Geschlechter und deren Rollen gehen in ihre Gestaltung ein, werden buchstäblich versteinert oder betoniert und machen sich wiederum als Voraussetzungen, unter denen Geschlechterbeziehungen ausgehandelt werden, geltend. Der Terminus soll sich dabei aber nicht nur auf die unterschiedliche Verteilung von Frauen und Männern in distinkten physisch-materiellen Sozialräumen beziehen, sondern auch auf deren symbolisch-geschlechtliche Codierungen, etwa die Imagination von Räumen als „männlich” oder „weiblich”.¹