Soziale Problembewältigung und Umgang mit Kriminalität in einer sich wandelnden Struktur sozialer Milieus

Zusammenfassung

Ein wesentliches Resultat unserer langjährigen kriminologischen Umbruchsforschung besteht darin, daß es zwar einen deutlichen Anstieg der Kriminalität durch den sozialen Umbruch in der DDR bzw. in den neuen Bundesländern gegeben hat, letztendlich aber nur im Sinne einer Angleichung an das Niveau der Kriminalitätsbelastung der alten Bundesländer (Gutsche 1995). Die zweifellos vorhandenen Steigerungsraten sind also dem Systemwechsel und der Veränderung der Gelegenheitsstrukturen zuzuschreiben und nicht dem Umbruch als dramatischem gesellschaftlichem Ereignis mit vielen individuellen Lebenskatastrophen. Wenn man als Kriminologe den Blick nicht auf das Feld der Kriminalität verengt, sondern ihn weitet auf viele andere Formen der Bewältigung von Umbruchsproblemen durch die Ostdeutschen, dann ergeben sich andere, auch für den Kriminologen wichtige Zusammenhänge. Sie betreffen vor allem die Frage, welche Impulse der Umbruch den Menschen in Ostdeutschland verliehen hat, ein Verhältnis zu gesellschaftlichen Abweichungen zu entwickeln, wie es sich im zentralistischen Sozialismus naturgemäß nicht entwickeln konnte.

Bei einer Reihe von statistischen Analysen in Vorbereitung dieses Beitrags, insbesondere bei der Konstruktion sozialer Milieus, konnte ich seinerzeit die Hilfe von Diplom-Mathematikerin Carmen Hennig, Mitarbeiterin an der Kriminologischen Forschungsstelle Berlin, und Herrn Gunnar Stark, Student der Sozialwissenschaften an der Humboldt-Universität, in Anspruch nehmen, wofiir ich an dieser Stelle herzlich danke.