Zusammenfassung
Stand die politische, publizistische und teilweise auch wissenschaftliche Diskussion über das Phänomen des Rechtsextremismus eine Weile lang sehr unter dem Eindruck der fremdenfeindlichen Gewaltwelle seit 1991, so wird in der Forschung mittlerweile nachdrücklich darauf hingewiesen, daß eine Analyse des Rechtsextremismus, die sich allein auf die militante Neonaziszene und rechtsextreme Gewalt konzentrieren würde, die Komplexität des Phänomens verkürzt. Der Blick muß sich auf die Konfiguration von materiellen Bedingungen und politischen Konstellationen, Einstellungen und Deutungsmustern in der Bevölkerung, auf Wähler- und Politikerverhalten, Organisationsnetzwerke und den Bereich zivilgesellschaftlicher Organisation, also die Zirkel von rechten Intellektuellen und ihre Praxis, die Zeitschriften, Verlage, Musikszene und Sportclubs, richten. Insbesondere die Felder der sozioökonomischen, politischen und kulturellen Normalität, also die Bereiche und Vorgänge, in denen sich die rechtsextremen Orientierungen ausbilden, bedürfen der Analyse (vgl. Hennig 1994; Stöss 1994). Diese allgemeine Überlegung rechtfertigt es zu fragen, ob und in welchem Umfang auch unter Studierenden Elemente der rechten Ideologie verbreitet sein könnten.
Es handelt sich im folgenden um Ergebnisse einer am Institut für Sozialforschung durchgeführten Erhebung, die von der hessischen Landesregierung finanziell gefördert wurde. In einer Zufallsstichprobe wurden von uns im Juni und Juli 1994 1.384 Studierende an den fünf hessischen Hochschulen Darmstadt, Frankfurt, Giessen, Marburg, Kassel standardisiert befragt. Daneben wurden zahlreiche offene Interviews und Gruppengespräche durchgeführt.
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© 1996 Westdeutscher Verlag GmbH, Opladen
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Demirović, A., Paul, G. (1996). Rechte Tendenzen unter Studierenden an hessischen Hochschulen. In: Falter, J.W., Jaschke, HG., Winkler, J.R. (eds) Rechtsextremismus. Politische Vierteljahresschrift, vol 27. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-322-97077-0_8
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-322-97077-0_8
Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden
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