Zusammenfassung
Die Häufung ausländerfeindlicher Gewaltaktionen und die Erfolge rechtsextremer Gruppen bei Kommunal-, Landtags- und Europawahlen am Beginn der 90er Jahre ließen bei vielen Beobachtern die Befürchtung aufkommen, der Rechtsextremismus könnte in Deutschland eine Renaissance erleben. In Anbetracht des Verlaufs der deutschen Geschichte in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts besteht zwar Anlaß, dem Phänomen des Rechtsextremismus in Deutschland mit besonderer Wachsamkeit zu begegnen, jedoch wäre es verfehlt, die Unterstützung rechtsextremer Prinzipien und die Präferenz für rechtsextreme Parteien als ein spezifisch deutsches Phänomen einzustufen. Vielmehr treten seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges in allen demokratischen Staaten rechtsextreme Gruppierungen auf und erzielten insbesondere seit der Mitte der 80er bei nationalen Wahlen mitunter gute Resultate. Damit steht die empirische Forschung vor der Aufgabe, die Frage zu beantworten, ob die neueste politische Entwicklung in der westlichen Welt auf einen Rechtsruck in der Bevölkerung hindeutet und welche Faktoren gegebenenfalls hinter dieser Entwicklung stehen.
Die in diesem Beitrag benutzten Daten wurden vom Zentralarchiv for empirische Sozialforschung (ZA), Universität zu Köln zugänglich gemacht. Sie wurden im Rahmen der Eurobarometer-Umfragen der EG-Kommission erhoben und vom ZA für die Analyse aufbereitet und dokumentiert. Weder die Primärforscher noch das Zentralarchiv tragen irgendeine Verantwortung für die Analyse und Interpretation der Daten in diesem Beitrag. Der Verfasser dankt Rudolf Günter Deinert für die Unterstützung bei der Datenauswertung. Eine ausführlichere Fassung des letzten Teiles der Arbeit wird in dem vom Verfasser und Jürgen W. Falter herausgegebenen Sammelband „Wahlen und politische Einstellungen in westlichen Demokratien“, Frankfurt 1996, publiziert.
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Gabriel, O.W. (1996). Rechtsextreme Einstellungen in Europa: Struktur, Entwicklung und Verhaltensimplikationen. In: Falter, J.W., Jaschke, HG., Winkler, J.R. (eds) Rechtsextremismus. Politische Vierteljahresschrift, vol 27. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-322-97077-0_20
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