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Das Interview mit den ehemaligen Klienten (Transformationsebene II)

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Psychotherapie als Transformationsprozeß

Zusammenfassung

Als Einstieg in die Darstellung unserer Ergebnisse sollen vier Fälle ausführlich dargestellt werden, die in die darauf folgende Typenbildung einführen sollen. Dabei werden hier nicht die ausführlichen Interpretationsschritte und die divergierenden Lesarten expliziert. Die Darstellungen folgen auch nicht der zeitlichen Abfolge unserer Auswertung (siehe Kapitel 2). Wir wählten vielmehr nach dem Abschluß der Interpretationsphase einen zentralen Referenzfall der jeweiligen Typenreihe zur ausführlichen Darlegung der unterschiedlichen Strukturmerkmale des jeweiligen Typus aus. Fallübergreifende Spezifika und Variationen des Typus werden in den anschließenden Typenreihen herausgearbeitet.

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Literatur

  1. Alle Altersangaben beziehen sich auf den Zeitpunkt des Interviews.

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  2. Hierin besteht eine Parallele zu dem später dargestellten Entwicklungsstörungstypus, der ebenfalls Fakten nicht als zentrale Entscheidungsmomente für die eigene Lebensgeschichte heranzieht. Dort jedoch rückt — das sei hier vorweggenommen — die subjektive Bewertung dieser Fakten im Relevanzsystem der individuellen Entwicklung in den Mittelpunkt der Betrachtung. Während im Deutungsrahmen des Überlastungstypus jedes Ereignis, das zu Unwohlsein führt, negativ bewertet wird, ist beim Entwicklungsstörungstypus auch eine positive Interpretation eines solchen Ereignisses möglich (im Sinne einer Entwicklungsförderung durch Leiden).

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  3. Darin liegt ein zentraler Unterschied zu einem institutionalisierten Lebenslauf (KOHLT 1985).

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  4. Daß Herr Schneider ausschließlich auf seine eigenen Überlegungen innerhalb dieses kollektiven Entscheidungsprozesses rekurriert und keine Vermutungen über die Gedanken und Gefühle der Geschwister äußert, kann als eine Form der „Objektivierung“ der Ereignisse gedeutet werden. Für die Alternativdeutung, nämlich daß er auf eine zentrale Stellung im Geschwisterkreis verweist, gibt es keine weiteren Hinweise.

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  5. Genau darin unterscheidet sich dieser Typus von dem im Kapitel 4.1.3 dargestellten Defizittypus, der die Entstehung und Auswirkung von lebensgeschichtlich erworbenen Defiziten zum grundlegenden Strukturierungsprinzip seiner Biographie macht.

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  6. In der Wiedergabe seiner damaligen Einschätzung dieser Lebensgestaltung verallgemeinert er seine Aussage durch ein personifiziertes „man“:,Du hast irgendwie kein, wie soll ich sagn, kein Ziel vor Augen’.

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  7. Wesentlich ist, daß Herr Schneider offenläßt, wer in seinem Bild das „Du“ ist: raubt er sich selbst den Nerv oder schafft dies eine unspezifische soziale Umwelt?

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  8. Das Duzen von Patienten hat in der Psychiatrie durchaus (schlechte) Tradition, allerdings zumeist einseitig zur Etablierung eines hierarchischen Verhältnisses zwischen Pflegepersonal und Patienten. Weder das einseitige noch das geschilderte gegenseitige Duzen ist, nach unseren Kontextinformationen, auf der Station 23 praktiziert worden.

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  9. Eine solche Validierung der eigenen Lebensführung am nicht hinterfragten Maßstab der Normen des sozialen Milieus ist zentrales Kennzeichen des im nächsten Kapitel (4.1.2) dargestellten Devianztypus. Im Deutungsrahmen von Herrn Schneider bezieht sich die Normalität auf eine Reduktion überschäumender unangenehmer Gefühle.

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  10. Die Typenbeschreibung von FUCHS (1984) als „Szenen-Geschichte“ scheint der Erzählform dieses Typus zu entsprechen. Da hier jedoch keine „bewußte” beziehungsweise gezielte Identitätsbildung angestrebt wird, läßt sich dieser Typus nicht an die Typenbildung von ENGELHARDT (1990a) anlehnen. Die individuelle Entwicklung beim Überlastungstypus ist kein zentrales Thema, sondern das angestrebte Lebensziel beschränkt sich auf die Herstellung von Wohlbefinden.

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  11. GEMEINDEDATEN des Bayerischen Landesamtes für Statistik und Datenverarbeitung (1988).

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  12. Dies spricht Herr Urban später noch direkt an. Im Interviewprotokoll heißt es: „Seinen ursprüng-lichen Plan, daß die Freundin beim Gespräch anwesend sein sollte, habe er jedoch verworfen, weil es nicht möglich gewesen sei, deren Anwesenheit den Eltern zu erklären. Diese wüßten nichts von den Schwierigkeiten zwischen beiden, wüßten nichts von der Trennung gestern abend und hätten ihn vermutlich nur darauf angesprochen, warum er jetzt auch noch seine Freundin in seine Klinikgeschichte hineinziehen würde.“

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  13. Gerade die von ihm selbst ausgehende Trennung könnte ja auch Anlaß zu Erleichterung sein.

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  14. An anderer Stelle erzählt er, daß alle seine Freunde der Schule überdrüssig gewesen seien.

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  15. Daß er zum Zeitpunkt des Interviews plant, die Meisterprüfung zu machen, verweist auf die Umsetzung dieser Erkenntnis.

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  16. Solche Probleme werden durchaus erwähnt: Er erzählt von einer sehr belastenden Lehrzeit und von seiner Angst, wie ein Onkel an einer chronischen psychischen Störung zu erkranken.

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  17. Über die Atmosphäre in seiner Partnerschaft lassen sich auf Grund unseres Materials wenig Aussagen machen. Die Erzählung über die Beziehung zur Freundin läßt allerdings vermuten, daß er mit ihr durchaus auch über sein „Innenleben“ gesprochen hat.

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  18. Damit unterscheidet er sich vom weiter unten (Kapitel 4.1.4) dargestellten Entwicklungsstörungstypus, der sich auf die subjektiven Wahrnehmungen und Bewertungen seiner Problematik stützt, die nicht zwangsläufig durch die Konformität mit den Normen und Werten seiner sozialen Umgebung validiert werden.

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  19. Als Beweis für seine Integration führt Herr Urban an, daß er „guat aufgnomma“ wordn sei und auch am Stammtisch wieder mithalten könne, schließlich „bin i so stabil worn, daß i alle Tag, mei alle Tag dat i net sagn, aber daß i/ i kann Alkohol trinka”.

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  20. Y-Viertel ist ein Teil des x-Viertels, das sozial stigmatisiert ist: es gilt als,Asozialen-Viertel`. Der Stadt.

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  21. Hierin unterscheiden sich die Interviewten des Defizittypus von denen des Devianztypus. Während für die letzteren die psychische Störung gleich einer körperlichen Krankheit plötzlich und unerklärlich eintritt und nur durch eine nach außen sichtbare Abweichung von der Norm des Bezugsmilieus zur behandlungsbedürftigen Störung wird, interpretieren die Repräsentanten des Defizittypus die Störung als eine sozialisationsbedingte Unfähigkeit der kompetenten Lebensgestaltung, die nicht notwendigerweise nach außen sichtbar werden muß. Die manifeste Störung ist eine erklärbare und ableitbare Konsequenz der nicht bewältigten Defizite.

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  22. Tetanie, psychogene: Bild einer anfallsweise auftretenden neuromuskulären Übererregbarkeit durch seelische Ursachen, zum Beispiel Angst. Die Symptomatik ist identisch mit der Tetanie durch andere Ursachen, zum Beispiel Kalziummangel-Tetanie.Chrw(133) Der einzelne Anfall kann durch Injektion von Kalzium beendet werden“ (PETERS 1971, 446). Gleichbedeutend wird im psychiatrischen Kontext auch von’ „Hyperventilationsanfällen”gesprochen.

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  23. Dabei führt sie ganz dramatische Lebensereignisse auf diesen Tablettenkonsum zurück: „Ich hab da keine Ahnung von Drogen ghabt, ich war nie in solchen Kreisen hab aa nie irgendwas genommen, nur eben des Zeug, was i vom Arzt-des konnt i von der Sprechstundenhilfe abholn, ja, fünfzig Stück weis, war überhaupt kei Schwierigkeit und des hab i reingeschmissen, sobald s zu Kribbeln anfing, des hab i in der Kitteltasche ghabt, wie wie Smarties, ja, hab i des neigschmissen, dreimal is mir der Magen ausgepumpt worden, wo ich aus Versehn zu viel genommen hab, i wollt nie sterbn.”

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  24. Auf Nachfragen wiederholt sich strukurell die passive Patientenperspektive bei der Erzählung über die ambulante nervenärztliche Behandlung: „Ich hatte keine Ahnung, was da mit mir passiert“ und zugespitzt durch den Drogenjargon: „Ich war ständig zu. Alles mögliche gekriegt.”

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  25. Hierin liegt ein weiterer Unterschied zum Devianztypus, für den die Beendigung einer Störung und der weitere ungestörte Lebensvollzug gleichgesetzt wird mit der Heilung seiner Problematik. Für die Interviewpersonen des Defizittypus können immer wieder (auch neue) Lerndefizite auftreten, da das gesamte Leben als potentielle Anforderung zu weiterem Lernen im Umgang mit sich und der sozialen Umwelt gedeutet wird.

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  26. Hierin unterscheidet sich der Defizittypus vom Überlastungstypus. Letzterer geht von einer für alle Individuen gleichermaßen, quasi objektiven Auswirkung von bestimmten Lebensereignissen aus, die es zu bewältigen gilt. Die subjektive Bewertung spielt dabei keine Rolle. Im Gegensatz dazu betonen die Befragten des Defizittypus ihre individuelle Unfähigkeit, mit der Anforderung umzugehen und begründen diese mit einem Lerndefizit.

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  27. Dieses Gespräch (siehe Kapitel 3) wurde in fast allen anderen Interviews erwähnt.

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  28. Dies ist der Anspruch des im nächsten Kapitel (4.1.4) beschriebenen Entwicklungsstörungstypus, der mit der eigenständigen Erklärung und Deutung seiner biographischen Entwicklung sein Ziel der Selbstexpertise untermauert.

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  29. Das „auch” dieser Aussage wird an einer späteren Interviewstelle eindeutig. Er erzählt, daß „bei mir auch so ne Art ja hm ja Waschfimmel oder selbst so ne Art hm ich weiß net Waschneurose oder wie ich s bezeichnen soll, eingsetzt hat“. Damit deutet er sein Verhalten, ebenso wie das seiner Mutter, als ein gestörtes.

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  30. In der Erzählung des Herrn Imhoff deuten die Eltern sein Verhalten gemäß der von uns als Devianztypus charakterisierten Störungszuschreibung.

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  31. I Er aktualisiert damit indirekt auch in der Psychotherapie zumeist als Grundlage einer wirksamen Behandlung betonte Klientenvariablen: Therapiemotivation und Therapiefähigkeit.

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  32. Konkret [,zusammengewachsen`]: 1. anschaulich, greifbar, gegenständlich, wirklich, auf etwas Bestimmtes bezogen; Ggs. - abstrakt. 2. sachlich, bestimmt, wirkungsvoll. 3. deutlich, präzise“ (DUDEN, DAS FREMDWÖRTERBUCH 1982, 415).

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  33. Herr Imhoff befindet sich zum Interviewzeitpunkt in einer ambulanten Psychotherapie.

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  34. An diesem Punkt besteht oberflächliche Übereinstimmung zum Defizittypus: Auch hier werden Defizite thematisiert, jedoch als Folge einer Entwicklungsstörung und Teil der Gesamtproblematik gedeutet, so daß als Therapieziel mehr als der Erwerb von eng umgrenzten Fertigkeiten angestrebt wird.

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  35. Hier liegt ein weiterer entscheidender Unterschied zum Defizittypus, dem es um rational begründbare und bewußte Verhaltensänderungen geht.

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  36. MAHLMANN (1991) verweist auf das Hinterfragen lebensweltlicher Gegebenheiten im Sinne eines „steht für“ als ein Moment der Psychologisierung des Alltags.

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  37. Die Bezeichnung Roman kennzeichnet dabei eine „große Prosaerzählung, die über das Schicksal einer Einzelperson oder einer Gemeinschaft mit weitgehender Schilderung ihrer Umwelt berichtet“ (DUDEN. DAS FREMDWÖRTERBUCH, Hervorhebung I.K./G.M.).

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  38. I Diese Beschreibung ist gleichzeitig die einzige Ausdeutung einer positiven Lebensgestaltung im Interview: „da war a gute Ordnung und da hat s ihr recht guat gfalln.“

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  39. So begründet sie beispielsweise den Entschluß, zu heiraten, mit folgenden Worten: „Und dadurch daß s meine Eltern net recht war und sovui Streit gebn hat, hab i gsagt, also wenn wenn Du zu mir hoiltst =hältst, na heirat ma, wenn nicht, dann sagst ma s, dann bin i weg.“

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  40. Ja des war ebn einzig und allein dadurch, daß i ah mit dem Witwer net klarkommen bin.“

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  41. Also es is zum Teil so, daß vorgschriebene Sachn warn und des muß ma habn in in so rer Zeit, weil ma sich sonst gehlaßt gehen läßt. Und es war aber net so viel vorgschriebn, daß ma also auch selber mal sagn kann des tu i oder des möcht i.“

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  42. Zum Beispiel: „Also da hab i mi am Anfang total drüber aufregn kenna, weil i hab ma immer gedacht:,Also so einen Quatsch’.“

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  43. I hab dann irgendwie gmerkt, daß zes Ihr es irgendwie guat moants und daß z ehrlich seids /Chrw(133)/ des war so a Punkt für mi, wo i dann aa ehrlicher zu Euch worn bin

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  44. I woaß net warum an an wos daß des glegn is, des woaß i bis heit no net, aber auf oamoi hab i mi total guat gfühlt, körperlich hab i mi guat gfühlt und aa psychisch hab i mi irgendwie total guat gfühlt.“

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  45. Mei Kindheit war also was i mi erinnern kann, ganz ganz schee. Ganz ganz wunderbar also sang ma i hab mi sehr geborgn gefühlt von beidn Eltemteiln her und aa mit de mit die Gschwister und alles war echt schee, also ganz schee.“

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  46. So stellt sie zum Beispiel ihre Mutter als grundsätzlich schwierige Frau dar: „Mei Mutti is sehr aufbrausend und schimpft wegen jeder Kleinigkeit, und zwar immer so so intensiv und so lang daß daß oan echt so aufregn konn.“

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  47. So erwähnt sie an keiner Stelle des Interviews den Beginn ihrer Partnerbeziehung. Ihr heutiger Mann taucht als Partner unvermittelt in ihrer Erzählung auf. Auch belastende Lebensereignisse werden nicht chronologisch, sondern gemäß ihrem emotionalen Gehalt eingeführt: „Also mei mei Papa is doch gestorbn und dann glei drauf bin i da zum Herrn D. niedergelassener Psychiater“.

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  48. Die theoretische Störungserklärung der „Zusammenbruchskrise aus den Zufälligkeiten einer harmlosen Episode“ (SCHÜTZE 1981, 100) entspricht strukturell dem Störungskonzept dieses Typus. Schütze konstatiert, daß sich in diesem Fall „die reflektorische Situations-und Selbstdefinition des Betroffenen” nicht ändere.

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  49. I Ein Beispiel dafür ist die Darstellung seines Konfliktes im Missionsseminar: „Für mich war des so ein Widerspruch innerlich, da hat es geheißen:,Jetzt wirst Du ein Pfarrer` und so weiter und i hab bloß immer gsagt:,Ja i werd ein Pfarrer` und so.“

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  50. I hab mich immer zurückgezogen im Dorf, i hab keinen richtigen Kontakt /Chrw(133)/ i bin ja net net so richtig aufgewachsen im Dorf.“

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  51. Seine Devise „Das Beste is reden und reden und reden. Das is der Sinn und Zweck dort. Wenn da, wenn man net red, dann kann einem net geholfen werden“ wendet Herr Kunze auch in der Gegenwart des Interviews an. Er unterbricht die relativ lange Eingangssequenz der Interviewer, die ihn ausführlich über ihre Schweigepflicht aufklären und beginnt ohne konkrete Frage mit der Erzählung seiner Lebensgeschichte.

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  52. Sie haben das zu mir gesagt:,Sie müssen bewußter leben’. Das hab i mir gemerkt.“

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  53. sag, des is jetzt mein Leben und i sag i muß weiterkommen, der Onkel in der Großstadt hilft mir net./I2: Is das sowas, wo Sie sagen würden, das ist sowas, was ich auf der 23 erfahren habe, daß ich schauen muß, daß das mein Leben ist?/K: Ja, das haben Sie gesagt.“

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  54. Weil ich hab gedacht, naja wenn s d nix zu Rauchen hast, dann normalisiert sich des ebn, ne.“

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  55. Ich war eigentlich schon länger krank, ich bin schon seit 8 Jahren krank, also ich leide so unter Schwindel, unterm starken Schwindel und Rückenschmerzen und Blasenbeschwerden und also bin mit m ganzen Körper unwohl. Kopfschmerzen, alles mögliche /Chrw(133)/ und hab schon Gespräche also hier in S-Stadt beim Psychologen gehabt, beim Arnold, da hab ich 80 Sitzungen gehabt, ich war auch beim Helbig, da hab ich auch schon 20 Sitzungen gehabt und des hat alles nix richtig geholfen.“

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  56. Frau Reichel konstruiert eine traditional weibliche Biographie: Sie begründet die Aufgabe ihres Traumberufes (Ärztin) mit dem Kennenlernen ihres späteren Mannes. Bereits mit dem Auftauchen der Perspektive eines Lebens als Ehefrau und Mutter verändert sie ihr Berufsziel hin zu einem kürzeren Studium (Volksschullehrerin) und einem klassischen Frauenberuf. Den späteren Abbruch dieses Studiums erklärt sie mit der Geburt ihres ersten Kindes.

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  57. Dabei muß darauf hingewiesen werden, daß im Fall von Frau Reichel die Fähigkeit, alleine Auto zu fahren, von besonderer Bedeutung für eine relativ autonome Lebensführung ist: Ihr Wohnort ist nicht an das Netz öffentlicher Verkehrsmittel angeschlossen.

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  58. Daß ich ähm akzeptieren kann, daß ich einfach jetzt nervlich nicht die Stärkste bin, also des des weiß ich jetzt und des kann ich durch hm hundert Therapien geht des nicht weg.”

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  59. Anders als Frau Dietz, die auch eine solche Störungserklärung auf Nachfrage anbietet, baut Frau Reichel auf diesem Konzept weitere Deutungen und Themenbereiche aus der Index-Therapie auf und wurde deshalb dem Defizittypus zugeordnet.

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  60. Es is ebn das Umgehn lernen ebn mit dem andern, das Umgehn lernen mit sich selber und vor allen Dingen das Umgehn lernen mit der äh mit bestimmten Situationen, Konflikten ähm mit denen man vorher nicht fertig geworden is.“

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  61. Vgl. ausführlich: MUTZ KÜHNLEIN (1991).

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  62. Des is gangen bis zur 7. Klasse, ja is eigentlich alles normal bei mir glaufen.”

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  63. I Sein Vater ist als „Vertriebener“ und „Hilfsarbeiter” nicht im Dorf verankert, er selbst erzählt zum Beispiel von seiner Enttäuschung durch den Dorfpfarrer, mit der er seine Abwendung von der Kirche begründet.

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  64. Also i hab mehr Alkohol braucht und i bin mehr in Schnaps neikomma, ja, also, Bier weniger, des hat mi weniger interessiert. Und dann is mir, hab mir denkt:,Kruzifix, i werd hin ich sterbe`, i hab oft drei, vier Tag nix mehr gessen. Keinen Bissen. Drei, vier Tag lang. I hab a so gwackelt und in der Arbeit is wieder schief ganga und alles.“

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  65. Kein einziges mal draußen. Kein einziges Mal. Sechs Monat lang. Des war, also da wie der Rückfall, da war i s erste Mal draußen wieder und in der Stadt drinnen.“

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  66. Im Sinne von GIEGEL könnte man hier von einer ersten Stufe der reflexiven Identitätsbildung sprechen, die „erlaubt, daß man sich bewußt (autonom) dafür entscheiden kann, sich vorprogrammierten Bildungsprozessen anzuvertrauen“ (1988, 237).

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  67. Ja, da ah wenn i also etzt zurückdenk, da warn die Probleme an sich scho da. Das heißt ähChrw(133) ich war an sich.. n Streber und äh.. meine Mutter hat den Streber also äh nicht nur unterstützt, sondern äh ja voll genützt.“

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  68. Verheiratet bin i etzt ah zehn Jahre. Hab also an Jungen mit sieben und a Mädchen, des Mädchen wird jetz drei.“

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  69. In diesem in diesem Gespräch, wo i hier gsessen hab und daneben is mei Mutter gstanden und da hab ich eigentlich n — ich glaub, des war des war überhaupt des Entscheidende äh.. daß i äh net nur ja n Weg n Weg gsehn hab, mit mit dieser Ruhe n Ziel zu erreichen, sondern daß i überhaupt zum ersten Mal gwußt hab, warum dem überhaupt so is und was da innerlich los is. Daß tatsächlich meine Mutter der Auslöser is und daß des, was was i da immer erlebt hab, i hab s hier wieder erlebt, dieses unheimliche Frösteln, mir is also eiskalt geworden“. Das Interview mit Herrn Denner fand im Gesprächszimmer der Psychotherapiestation statt, er befand sich damit im Interview wieder am gleichen Ort wie damals, nämlich „hier”.

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  70. Das Interview beginnt mit Herrn Denners Kommentar: „Nee, wenn ich Ihnen da helfen kann, dann tu i des gern, weil i hab Ihnen echt viel zu verdanken“. Er spricht später von „psychotherapeutischer Hilfe”, ohne die er seine Probleme nicht hätte bewältigen können.

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  71. Herr Frei beurteilt auch seinen Versuch, seine Ziele in anderen sozialen Zusammenhängen zu ver wirklichen, heute als „indiskutabel“: „I war kraß, i hab mi um um ganz Ding-i hab mi in der Unterwelt rumtrieben, i hab äh i hab des dann braucht, für mi war des dann Power, fur mi war des Motivation, i hab was erlebt ghabt”. Dabei entspricht die Erzählung über das „zweite Gesicht“ der Struktur der Gesamtbiographie.

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  72. I „Des war dann scho toll, daß man ah die Freiheiten ghabt hat und des find i, des is aa wichtig. Desmag vielleicht net für an jeden, für an jeden wichtig sein, aber sagn wir mal, für mich speziell war des ah ah-und da geh i etzt aa wieder zrück von meiner Kindheit, des drinnen sein, des des müssen, des müssen, des müssen, wo i heut sag:,Naus, äh äh ah Freiheit’.“

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  73. Da hab i halt dann des erste Mal die die Kontroversen mit meinen Mitkontrahenten-und da bin i dann scho draufkommen, daß an mir aa manches net so is, wie i gmeint hab, daß richtig is.“

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  74. I geh heut aa no deswegn in a Wirtschaft, i trink heut deswegn aa no ah ah was für mich des entscheidende is ah i hab net i hab net des Gefühl, wie früher bin i halt-i hab des Gefühl ghabt, i muß in d Wirtschaft geh, weil i ja gsagt hab:,Bloß net heimgeh’.“

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  75. l Vgl. ENGELHARDT (1990a) und KOHL! (1981).

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  76. Auf diesem Hintergrund ist durch die Abfolge und Qualität der erzählten Lebensereignisse und Lebensstationen der Erzähler als vollständige oder unvollständige und als erfolgreiche oder weniger erfolgreiche Person ausgewiesen“ (ENGELHARDT 1990a, 234). FUCHS (1984) nennt diese Erzählform „Sozialisationsbericht”.

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  77. Dabei wird der Zielpunkt der persönlichen Entwicklung auch von den Befragten des Defizittypus bisweilen als „Normalität“ oder als „Gesundheit” bezeichnet, dies ist allerdings in eine grundsätzlich andere Deutungs-und Begründungsstruktur eingebettet.

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  78. Siehe ausführlich: KüHNLEIN (1992, 1995b).

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  79. Vgl. die Ausführungen in KÜHNLEIN (1995b).

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  80. Wer am meisten gsoffen hat so ungefähr, wer am meisten verträgt, des is da der is der King oh mei oh mei.“

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  81. I bin immer scho a biss) schüchtern aber wenn i betrunken war, da hab i dann scho also da hab i mi scho unterhalten kennt mit Mädchen.“

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  82. Mei Vati war für mei Mutter der erste Mann, kann ma sagn. Und des is re-relativ schnell, der hat sie dann gheiratet wega dem Kind.“ Ihre im Präsens formulierte Aussage zeigt ihre Einschätzung, daß diese Ehe bis zur Gegenwart des Interviews eine durch gesellschaftliche Normen konstituierte Partnerschaft geblieben ist: „Sie sin zusammen weil des ebend so noch so der alte Schlag, äh verheiratet und des gibt es nicht nä, des äh also jetz ausnander gehn und so weiter, des is nich drin.”

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  83. Also die Eltern warn immer wahnsinnig gestreßt, sehr müde und und ah des war also für uns war eigentlich nie so viel Zeit da. Des-äh vielleicht Zeit, die mir gebraucht hättn.”

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  84. Des war ja auch genau die Zeit, da war des no nicht mal als Krankheit so richtig anerkannt nä, zu der Zeit.“

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  85. Ich soll-muß mich auf eigne B- äh Beine stelin, also tut net gut, ich soll weggehn. Und des auch des alles hab ich getan dann nä.“

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  86. Deswegn is des ja auch körperlich rausgebrochen, des is ja klar nä, weil ich des die eigenen Schwierigkeiten halt immer verdrängt hab extremst. Und da, des des war für mich schon irgendwo, da mußt jetz durch nä und vor allem, des alles zu lernen. Mei-meine Probleme. Ah im Umgang mit Menschn nä.“

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  87. Die gleichberechtigte Gesprächsstruktur zwischen den am Interview beteiligten Personen gilt auch für die Interviewten des Überlastungstypus, dem Thomas Schneider zugerechnet wurde. Der zentrale Unterschied zum Gesprächsverhalten der Befragten des Entwicklungsstörungstypus liegt auf der jeweils aktualisierten Gesprächsebene: Während sich im Deutungskonzept des Überlastungstypus alle Gesprächspartner auf der Ebene eines alltäglichen Gesprächs treffen, findet für die Repräsentanten des Entwicklungsstörungstypus ein gleichberechtigter Austausch auf der Expertenebene statt.

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  88. So mehrere Häuser ah und dazwischen immer so Höfe, also so n von der Straße außenrum um fahrenes Gebiet.“

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  89. I nehm an, wenn ich n Sohn gewesn wär, daß s dann also gsagt hätten:,ja guat mach’.”

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  90. Frau Nowak konstrastiert wie Herr Imhoff (Kapitel 4.1.4) eine selbstbestimmte und selbständige Lebensführung mit derselben sprichwörtlichen Metapher väterlicher Machtausübung: „Er hat ja zu mir mal gsagt, solang Du Deine Fiaß unter mein Tisch neistreckst, duast Du des, was i Dir sag.“

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  91. Auch in dieser Begründungsstruktur werden Parallelen zu der autobiographischen Erzählung von P. Imhoff deutlich: Beide identifizieren ihre ersten Lösungsstrategien für ihren Konflikt mit den Eltern als Wege, die ein Scheitern nahelegten — allerdings nicht zwangsläufig scheitern mußten (dies wäre die Deutungsfolie des Defizittypus). Beide erklären ihr mangelndes Konfliktlösungspotenial mit ihrer eingeschränkten Deutungskompetenz: Herr Imhoff aktualisiert dabei eine Stadt-Land-Differenz, Frau Nowak rekurriert auf ihre bereits als Grundvoraussetzung ihrer Lebengeschichte eingeftihrte,kleine Lebenswelt’: „Ich war so verhaftet in diesen kleinen Kreis und hab also net net drüber nausschaun kenna, s oanzige was ma eingfalln is, i will heiratn.“

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  92. So berichtet sie von Aktivitäten im Elternbeirat von Kindergarten und Schule ihres Sohnes, in der Frauenbewegung und in der Gewerkschaft. Selbst ihre Berufstätigkeit deutet Frau Nowak als Ersatz: „Des war aa so ne Art Ausgleich gwesen. Also wenn s dahoam amoi net so toll war, es hat ma mei Beruf Spaß gmacht.“

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  93. Des Kind braucht n Vater und ich wollt mich eigntlich as net scheiden lassen, so katholisch wia i war.“

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  94. In dieser Betonung des eigenen Anteils liegt ein entscheidender Unterschied zum Oberlastungtypus.

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  95. So begründet sie sowohl den Beginn wie das Scheitern des Wohngemeinschaftslebens mit ihrer biographischen Entwicklung: „I bin n Einzelkind, hab also nur meine Eltern immer ghabt, i wollt es einfach mal erleben, wie s is in ner so n großen ner großen Familie zu leben.Chrw(133) Aufgrund von meim lacht kurz Alter und aufgrund von meiner von meiner ja wos woaß i Bereitschaft, immer für andere dazusein hab ich mich also selber so in die Mutterrolle hineinmanövriert und bin da nimma rauskomma.“

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  96. Und dann hat er der Hausarzt mi neigfahrn. Also was dann no war, muaß i ganz ehrlich sang, woaß i heit überhaupt nimma.“

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  97. I woaß no, Frau Dr. I. hat des amoi gsagt, ich soll hier nicht Co-Therapeutin spielen. Da war i so furchtbar wütend, wei i ma denkt hab, i mach doch koa Co-Therapeutin. Und da is ma des eigntlich dann erst kumma, was i da eigntlich alles triebn hab. Stimmt scho, immer hab i die andern wieder vorgschobn, statt daß i mi mit mir selba beschäftigt hab. Und von da ab hab i s dann aber seilassen.“

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  98. Also ma konn net sang, jetz mach i a Therapie und dann hab i was glernt und dann paßt des scho, also damit is s einfach nicht zu Ende, es is nix zu Ende, es geht immer weiter und hört nie auf.“

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  99. Also nimma so mit Krampf unbedingt jetzt was zu wollen und dann aa äh is ma aa aufgegangen, daß ich mei also Arbeitstempo von meiner Kollegin versucht hab anzupassen, des überhaupt net meins is.“

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  100. In diesem Typus sind die entscheidenden Merkmale der biographischen Muster 4 und 5 von EN-GELHARDT (1990a) enthalten: Es handelt sich, je nach der Abgeschlossenheit der Suche nach einer subjektiv gültigen Logik, um eine „Ich-Geschichte als Erfahrungs-und Erlebnisgeschichte“ (Muster 4, 235) oder um eine Darstellung der „personalen Identität als psychosoziale Selbstsuche und Selbstvergewisserung” (Muster 5, 238). Da unsere Interviewpartner grundsätzlich eine lebensgeschichtliche Phase der fundamentalen Verunsicherung der eigenen Identität durchlebt haben, ist von einer Vermischung beider Muster in den biographischen Erzählungen unseres Entwicklungsstörungstypus auszugehen.

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© 1996 Westdeutscher Verlag GmbH, Opladen

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Kühnlein, I., Mutz, G. (1996). Das Interview mit den ehemaligen Klienten (Transformationsebene II). In: Psychotherapie als Transformationsprozeß. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-322-97071-8_5

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  • DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-322-97071-8_5

  • Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden

  • Print ISBN: 978-3-531-12829-0

  • Online ISBN: 978-3-322-97071-8

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