Systemumbruch in Ostdeutschland und Polen zwischen außengesteuerter Integration und endogener Systemveränderung

Zusammenfassung

In Polen wie in der früheren DDR bedeutete das Ende des kommunistischen Systems zugleich die Notwendigkeit der Etablierung neuer Spielregeln und Akteure. Ausgangspunkt des vorliegenden Beitrages ist die häufig vorgenommene Gegenüberstellung der außengesteuerten Integration Ostdeutschlands und der endogenen Transformationsdynamik in Polen. In Ostdeutschland konnte auf ein stabiles und grundsätzlich bewährtes System von Regeln, das westdeutsche, zurückgegriffen werden. Die verfolgte Einigungsstrategie sah im Grundsatz eine Übertragung dieser Regelungen auf Ostdeutschland vor. In Polen wie in den anderen mittel- und osteuropäischen Ländern fehlte demgegenüber ein vergleichbarer externer Referenzpunkt. Die Frage ist dann, welche Auswirkungen diese unterschiedlichen Reformmuster gehabt haben. Inwieweit haben sie es erlaubt, historische Erfahrungen „ einzubringen“ ? In welchem Maße haben sie kollektive Lernprozesse und die Herausbildung neuer Akteure und Identitäten begünstigt? Diese Fragen sollen im folgenden anhand von Beispielen aus den Bereichen der öffentlichen Verwaltung und der industriellen Beziehungen näher erörtert werden.