Zusammenfassung
In der nachstehenden Argumentation geht es um die Darstellung der Veränderung der Bildungsorganisation hin zu einer systematischen und institutionalisierten Qualifizierung. D.h. es geht u.a. darum, daß mit der industriellen Gesellschaft Formen der Einübung und des Lernens durch Abschauen und Kopieren hinfällig werden. Dies liegt, was zu zeigen ist, an der Art der neuen Arbeitsprozesse selbst, die in ihren qualitativen Standards, ihrer Systematik, Regelmäßigkeit und Reproduzierbarkeit andere Formen der Intervention voraussetzen und bedingen. In der vorindustriellen Gesellschaft gab es wenig Schulunterricht und nur für wenige gab es längere Ausbildungszeiten. Die Eltern gaben an ihre Kinder weiter, was sie wußten und somit wurden auch die Berufe der Eltern „vererbt“, die Kinder wurden Bauern, Fischer usw... . Gelernt wurde durch Zusehen und in geringem Maße durch geregelten Unterricht — dieser war das Privileg für die oberen Schichten. Das Nebeneinander von formalem Unterricht und beobachtendem Lernen fand gelegentlich auch außerhalb des Elternhauses, in einem Handwerksbetrieb statt, wo die Kinder in die Lehre gegeben wurden. Erst viel später bildete sich die Notwendigkeit einer einheitlichen schulischen Ausbildung heraus.
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Literatur
Piore/Sabel ( 1984, S. 28) charakterisieren die derzeitig durchgesetzte Spezialisierung wie folgt: “Die Visionäre der Massenproduktion sahen eine Welt immer mehr automatisierter Fabriken voraus, die von immer weniger qualifizierten Arbeitern bedient werden würden.”
Weit über die Hälfte aller Jugendlichen sind 1985 beim Eintritt in die Lehre 18 Jahre und älter (Vgl. Tully/Wahler 1982, 1993).
Vgl. etwa den schon etwas älteren, aber auch nach der Franco-Ara noch stimmigen Bericht von Engell und Lopez 1981, S. 3–60.
Eine Änderung in Richtung duales System nach bundesrepublikanischem Vorbild wird auf politischer Ebene etwa seit 1991 ernsthaft diskutiert, eine Neuordnung der Berufsbildung wird es bis Mitte der 90er Jahre in Spanien geben.
Vgl. die Analysen zum “brick laying System” bei Gilbreth, auf das er in seinem 1909 erschienenen gleichnamigen Buch eingeht. Dort stellt er dem Maurerhandwerk die Betonarbeit als neue sich durchsetzende Fertigungsmethode des Baugewerbes gegenüber (vgl. Tully 1982, S. 69f ).
Mit einer Streuung zwischen rund 52% (Kentucky) und 83% (Alaska) haben von den über 25jährigen im Durchschnitt über alle Staaten hinweg 66,3% einen High-School-Abschluß erworben (Hacker 1983, S. 250 f.).
Hier kann–was an den sog. quickfood-restaurants deutlich wird–im umfassenden Sinne auf Ausbildung verzichtet werden. Diese Serviceleistungen können so organisiert werden, daß die Produktherstellung bis hin zum Verkaufsakt weitgehend ohne kompetente Einflußnahme der Subjekte auskommt. Kassen, deren Tasten mit Produktsymbolen ausgestattet sind, ersetzen z.B. die Kenntnis der Preise; es ist nur erforderlich, die Ziffern für die in Zahlung genommenen Geldscheine einzutippen, damit die Kasse das Wechselgeld herausgibt ( Vgl. Garson (1990), S. 15–38 ).
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© 1994 Westdeutscher Verlag GmbH, Opladen
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Tully, C.J. (1994). Standardisierte Produktion — Formalisierte Ausbildung. In: Lernen in der Informationsgesellschaft. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-322-97046-6_5
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