Zusammenfassung
Als die Bürgerbewegungen im Frühherbst 1989 an die Öffentlichkeit traten, war die DDR eine „isolierte Gesellschaft“ in einer tiefen politischen und sozialen Krise. Die zunehmende Abschließung des Landes nach außen, vor allem gegenüber den anderen sozialistischen Ländern in Osteuropa, ging in den Jahren 1988 und 1989 einher mit innenpolitischer Verhärtung und repressiver Politik gegenüber der sich erweiternden Opposition.
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Literatur
Vgl. Kap. 1 zur Darstellung der Krisenfaktoren in der DDR.
Den Zeitraum zwischen dem Auftreten von Gründungsinitiativen und der Ausbildung formaler Strukturen durch Gründung politischer Vereinigungen Anfang 1990 bezeichnen Müller-Enbergs, Wielgohs, Schulz als Formierungsphase der Bürgerbewegungen (vgl. z.B. ebd., S. 113 für DJ).
Bürgerbewegungen“ war vor 1989 nicht in Gebrauch als Bezeichnung für die Oppositionsgruppen in der DDR, wurde erst mit dem öffentlichen Auftreten der Gruppen gebräuchlich und hat dann allmählich bestimmte politische Konturen gewonnen (z.B. als es um die Selbstverständnis-Diskussion ging, um Organisationsfragen, um ”Bewegung oder Partei“ etc.).
Die Begriffe “Bürgerbewegung(-sgruppen)”, “Oppositionsgruppen” und “Massenbewegung” werden hier zur Beschreibung folgender Phänomene verwendet: Bürgerbewegung umfaßt die im Herbst 1989 sich bildenden überregionalen Oppositionsgruppen in der DDR, die sich nicht als politische Parteien verstehen. Die Bezeichnung ist damit enger als die der Oppositionsgruppen, zu denen auch die von Anfang an eindeutig als Parteiinitiativen auftretenden Oppositionsgruppen der SDP und des DA zu rechnen sind (die Grüne Partei ist hier eine Besonderheit). Unter Massenbewegung werden die überwiegend spontanen und kaum von bestimmten politischen Organisationen getragenen Massendemonstrationen und -aktivitäten der Bevölkerung in vielen Städten und Gemeinden der DDR im Herbst 1989 verstanden.
Die beiden letzten Punkte gehören überwiegend in die zweite Phase des Umbruchs und werden im nächsten Kapitel berücksichtigt. Zu den Merkmalen der Umbruchphase vgl. a. Wielgohs, Schulz, 1990.
Erst unter dem Eindruck der Massenflucht entwickelte sich der Protest in der DDR zur Massenbewegung. Dies zeigt, wie eng beide Phänomene - Abwanderung nach außen und interner Widerspruch - zusammenhängen. Dies zeigt aber auch, wie schwach die politisch alternativen Gruppen in der DDR vor der ‘Wende’waren. Erst als das System bereits am Kollabieren war, erlangten sie gesamtgesellchaftliche Bedeutung. Dann freilich wuchs ihnen eine Führungsrolle zu, die ihre Kräfte manchmal sogar überstieg.“ (Heinze, Pollack, in: Grabner, Heinze, Pollack 1990, S. 88). Daß es vor Herbst 1989 zu früh war zur öffentlichen Bildung von Bürgerbewegungen zeigt der Versuch von IFM, im März 1989 an die Öffentlichkeit zu treten - er blieb ohne Resonanz.
Für Leipzig ergibt sich nach den Untersuchungen von Grabner, Heinze, Pollack 1990 der Eindruck einer Dominanz lokaler Oppositionsgruppen in der Tradition der sozialethischen Gruppen, doch hat auch das Neue Forum, zu dessen in der Offentllichkeit wichtigstem Protagonisten hier Jochen Lässig wurde, bis Ende November eine bedeutende Rolle gespielt.
Werte, Programme und Ziele sind nicht nur unterschiedlichen (in dieser Folge abnehmenden) Abstraktionsgrades; sie lassen sich in soziologischer Typisierung auch verschiedenen kollektiven Akteuren zuordnen: Ziele sind das klassische Koordinationsinstrument formaler Organisationen, Programme steuern das Handeln politischer Parteien und Werte sind OrientierungsgröBen für freie Assoziationen.
Daß in den Aufrufen der VL und von DJ programmatische Aussagen enthalten waren, wies auf künftige Konflikt-und Differenzierungslinien hin; vgl. a. Wielgohs, Müller-Enbergs, in: Müller-Enbergs, Schulz, Wielgohs (Hg.), 1991, S. 113f und Wielgohs, in: ebd., S. 286ff.
Der Beschluß der Synode des Evangelischen Kirchenbundes in der DDR vom 19.9.1989 in Eisenach hat die gemeinsamen Forderungen der Bürgerbewegungen aufgegriffen und unterstützt, insofern kann er als Ausdruck des Konsens der Opposition gesehen werden (vgl. Dokumente im Anhang).
In der auf der Gründungsversammlung des UFV im Dezember 1989 zum Manifest für eine autonome Frauenbewegung erhobenen Analyse “Ohne Frauen ist kein Staat zu machen” (vgl. Dokument im Anhang) von Ina Merkel wird schon deutlich formuliert: “Aber wer wird noch darauf hören, wenn wir für einen erneuerten Sozialismus plädieren?”; gerade der UFV erschien in den Augen der meisten anderen Bürgerbewegungsgruppen als PDS-nahe, am Traditionssozialismus festhaltende Organisation.
Gemeinsame Erklärung“ der Bürgerbewegungen vom 4. Oktober 1989; vgl. auch die beispielhafte Äußerung von Wolfgang Ullman über DJ: ”Als wir anfingen im SeptemberChrw(133) haben wir ganz traditionelle Forderungen der Demokratie erhoben: freie Wahlen, einen politischen Pluralismus. Was dann herausgekommen ist, hat uns den Atem verschlagen. Es kam zum Zusammenbruch nicht nur der Berliner Mauer, sondern aller Mauern des Kalten Krieges, und es setzte ein der uneingeschränkte Fluß weltweiter InformationenChrw(133)“ (Ullmann 1990, S. 149).
Ohne theoretischen Erklärungsanspruch, nur in der Funktion eines konzeptionellen Bezugsrahmens zur Rekonstruktion und Beschreibung der Entwicklung der Bürgerbewegungen kann hier auf den soziologischen Situationsbegriff bzw. das Konstrukt “situative Bewegung” verwiesen werden (vgl. dazu Paris, 1989).
Vgl. Rainer Land, in “die tageszeitung” vom 23. 11. 1989.
Auch wenn die Alternativgruppen den Umschwung nicht herbeigeführt haben, bildeten ihre Aktivitäten doch den Kristallisationspunkt, an den sich der anschwellende Protest der Massen anlagem konnte.“ (Heinze, Pollack in Grabner, Heinze, Pollack 1990, S. 80 ).
Müller-Enbergs, Schulz, Wielgohs, 1991, S. 184.
Zu den beiden letzten Punkten kann auf das Modell des Netzwerks autonomer Basisgruppen, programmatisch v.a. von DJ formuliert (vgl. Müller-Enbergs, Schulz, Wielgohs 1991, S. 118ff), als organisatorischer Ausdruck verwiesen werden.
Da die politische Umwelt der Bürgerbewegungen in dieser Phase sehr turbulent und durch rasche Veränderungen gekennzeichnet war, erscheint es nicht sinnvoll die Gruppen im Rahmen eines politischen Strukturvergleichs (BRD-DDR) zu deuten, da keine dauerhaft stabile, nur eine temporäre und historisch singuläre Situation vorlag, die zunächst zu verstehen ist. Die Frage, ob die Bürgerbewegungen den neuen sozialen Bewegungen im Westen vergleichbar sind, ist - zumindest für diese Phase - ebenfalls nicht sinnvoll zu stellen. Allenfalls in einer längerfristigen Perspektive könnte, nach dem “Systemwechsel” bzw. der Auflösung der DDR, gefragt werden, ob die Bürgerbewegungen sich zu neuen sozialen Bewegungen nach westlichem Muster entwickeln.
Der Begriff der “ideellen Struktur” von Sztompka wird hier nicht verwendet, weil er der theoretischen Interpretation bedürfte. Vgl. Müller-Enbergs, Schulz, Wielgohs 1991, S. 114f; s.u., Kap. 2.4.
Kühnel in: Müller-Enbergs, Schulz, Wielgohs, 1991, S. 181.
Die folgende Darstellung bleibt im Rahmen zeitgeschichtlicher Rekonstruktion und verwendet noch keine neuen oder eigenen theoretisch-analytischen Kategorien zur Beschreibung der Bürgerbewegungen.
Chrw(133) waren es diese liberalen Grundforderungen, die am Anfang des öffentlichen Auftretens der Oppositionsbewegung beherrschend waren und den Funken zur Erweiterung kleiner halbprivater Zirkel zu massenhaften Demonstrationen zündeten.“ (Lutz Niethammer, in: ”Frankfurter Rundschau“ vom 8.1.1990).
S. Fred Klinger, in: Civis 4/1989, S. 70; vgl. Segert, in Brie, Klein 1991, S. 59f.
Die meisten dieser Bezeichnungen sind keine originären für den Umbruch in der DDR und nicht unbedingt origiäre Formulierungen der genannten Autoren; hier werden nur Belege für ihre Verwendung angegeben: Neubert 1991; Habermas, “Der DM-Nationalismus” (in: “Die Zeit” Nr. 14, 30.3.1990); Opp 1991; Knabe 1989.
Noch wissen wir nicht, wie der Umbruch in die Geschichte eingeht: ob ihm der Rang einer Revolution zuerkannt wir, und unter welchem Begriff. Und ob es am Ende nicht wieder zwei Begriffe werden, ein heroisch akzentuierter und einer mit K o n t e r davor.“ (Zeplin, in Naumann 1990, s. 177); s.a. Schneider 1990, S. 8f (”Aufhol- Revolution“). Vgl. die Aussage von Ullman, daß die Akteure in den Bewegungen auch vom politischen Bewußtsein her keine Revolutionäre waren, s. ders. in: Richter, Zylla 1991, S. 52.
S. Schulz in: Müller-Enbergs, Schulz, Wielgohs 1991, S. 20f. Die Analyse der Bürgerbewegungen durch die Staatssicherheit im Oktober 1989 mag durchaus zutreffende Aussagen enthalten, wenn sie das NF als “gegenwärtig größte Gefahr”, zwar noch nicht erfolgreich in die Reihen der Arbeiterklasse und der Genossenschaftsbauern einbrechend, jedoch wachsenden Einfluß auf Intelligenz, Kulturschaffende, Studenten, Jugendliche, Mitglieder der Blockparteien und der Kirche gewinnend, einschätzt (vgl. “die tageszeitung” vom 14.3. 1990 ).
Vgl. Schulz in: Müller-Enbergs, Schulz, Wielgohs 1991, S. 21: “Chrw(133) der Vorzug, der thematisch (und damit dialogisch) orientierten Basisgruppen eingeräumt wird, wesentlich auf intelligenzsspezifische Tätigkeits-und Verhaltensmuster zurückzufühen ist. Von Aktivisten der Bürgerbewegung wird vermutet, daß das Übergewicht dieser Organisationsform die mehr aktionsorientierten Mitstreiter aus anderen sozialen Gruppen (vor allem Arbeiterinnen) an einer Entfaltung ihrer Aktivität behindert haben könnte, da deren Anteil im Zeitraum Oktober bis Dezember 1989 bereits zurückging.”
Vgl. a. Schulz, a.a.O., S. 14. Die Sozialstruktur der NF-Mitglieder war im Lauf der Zeit weniger konstant als die anderer Bürgerbewegungen - auch insofern sind Verallgemeinerungen problematisch. Die sich verändernde Zusammensetzung der Mitgliedschaft ist jedoch kaum genauer rekonstruierbar.
Vgl. Müller-Enbergs, Schulz, Wielgohs 1991, S. 126.
Vgl. ebd., S. 114: kaum jemals mehr als 4000.
Templin, Weißhuhn, in: Müller-Enbergs, Schulz, Wielgohs 1991, S. 157.
Wie alle anderen Gruppen der Bürgerbewegungen war jedoch auch die VL keine programmatisch und ideologisch profilierte Gruppe, und so sind bei genauerer Betrachtung auch die heterogenen Werteinflüsse hervorzuheben, die in der Vielzahl der Ende 1989 in der VL bestehenden Gruppen vertreten waren; dazu gehörten sowohl Traditionen der christlichen Linken wie “postmaterialistische” Werte (vgl. Wielgohs, in: Müller-Enbergs, Schulz, Wielgohs 1991, S. 287ff).
Vgl. das Interview mit einem anonymen Vertreter der VL in “taz” vom 23.9.1989: als Notwendigstes wird die Bildung eines alternativen Gerwerkschaftsverbandes, eine Alternative zum FDGB angesehen.
Der Erfurter Pfarrer Richter, Sprecher des DA, hatte im September 1989 erklärt: “Wir stehen noch zur DDR und zum Sozialismus”; “der DA verfolge soziale und ökologische Ziele und sei ein Dialogangebot an die SED über den Sozialismus. Der Monopolanspruch der Partei auf die Wahrheit müsse gebrochen werden.” (in: “die tageszeitung” vom 15.9.1989). In der ersten öffentlichen Erklärung des DA heißt es: “Der DA versteht sich als Teil der breiten und gewaltfreien Reformbewegung für Demokratie in der DDR und bittet alle Reformkräfte um Solidarität. Der DA übt mit anderen Reformkräften, unabhängig von ihren weltanschaulichen und religiösen Herkommen und unabhängig von ihrer politischen Grundhaltung, Solidarität, wenn in den Grundzügen Übereinstimmung in den demokratischen, sozialen, ökologischen und gewaltfreien Grundlagen hergestellt werden kann.” (in: “Oktober 1989”, Berlin 1989, S. 22 ).
Durch diesen Namen - Demokratischer Aufbruch - sind dann aber die ganzen Handwerker und Leute aus dem rechtsliberlen Spektrum reingeströmt. Die haben eine Partei daraus gemacht und uns - genau wie beim Neuen Forum - ganz kalt niedergestimmt.“ (Friedrich Schorlemmer, in: ”die tageszeitung“, 9. 2. 1990 ).
Rückblickend jedenfalls muß man konstatieren, daß der 9. November - auch wenn es den Protagonisten zu diesem Zeitpunkt noch nicht bewußt war - der Anfang vom Ende nicht nur der DDR als Staat, sondern auch ihrer revolutionär-bürgerlichen Demokratiebewegung war. So gesehen war die plötzliche Maueröffnung, dieser letzte noch halbwegs souveräne Akt einer schon zurückgetretenen Regierung, ein doppelter Staatsstreich (wie heute auch viele Protagonisten der Herbstrevolution sagen): gegen den alten eingemauerten SED-Staat und zugleich gegen die demokratische Volkserhebung und ihren Versuch, eine andere, selbstbestimmte demokratische Republik aufzubauen. “ (Schneider 1990, S. 78 ).
Segert, in: Brie, Klein 1991, S. 73.
Genauer zur Vorgeschichte der ostdeutschen Ökologiebewegung vgl. Jordan in diesem Band und: Kühnel, Sallmon-Metzner in Müller-Enbergs, Schulz, Wielgohs, 1991, S. 16611.
Mario Hamel; s. Kühnel, Sallmon-Metzner, in: Müller-Enbergs, Schulz, Wielgohs 1991, S. 185.
Vgl. dazu das Interview mit Günther Packenius, Gründungsmitglied der Grünen Partei, in: “die andere”, Nr. 43, 14. November 1990, Beilage.
Vgl. Kühnel, Sallmon-Metzner, in: Müller-Enbergs, Schulz, Wielgohs 1991, S. 186.
Vgl. zur Geschichte der Frauenbewegung in der DDR Schwarz in diesem Band und Hampele in: Müller-Enbergs, Schulz, Wielgohs, 1991, S. 221ff; zu den Perspektiven der Frauenbewegung vgl. a. das Interview mit Ina Merkel in: “die andere”, Nr. 43, 14. November 1990, Beilage.
Auch in den neu entstandenen demokratischen Gruppierungen mußten viele Frauen bald die Erfahrung machen, daß sie mit ihren Problemen wiederum an den Rand gedrängt wurden. Sie erkannten daß es dringend nötig ist, sich mit anderen zu verbinden, weil Frauenfragen eben nicht automatisch auf Männer-Tagesordnungen kommen.“ ( Schwarz, in: Kahlau 1990, S. 16 ).
Hampele, in: Müller-Enbergs, Schulz, Wielgohs, 1991, S. 239.
Dieser musterbildenden Abläufe wegen hat Ullmann 1990 (S. 149f) den 8. Oktober in Dresden, als es zur Vermittlung durch Ziemer und Hempel kam, als das entscheidende Ereignis der Herbstereignisse in der DDR bezeichnet.
Die Gruppe der 20 gab auch eine Wochenzeitung (“Sachsenspiegel”) heraus. Aus ihren Reihen ging der spätere CDU-Oberbürgermeister Wagner hervor.
Hinzuweisen ist sowohl auf die Unterschiede zwischen der Dresdner Gruppe (die aus Vertretern der demonstrierenden Bürger bestand) und der Leipziger Gruppe (zu der auch Vertreter der SED bzw. der Staatsmacht gehörten), als auch auf Unterschiede zu den späteren Bürgerkomitees, die längerfristig aktiv waren (z.B. bei der Auflösung der Stasi).
Vgl. Ziemer in: Richter, Zylla 1991, S. 237f.
Die Darstellungen der Entwicklungen in Leipzig und Dresden beruhen z.T. auf eigenen Befragungen; außer für Leipzig (vgl. Grabner, Heinze, Pollack 1990) gibt es noch kaum Untersuchungen.
Zu den Intervieworten s. Projektdarstellung im Anhang.
So z.B. für Rostock; vgl. dazu: Probst 1991 und 1992 und Schmidtbauer 1991. Was dort in der Entwicklung des Neuen Forums nachzuvollziehen war, ließe sich mit Einschränkungen als typisch für viele Orte außerhalb der drei dominierenden Großstädte ansehen: starke regionalgeschichtliche Bezüge bei der Entwicklung einzelner Bewegungen, deren starke Verwurzelung in “traditionellen Oppositionsmilieus” wie der evangelischen Kirche und nach dem Umbruch rasche Einbindung führender Repräsentanten in die Kommunalpolitik oder in den Aufbau lokaler und regionaler Institutionen (vgl. Probst 1992, S. 58f ).
Vgl. Heinze, Pollack, in: Grabner, Heinze, Pollack 1990, S. 89: “Unter dem ständig Reaktionen herausfordernden Druck der Ereignisse geriet die Identität der Gruppen ins Wanken. Einige wollten sich zur Partei umstrukturieren, andere wollten bewußt Bürgerbewegung sein. Darüber hinaus hemmten auch Führungsrangeleien ihre Handlungsfähigkeit.”
In allen Initiativen spielen anfangs. Theologen, kirchliche Mitarbeiter und Angestellte eine wichtige Rolle. Berliner haben das Ubergewicht. Frauen sind knapp.“ (E. Neubert, in: Knabe 1989, S. 141 )
Vgl. Wielgohs, Müller-Enbergs, in: Müller-Enbergs, Schulz, Wielgohs 1991, S. 135f. “Mit dem Zusammenbruch des SED-Regimes, der Öffnung der Grenze nach Westeuropa, der sich abzeichnenden Perspektive der deutschen Vereinigung und der damit in Zusammenhang stehenden Neuordnung sozialökonomischer Verhältnisse und Konfliktfelder waren sowohl ein Rückgang der allgemeinen politischen Bewegung in der Bevölkerung als auch eine Umorientierung politischer Aktivitäten auf diese sozialen Konfliktfelder (Tarifauseinandersetzungen, Neuordnung von Wirtschaftseinheiten, Eigentumsfragen, Mieterinteressen, beginnende Arbeitslosigkeit usw.) verbunden.” (Ebd., S. 136 )
Vgl. Heinze, Pollack in: Grabner, Heinze, Pollack 1990, S. 89: “Die Oppositionsgruppen waren die Hoffnungsträger der sich entwickelnden Protestbewegung in der DDR. Obwohl sie die Massendemonstrationen niemals organisiert hatten, standen sie auf einmal an ihrer Spitze. Die durch die Massenflucht ausgelöste Empörung hat sie dorthin gebracht. Es waren also Außenseiter, die aufgrund von Prozessen, die sie weder eingeleitet noch gewollt hatten, zu Repräsentanten der Gesellschaft aufstiegen - und dies nicht zufällig, manifestieren sich doch nicht selten gerade am Rand einer Gesellschaft deren zentrale Probleme.”
Schneider, 1990, S. 75; es handelt sich dabei weitgehend um ein Quasi-Zitat aus: Brie in: Knabe 1989, S. 182.
Schulz, Wielgohs in: Blanke, Erd 1990, S. 123. Auch die Herbstzeit gab Anlaß zu symbolträchtigen Vergleichen - mit der protestantischen Reformation des Jahres 1517 und der Oktoberrevolution von 1917, vgl. etwa Gensichen, in: Kirchliches Forschungsheim Wittenberg 1990, S. 3.
Vgl. Ullmann 1990, S. 151: “Chrw(133) Leute, die so überrascht werden von allem, was passiert, die sind doch wohl keine Revolutionäre.” Vgl. auch ders. in Richter, Zylla 1991, S. 52.
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Bruckmeier, K. (1993). Die Bürgerbewegungen der DDR im Herbst 1989. In: Haufe, G., Bruckmeier, K. (eds) Die Bürgerbewegungen in der DDR und in den ostdeutschen Bundesländern. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-322-97037-4_2
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