Zusammenfassung
Im folgenden soll unter Bezug auf institutionentheoretische Ansätze und Theorien sozialer Differenzierung Besonderheiten in den privaten Arrangements von Zeitarbeitern und Zeitarbeiterinnen nachgegangen werden, deren typische Ausprägungen im letzten Teil des vorhergehenden Kapitels bereits vorgestellt wurden.
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Literatur
Vgl. dazu etwa: Diezinger, A. u.a. (1983): Zukunft mit beschränkten Möglichkeiten, Bde 1 u. 2, München; Becker-Schmidt, R. u.a. (1983): Arbeitsleben — Lebensarbeit, Bonn; Krüger, H./Born, C. (1990): Probleme der Integration von beruflicher und familialer Sozialisation in der Biographie von Frauen, in: Hoff, E.-H. (Hrsg.): Die doppelte Sozialisation Erwachsener, München, S. 53–73.
Dies scheint sich allerdings — wohl nicht zuletzt durch den Einfluß der Frauenforschung — allmählich zu ändern. Vgl. dazu etwa: Hoff, E.-H./Lempert, W. (1990): Kontroll-und Moralbewußtsein im beruflichen und privaten Lebensstrang von Facharbeitern, in: Hoff, E.-H. (Hrsg.), a.a.O., S. 125–154; Femers, S./Hörrmann, U. (1990): Zur Wechselwirkung von Arbeit und Freizeit. Vorstellungsmuster und biographische Konfigurationen dargestellt am Beispiel von Krankenpflegern, in: Hoff, E.-H. (Hrsg.), a.a.O., S. 74–96; Brock, D. (1990): Wie verknüpfen Männer Arbeitsorientierungen mit privaten Lebensinteressen? Veränderungstendenzen biographischer Orientierungsmuster bei männlichen Arbeitern seit den fünfziger Jahren, in: Hoff, E.-H. (Hrsg.), a.a.O., S. 97–124.
Vgl. hierzu — im Anschluß an Parsons — Tyrell, H. (1976): Probleme einer Theorie der gesellschaftlichen Ausdifferenzierung der privatisierten modernen Kernfamilie, in: Zeitschrift für Soziologie 5, S. 393–417.
Leupold, A. (1983): Liebe und Partnerschaft: Formen der Codierung von Ehen, in: Zeitschrift für Soziologie 12, S. 297–327.
Swidler, A. (19812): Love and Adulthood in American Culture, in: Smelser, N.J./Erikson, E.H. (eds.): Themes of Work and Love in Adulthood, Cambridge, S. 120–147. Swidler übernimmt diese Begrifflichkeit aus der Untersuchung von: Millman, M. (1972): Tragedy and Exchance: Metaphoric Understandings of Interpersonal Relationships, Ph.d. diss., Brandeis University.
Furstenberg, F.F. (1987): Fortsetzungsehen, in: Soziale Welt 38, S. 29–39.
Beck, U. (1986): Risikogesellschaft, Frankfurt/M., S. 208.
Tyrell, H. (1988): Ehe und Familie — Institutionalisierung und Deinstitutionalisierung, in: Löscher, K. u.a. (Hrsg.): Die „Postmoderne“ Familie, Konstanz, S. 145–156.
Der Ausdruck „Freisetzung von Zeitlichkeit“ wird im Zusammenhang mit Zukunftsvorstellungen von Kaufmann, F.-X. (1973): Sicherheit als soziologisches und sozialpolitisches Problem, Stuttgart, S. 160, gebraucht.
Ausgehend von Berger, P.L./Kellner, H. (1965): Die Ehe und die Konstruktion der Wirklichkeit, in: Soziale Welt 16, S. 220–235, die die Bedeutung des Gesprächs für die dauernde Konkretisierung der Ehe als nomischem Instrument betonen, ließe sich allerdings die Überlegung anstellen, ob an die Stelle der alten „Institution“ nicht die „Institutionalisierung der Dauerreflexion” im Sinne Schelskys getreten ist. S. dazu Schelsky, H. (1965; zuerst 1957): Ist die Dauerreflexion institutionalisierbar?, in: Ders.: Auf der Suche nach Wirklichkeit. Gesammelte Aufsätze, Düsseldorf/Köln, S. 250–275.
Swidler, A. (19812): Love and Adulthood in American Culture, in: Smelser, N.J./Erikson, E.H. (eds.): Themes of Work and Love in Adulthood, Cambridge Mass., S. 120–147.
Parsons, T. (1976; zuerst 1961 ): Grundzüge des Sozialsystems, in: Ders. (1976): Zur Theorie sozialer Systeme, hrsg. von S. Jensen, Opladen, S. 161–274, hier: S. 186.
Kohli, M. (1985): Die Institutionalisierung des Lebenslaufs, in: KZfSS, Jg. 37, S. 1–29; sowie: Ders. (1988): Normalbiographie und Individualität: Zur institutionellen Dynamik des gegenwärtigen Lebenslaufregimes, in: Brose, H.-G./ Hildenbrand, B. (Hrsg.): Vom Ende des Individuums zur Individualität ohne Ende, Opladen, S. 33–53.
In der Terminologie Kaufmanns (1973, a.a.O., S. 157) könnte man hier — freilich sehr zugespitzt — eher von der „Vernichtung von Zeitlichkeit“ als von Verzeitlichung sprechen.
Kohli (1988), a.a.O., S. 40.
Die Definition von Institutionen als „normative Muster“ geht auf Parsons zurück. Diese sind einer frühen Definition zufolge (Parsons, T. (1986; zuerst 1939): Aktor, Situation und normative Muster, Frankfurt/M., hier: S. 218ff.) dadurch gekennzeichnet, daß sie a) „die,legitimen Erwartungen’ anderer Aktoren hinsichtlich der Handlung des betreffenden Individumms festlegen”; b) daß an sie moralische Sanktionen gebunden seien, die ihre Befolgung zur moralischen Verpflichtung machten; und c) daß sie Teil der „Sozialstruktur“ geworden seien, d.h. verhältnismäßig allgemeine Anerkennung genießen. Auf die Veränderungen des Institutionenbegriffs innerhalb der Parsonsschen Theorie soll hier nicht eingegangen werden, zumal Parsons auch in späteren Schriften von Institutionen als „normativen Mustern” bzw. von „institutionalisierten Mustern normativer Kultur“ spricht. So etwa in: Parsons, T. (1951): The Social System, New York/London, S. 36ff.; sowie: Ders. (1976; zuerst 1961): Grundzüge des Sozialsystems, in: Ders., Zur Theorie sozialer Systeme, hrsg. von S. Jensen, Opladen, S. 161–274, hier: S. 165ff. Zur Entwicklung des Institutionenbegriffs bei Parsons vgl. Schrader, E. (1966): Handlung und Wertsystem, in: Soziale Welt, Jg. 17, S. 111–135. Zur Institution „Familie” s. Parsons, T./Bales, R.F. (1960): Family, Socialization and Interaction Process, Illinois, S. 16ff.
S. Tyrell, H. (1988), a.a.O.
S. Jensen (1976): Einleitung, in: Parsons (1976), a.a.O., S. 9–67, hier: S. 41.
Kohli (1985), a.a.O., und Kohli (1988), a.a.O.
Daß es sich dabei nur um eine analytische Unterscheidung handeln kann, in die inhaltliche Behandlung der Phänomene jedoch immer auch Momente der anderen Dimensionen einfließen, ist selbstverständlich.
Für die USA berichtet allerdings Furstenberg, daß dort bei geschiedenen Männern eine Tendenz bestünde, die Kontakte zu ihren Kindern nach der Scheidung abzukappen, ein Verhalten, das durch die hohe regionale Mobilität noch begünstigt wird. Vgl. dazu Furstenberg, F. (1988): Die Entstehung des Verhaltensmusters „sukzessive Ehen“, in: Lüscher, K. u.a. (Hrsg.), a.a.O., S. 73–83.
Daß es sich bei Institutionalisierung weniger um empirisch belegbaren, als vielmehr um unterstellten und erfolgreich überschätzten Konsens handelt, darauf hat Luhmann (1970) hingewiesen. Als Beleg für den Erfolg dieser Unterstellung mag die Familienzyklusforschung gelten, in der erst in den letzten Jahren die Notwendigkeit erörtert wird, die Familienzyklus-perspektive durch eine Lebenslaufperspektive zu ergänzen oder gar zu ersetzen. Vgl. dazu: Höhn, Ch. (1982): Der Familienzyklus — Zur Notwendigkeit einer Konzepterweiterung, Boppard; sowie: Trost, J. (1977): The family life cycle: A problematic approach, in: Cuisenier, J. (Hrsg.): Le cycle de la vie dans les sociétés européennes, Paris.
Dieser „richtige Zeitpunkt“ wird hier charakteristischerweise nicht in der Abwägung zwischen familiären und beruflichen Optionen bestimmt.
So Nave-Herz, die in diesem Zusammenhang auf das Vorhandensein divergenter Wertorientierungen bei kinderlosen Frauen hinweist: etwa das gleichzeitige Vorhandensein einer starken Berufsorientierung und einer traditionellen Mutterrollen-Auffassung. S. dazu Nave-Herz, R. (1988): Kinderlose Ehen, in: Löscher, K. u.a. (Hrsg.), a.a.O., S. 193–200.
Vgl. dazu Tyrell (1988), a.a.O., S. 154. Als weitere Elemente dieses kohärenten Sinn-und Verweisungszusammenhanges nennt Tyrell Sexualität sowie Zusammenleben/gemeinsames Haushalten.
In diesem Zusammenhang ist etwa die Herausbildung einer kinderlosen Phase nach der Eheschließung zu erwähnen. Vgl. dazu Höpflinger, F. (1987): Wandel der Familienbildung in Westeuropa, Frankfurt/M./New York.
Aus dem gleichen Planungsdilemma heraus wäre auch eine „Selbstöffnung gegenüber dem Zufall“ denkbar. S. dazu: Löscher, K./Wehrspaun, M. (1986): Familie und Zeit, in: Zeitschrift für Bevölkerungswissenschaft 12, S. 239–256, hier: S. 252.
Zum Zusammenhang zwischen dem Verblassen der Passageriten und der Wahrnehmung biographischer Zeit s. auch: Béjin, A. (1988): Ehe ohne Trauschein und Postadoleszenz: Anmerkungen zu einigen Mythen des „Nicht-Übergangs“, in: Löscher, K. u.a. (Hrsg.), a.a.O., S. 180–190.
Zum Begriff des „Leitbildes“ einer Institution im Unterschied zu ihrem Normsystem vgl. Schelsky, H. (1970): Zur soziologischen Theorie der Institution, in: Ders. (Hrsg.): Zur Theorie der Institution, Düsseldorf, S. 9–26. Schelsky verdeutlicht diesen Unterschied am Beispiel der Idee des Christentums, die verschiedene institutionelle „Normsysteme” zugelassen habe. In einer systemtheoretischen Theorietradition könnte man als „Leitbilder” wohl auch Formen der Codierung von Ehe verstehen, wie sie Leupold etwa am Beispiel von„Partnerschaft” und „romantischer Liebe“ vorstellt.
In einer klassischen Terminologie ließe sich ein solcher Zustand wohl als „gestörte Ordnung“ oder „Anomie” bezeichnen. S. dazu Durkheim, E. (1973; zuerst 1897): Der Selbstmord, Frankfurt/M.; Parsons, T. (1951): The Social System, New York/London, S. 39, charakterisiert Anomie als „polar antithesis of full institutionalization (…), the absence of structured complementarity in the interaction process or (…) the complete breakdown of normative order in both senses.“
S. dazu Durkheim, E. (1973; zuerst 1897), a.a.O., S. 288: „Es braucht Zeit für Menschen und Dinge nach den geltenden Begriffen eine andere Rangordnung zu schaffen. Solange die so freigesetzten sozialen Kräfte nicht ihr Gleichgewicht gefunden haben, bleibt ihr jeweiliger Wert unbestimmt, und für eine Zeitlang ist dann jede Regelung mangelhaft. Man weiß nicht mehr, was möglich ist und was nicht, was noch und was nicht mehr angemessen erscheint, welche Ansprüche und Erwartungen erlaubt sind und welche über das Maß hinausgehen.“ Vgl. dazu auch: Clignet, R. (1988): Wandlungen in familialen Lebensstilen: Anomie durch Knappheit und Anomie durch Überfluß, in: Löscher, K. u.a. (Hrsg.), a.a.O., S. 116–130.
Zum Begriff „Commitment“ vgl. Parsons, T. (1980; zuerst 1968): Über „Commitments”, in: Ders., Theorie der sozialen Interaktionsmedien, hrsg. von S. Jensen, Opladen, S. 183–228; sowie: Becker, H.S. (1960): Notes an the Concept of Commitment, in: AJS 66, S. 32–40.
Vgl. Tyrell, H. (1988), a.a.O, S. 154.
Hier läßt sich auch die Diskussion um das Normalarbeitsverhältnis heranziehen, bei der deutlich geworden ist, welche anderen Dimensionen für die Realitätsmächtigkeit und Orientierungswirksamkeit des Normalarbeitsverhältnisses wichtig sind. Nämlich insbesondere die faktische Gültigkeit dieser Standards für die Beschäftigten in Großbetrieben.
Zu nennen ist hier v.a. der — in der BRD noch vergleichsweise schwache — Tertiarisierungsprozeß; die verstärkte und verstetigte Nachfrage nach Erwerbsarbeit durch Frauen; die durch neue Technologien möglichen und durch Marktprozesse bedingten Veränderungen in der betrieblichen und vor allem überbetrieblichen Organisation der Arbeit.
Die in diesem Bericht präsentierten Ergebnisse lassen Aussagen nur auf der Ebene b. und c. zu. Hier glauben wir allerdings in der Tat zeigen zu können, daß die tatsächlichen beruflichen Entwicklungen, die Berufsbiographien und die Vorstellungen von der Bedeutung der Arbeit im Lebensarrangement unserer Befragten von der Folie des „Lebenslauf als erwartbares Ablaufprogramm“ in vielfältiger und v.a. in systematischer Weise abweichen. Uns ist natürlich bewußt, daß man diese Analysen nicht einfach auf andere, aus dem Normalarbeitsverhältnis gedrängte oder drängende Beschäftigtengruppen übertragen kann. Was die Argumentation auf den Ebenen a. Und d. Anbelangt, vgl. Brose, H.-G./Schulze-Boing, M./Meyer, W. (1990): Arbeit auf Zeit–Die Karriere eines neuen Beschaftigungsverhaltnisses, Opladen.
Vgl. Dragendorf, R./Heering, W. (1987): Beschäftigungsdauer, Effizienz und Flexibilität, in: Buttler, F. (Hrsg.): Arbeitsmarkt und Beschäftigung, Frankfurt/M./New York, S. 121–156.
Dragendorf/Heering, a.a.O., S. 135ff.
Durchschnittsangaben über die Dauer von Einsätzen sind relativ wenig informativ. Sie liegen bei zwei bis drei Wochen. Im Bereich der Industrie, beim Einsatz qualifizierter Fachkräfte, sind sie i.d.R. deutlich länger.
Vgl. Brose/Schulze-Böing/Wohlrab-Sahr (1987): Diskontinuität und Berufsbiographie: Das Beispiel der Zeitarbeit, in: Soziale Welt, 4/1987, S. 513ff.
So berichtet z.B. Frau Asch, daß Zeitarbeitskräf te ja häufig zu „Feuerwehreinsätzen“ geschickt würden. Das führe dann auch dazu, daß jegliche Arbeitsentlastung und -leistung im Einsatzbetrieb dankbar registriert werde. Wenn man dann noch gut arbeite, werde man mit Lob geradezu überschüttet.
Vgl. o. unsere Analyse der spezifischen Orientierungsprobleme von Frau Fuchs, s.o. Kap. III.6. 1. 2.
Diese Sichtweise läßt sich in einer Vielzahl unserer Interviews finden. Daß wir hier zwei Zeitarbeitnehmerinnen zitiert haben, heißt übrigens durchaus nicht, daß solche individualistischen Perspektiven bei Männern nicht zu finden seien. Allerdings sind Tätigkeitsbereiche, die mit der Organisation von Kommunikation zu tun haben und in denen primär Frauen eingesetzt werden, für die Aktualisierung von Interaktionsproblemen anfälliger als manche Tätigkeiten in der Produktion. Diesbezüglich besteht wohl eine Differenz.
Man spricht hier von Fristentransformation. Die hier angedeutete zeitliche Dimension von Vertragsbeziehungen ist Teil einer „neuen Ökonomie der Zeit“, die wesentlicher Bestandteil neuer Rationalisierungskonzepte in Organisationen des Wirtschaftssystems ist. Vgl. o. Kap.II. 5. 3.
Das gilt z.B. in ähnlicher Weise für die „Delegation“ und Mitarbeit in Projektteams. Vgl. u.a. Frame, J.D. (1991): Managing Projects in Organizations, San Francisco/Oxford.
Vgl. Brose/Schulze-Böing/Wohlrab-Sahr (1987), a.a.O.
Streek, W. (1988): Status und Vertrag als Grundkategorien einer soziologischen Theorie der industriellen Beziehungen, discussion paper, WZB Berlin, FS I 88–3, S. 47.
Vgl. u.a. Williamson, O.E. (1990): The Firm as a Nexus of Treaties, in: Aoki, M./Gustafsson, B./Williamson O.E. (eds.): The Firm as a Nexus of Treaties, London, S. 1–25; Eccles, R.G./White, H.C. (1988): Price and Authority in Inter-Profit Center Transactions, in: AJS, Vol. 94 (Supplement), S. 17–51.
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Brose, HG., Wohlrab-Sahr, M., Corsten, M. (1993). Institutionalisierung und De-Institutionalisierung in den zentralen Lebensbereichen. In: Soziale Zeit und Biographie. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-322-97034-3_7
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