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Sprachwitz und Sprachkritik als Bildergeschichte

Ein Fundstück Aus Den Fliegenden Blättern

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Zusammenfassung

In seiner anhaltenden Kritik der publizistischen Phrase, wie sie ihm in der Wiener Presse und generell in den Zeitungen seiner Zeit tagtäglich vors erboste Auge trat, berief sich der Wiener Satiriker Karl Kraus (1874–1936) gelegentlich auf Ferdinand Kümberger (1821–1879) als seinen unmittelbaren Vorläufer, einen der Mitbegründer des sogenannten ‘Wiener Feuilletons’. In der Tat kann Kürnberger mit seinen Essays Sprache und Zeitungen von 1866 oder Die Blumen des Zeitungsstils von 1872 bzw. 1876 als erster Kritiker der modernen Zeitungssprache in jenem Sinne gelten, daß er dem ‘Geheimnis des Wortes’ seinen falschen Zauber rauben wollte. “Die politische Phrase”, gibt er den zentralen Begriff seiner Kritik, “ist ein gefährliches Spielzeug”! Und er belegt dies, indem er die gängigen Schlagworte der politischen Leitartikel dieser Ära und alle sonstigen stehenden Redensarten aufgreift, die sich in den Spalten der Zeitung zu festen Klischee-Schreibformeln verdichtet haben; im ‘Feuilleton unterm Strich’ geht er ihnen auf den Grund. Ein aufmerksamer Beobachter der medialen Prozesse seiner Gegenwart, hat er erkannt, daß sich die literarische Kultur längst aus dem Buch in die Zeitung gewandt hat; auch die Kritik müsse sich nun, folgert er konsequent, von den Büchern weg zu den Zeitungen hinwenden, wenn sie nicht zopfig hinter der Zeit zurückbleiben wolle: “Zeitungskritik müßte sie richtiger sein”, heißt es 1873 in der Glosse zum Wiener Zeitungswesen, “aber freilich wäre sie dann — Selbstkritik”.1

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Literatur

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© 1992 Westdeutscher Verlag GmbH, Opladen

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Riha, K. (1992). Sprachwitz und Sprachkritik als Bildergeschichte. In: Kritik, Satire, Parodie. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-97029-9_8

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  • Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften

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