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Notizen zur Legende vom Toten Soldaten

Ein Paradigma der Frühen Lyrik Brechts

  • Chapter
Kritik, Satire, Parodie
  • 217 Accesses

Zusammenfassung

Stöbert man in den populären Balladensammlungen des späten neunzehnten, frühen zwanzigsten Jahrhunderts, stößt man auf das stehende Kapitel Heldentum. Um die Mitte des neunzehnten Jahrhunderts entstand der Plan, die ganze deutsche Nationalgeschichte von den alten Sachsen bis zu den Freiheitskriegen herauf, von Hermann und Thusnelda bis Feldmarschall Blücher durch Balladen — aus “vaterländischen Dichtern zusammengestellt”1 — abzudecken. Die reaktionäre Erneuerung der deutschen Ballade kurz nach 1900 steht deutlich unter ähnlichen Vorzeichen. “Wo Sporenklirr und Mut und Manneszorn, / Wo Grimm und Scham die harten Fäuste ballen; Das Hifthorn tönt... es gurrt der wilde Tauber ... / Ein Schrei im Wald ... ein mörderisches Erz ... / Ein letzter Hauch ... / -Das ist Balladenzauber!”, schreibt Joseph Lauff im “balladischen “ Geleitwort zum Neuen deutschen Balladenschatz, 2 einer Anthologie, die aus einem literarischen Preisausschreiben hervorgegangen ist, das die schlummernden poetischen Kräfte wecken sollte, die — eben jetzt: 1906 — der Gestalt einer Balladendichtung zustreben, die so gerne das Wirken elementarer Mächte, das Eingreifen des Wunderbaren in das Menschenleben schildert. — Wolfgang Kayser trug diesen Tendenzen Rechnung, wenn er, und zwar zu einem Zeitpunkt, da mit der Lyrik Frank Wedekinds und Bertolt Brechts Gegenentwürfe einer modernen deutschen Ballade vorlagen, in seiner Geschichte der deutschen Ballade wie folgt definierte: “Balladendichtung.

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Literatur

  1. Als Beispiel, Liederchronik deutscher Helden, hrsg. v. Adolf Böttger, Leipzig o. J. — Beispiele dafür, daß Brecht — als Schüler — derlei patriotischen Phrasen, wie sie im folgenden als Ausgangspunkt genommen werden, recht nah stand, gibt Dieter Schmidt, Baal und der junge Brecht, Stuttgart 1966, S. 32 ff; darunter etwa Äußerungen wie: “Wir alle, alle Deutschen fürchten Gott und sonst nichts auf der Welt” oder — mit Bezug auf den Ausbruch des ersten Weltkriegs — “Das ist so schön, daß alle Stimmen schweigen / Und still vor dieser einen Stimme sind, / Die sich erhob mit Donnerklang im Reigen / Der Zeit, die sonst so größelos verrinnt.”

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Riha, K. (1992). Notizen zur Legende vom Toten Soldaten . In: Kritik, Satire, Parodie. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-97029-9_14

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  • DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-322-97029-9_14

  • Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften

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