Zusammenfassung
Aus der Studie über die politische Sozialisation in der DDR ergeben sich zusammengefaßt folgende Resultate:
-
1.
Die politisch-ideologische Erziehung, die die offizielle politische Kultur — vor allem unter den Jugendlichen — verankern sollte, spielte eine wichtige, aber keinesfalls primäre Rolle bei der Fundierung des Herrschaftssystems. Sie ist in früheren Arbeiten weit überschätzt worden. Vielmehr konnte gezeigt werden, daß sich die im offiziellen Zielkonzept der Formung „sozialistischer Persönlichkeiten“ implizite Annahme, die organisierte politische Erziehung durchdringe aufgrund ihrer kontrollierten Strukturen alle gesellschaftlichen Bereiche, als Schimäre erwies. Ihr stand die ungebrochene und sogar wachsende Bedeutung solcher für die politische Sozialisation — und damit für die politische Bewußtseinsbildung — relevanten Bereiche entgegen, die den direkten Einflüssen weitgehend entzogen blieben. Dieser Befund erklärt, warum in der DDR ein Kulturumbruch besonders unter der jungen Generation möglich wurde. Die nur sekundäre Bedeutung politisch-ideologischer Erziehung konnte beispielsweise an der FDJ aufgezeigt werden. Der Jugendverband besaß zwar weitgehende Rechte und Eingriffsmöglichkeiten und war im gesamten Bildungswesen präsent, seine Relevanz für die politische Einstellungsund Verhaltensbildung war aber gering.
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Lemke, C. (1991). Schlußbetrachtung. In: Die Ursachen des Umbruchs 1989. Schriften des Zentralinstituts für sozialwissenschaftliche Forschung der Freien Universität Berlin. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-97019-0_8
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Print ISBN: 978-3-531-12232-8
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