Zusammenfassung
Historische Erfahrungen, die für eine Gesellschaft spezifisch sind und die ihre Politik und Ideologie beeinflussen, prägen die politische Sozialisation und formen die politische Kultur; politisches Bewußtsein und Handeln gründet sich auf historischen Erfahrungen, die in der politischen Kultur als Haupt- oder Nebenströmungen konserviert sind und die als„kollektives Gedächtnis“ einer Gesellschaft bezeichnet werden können. Politische Kulturen werden daher überhaupt nur verständlich durch die Betrachtung der Geschichte und des Geschichtsbewußtseins.
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Literatur
Archie Brown, Political Culture and Political Change in Communist States, London: The MacMillan Press 1984, S. 16.
Ebd., S. 17.
Vgl. insbes. Dietrich Staritz, Geschichte der DDR 1949–1985, Frankfurt a.M.: Suhrkamp 1985, S. 235ff. Zur Frage der Identität vgl. z. B.
Werner Weidenfeld (Hrsg.), Nachdenken über Deutschland, Köln: Verlag Wissenschaft und Politik 1985.
Dies bestätigt vor allem die 1987 durchgeführte Oral-History-Untersuchung von Lutz Niethammer/Alexander von Plato/Dorothee Wierling, Die volkseigene Erfahrung. Eine Archäologie des Lebens in der Industrieprovinz der DDR, Bd. 1, „Biografische Erfahrungen“, zit. in: Lutz Niethammer, Das Volk der DDR und die Revolution. Versuch einer historischen Wahrnehmung der laufenden Ereignisse, in: Charles Schüddekopf (Hrsg.), „Wir sind das Volk!“ Flugschriften, Aufrufe und Texte einer deutschen Revolution, Reinbek: Rowohlt 1990, S. 251–279.
Martin und Sylvia Greiffenhagen, Ein schwieriges Vaterland, Frankfurt a. M.: Fischer Taschenbuch Verlag 1979, S. 26.
Ebd., S. 27.
Greiffenhagen/Greiffenhagen, Ein schwieriges Vaterland (Anm. 5), S. 28.
Besonders die nationalsozialistische Diktatur und der Holocaust haben tiefe Narben im deutschen Geschichtsbewußtsein hinterlassen; dies zeigte sich besonders in der unter westdeutschen Historikern aufgebrochenen Kontroverse über die Aufarbeitung des Nationalsozialismus. Vgl. „Historikerstreit“, München/Zürich Piper 1987. Vgl. auch den kritischen Kommentar von Hans Mommsen, Suche nach der ‘verlorenen Geschichte’?, in: Merkur, 40. Jg. (1986), H. 9/10, S. 862–874 (mit weiterführenden Literaturhinweisen).
Wörterbuchder Geschichte, hrsg. v. Horst Bartel u. a., Bd. A-K, Berlin (DDR): Dietz Verlag 1984, S. 394.
Ebd., S. 394.
Ebd.
Vgl. Günther Heydemann, Geschichtswissenschaft im geteilten Deutschland, Frankfurt a.M./Bern/Cirencester: Verlag Peter D. Lang 1980, S. 194.
Einen Überblick über die Grundsatzdiskussion der Historiker in der DDR gibt Johannes Kuppe, Die Geschichtsschreibung der SED im Umbruch, in: Deutschland Archiv, 18. Jg. 1985, H. 3, S. 278–294; vgl. auch ders., Kontinuität und Wandel in der Geschichtsschreibung der DDR. Das Beispiel Preußen, in: Aus Politik und Zeitgeschichte, Beilage zur Wochenzeitung Das Parlament, B 20–21/86,17.5.1986, S. 17–26;
Ulrich Neuhäußer-Wespy, Von der Urgesellschaft bis zur SED, in: Deutschland Archiv, 16. Jg. 1983, H. 2, S. 145–152;
Gordon Craig, The Other Germany, in: The New York Review of Books, 25.9.1986; Konrad Jarausch, East German Views of Fascism. Some Ironies of History as Politics, Vortragsmanu-skript für die Konferenz „After 40 Contentious Years. The Two Germanies since 1949“, University of Southern California, 16.–182.1990, mschrft., Chapel Hill 1990.
Margrit Gensicke/Utz Hoffmann, Geschichte ist etwas sehr Lebendiges. Gespräch mit Walter Schmidt, in: Wochenpost, Nr. 52 v. 26.12.1986, S. 16/7.
Walter Schmidt, Zur Entwicklung des Erbe- und Traditionsverständnisses in der Geschichtsschreibung der DDR, in: Zeitschrift für Geschiehtswissenschaß, 33. Jg. 1985, H. 3, S. 196.
Ebd., S.198f.
Ebd., S. 201.
Ebd., S. 203.
Vgl. ebd., S. 205.
Ebd., S. 206.
Ebd., S. 206.
Ausführlicher hierzu Kuppe, Kontinuität und Wandel (Anm. 13), S. 24f.; Karl-Ernst Jeismann, Die Einheit der Nation im Geschichtsbild der DDR, in: Aus Politik und Zeitgeschichte. Beilage zur Wochenzeitung Das Parlament, B 32–33/1983, S. 3ff. Aus der DDR gibt das Buch von Alfred Kosing (Nation in Geschichte und Gegenwart), Berlin (DDR): Dietz-Verlag 1976) am umfassendsten das DDR-Selbstverständnis zum Nationenbegriff wieder. Vgl. aktuell auch Alfred Loes-dau, German History and National Identity in the GDR, in: Margy Gerber u.a. (Hrsg.), Studies in GDR Culture and Society 7, Lanham/New York/London: University Press of America 1987, S. 213–220.
Schmidt, Entwicklung des Erbe- und Traditionsverständnisses, (Anm. 15), S. 207.
Vgl. Ingrid Mittenzwei, Friedrich IL von Preußen. Eine Biographie, Berlin(DDR): Deutscher Verlag der Wissenschaften 1979.
Ernst Engelberg, Bismarck- Urpreu-ße und Reichsgründer, Berlin (DDR): Akademie-Verlag 1985. — Kuppe weist richtig darauf hin, daß es bereits in den fünfziger und sechziger Jahren entgegen dem pauschalen Feindbild Preußen, wie es von Abusch vorgeprägt worden war, Anknüpfungen an Preußen gegeben habe; das belegten die „Rehabilitation“ einiger Persönlichkeiten und eine partielle Renaissance preußischer Traditionen im Zusammenhang mit der Gründung der NVA. Vgl. Kuppe, Kontinuität und Wandel (Anm. 13), S. 20ff.
Horst Bartel/Walter Schmidt, Sozialismus und historisches Erbe in der DDR, in: Einheit, 39. Jg. 1984, H. 2, S. 113.
Ebd., S. 115.
Ebd., S. 116.
Peter Steinbach, Widerstandsdiskussionen und Widerstandsforschung in der deutschen Geschichtswissenschaft. Konsequenzen eines Paradigmenwechsels für die Darstellung des Kampfes gegen den Nationalsozialismus in der zeitgeschichtlichen Forschung der DDR, in: Tradition und Fortschritt in der DDR, 19. Tagung zum Stand der DDR-Forschung in der Bundesrepublik Deutschland, 20. – 23.5.1986 (Edition Deutschland Archiv), Köln: Wissenschaft und Politik 1986, S. 52f.
Barbara Honigmann, Roman von einem Kinde, Darmstadt/Neuwied: Luchterhand 1986. Barbara Honigmanns Biographie ist selbst ein Stück (DDR-)deutsch-jüdischer Geschichte. Nach der Rückkehr ihrer Eltern aus dem englischen Exil 1949 in Ost-Berlin geboren, wandte sich die Dramaturgin, Malerin und Schriftstellerin seit Beginn der achtziger Jahre immer stärker dem orthodoxen Judentum zu und verließ 1984 mit ihrer Familie die DDR, um in Straßburg, dem „Jerusalem des Westens“, zu leben, wo sie in der praktizierten jüdischen Religion eine neue „Heimat“ zu finden hofft. Vgl. auch die Buchbesprechung von Jürgen R Wallmann, ‘Nach Hause in die Fremde’, in: Deutschland Archiv, 20. Jg. (1987), H. 2, S. 195–196.
Vgl. Reinhard Henkys, Neue Perspektiven für die jüdischen Gemeinden, in: Kirche im Sozialismus, 12. Jg. 1986, H. 6, S. 237–238.
„Wir würden uns eine etwas intensivere Betonung des aus rassischen Vorurteilen herausgeborenen anti-jüdischen Vorgehens der Nazis und der Vernichtung von sechs Millionen Juden wünschen im Unterricht“, so Peter Kirchner, hier zitiert nach Henkys, Neue Perspektiven (Anm. 30), S. 238. Vgl. auch Reinhard Henkys, Nur Opfer erinnern sich, in: Kirche im Sozialismus, 12. Jg. 1986, H. 4, S. 147–148.
Vgl. z.B. Norman Naimark, Forty Years After: the Origins of the GDR, in: German Politics and Society, hrsg. v. Center for European Studies der Harvard University, 17/1989, S. 2f.
Helmut Meier/ Walter Schmidt, Geschichtsunterricht und Erbe- und Traditions-verständnis, in: Geschichtsunterricht und Staatsbürgerkunde, 26. Jg. 1984, H. 9, S. 654–662.
Vgl. Neue Lehrpläne für den Geschichtsunterricht an DDR-Schulen, in: BMB-Informationen, 1/1987, S. 1f.
Vgl. z.B. Die Schüler mit einem tiefen Verständnis für die Zeitgeschichte zu klaren Positionen in den Kämpfen unserer Zeit führen. Ein Rundtischgespräch zu unserer Unterrichtsdiskussion in Geschichte, in: Geschichtsunterricht und Staatsbürgerkunde, 27. Jg. (1985), H. 4, S. 280–290. Die Unterrichtsdiskussion wurde in H. 2/1983 der Zeitschrift eingeleitet.
Meier/Schmidt, Geschichtsunterricht (Anm. 33), S. 654.
Lutz Niethammer bestätigt den „Generationsriß“. Er spricht von einem „Kulturumbruch“. Vgl. Niethammer, Das Volk der DDR (Anm. 4), S. 254.
Craig, The Other Germany (Anm. 13).
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Lemke, C. (1991). Das „kollektive Gedächtnis“. Geschichte und Geschichtsbewußtsein in der politischen Sozialisation. In: Die Ursachen des Umbruchs 1989. Schriften des Zentralinstituts für sozialwissenschaftliche Forschung der Freien Universität Berlin. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-97019-0_7
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