Zusammenfassung
Zukunftsbewußtsein und Gedanken über das Wohl künftiger Generationen hat es immer gegeben, und zwar durchaus nicht nur in der Weise, daß sie reine Humanität widerspiegelten. Birnbacher zeigt an einem Beispiel aus der Stalin-Ära, in welchem Maße abstrakte Zukunftsbeglückungsparolen Zufügung von Leid in der Gegenwart rechtfertigen sollten.2 Dies geschah nicht zum ersten Mal, Robbespierre und andere Jakobiner dachten ähnlich. Nach Trepl könnte der heutige Kult um die Verantwortung gegenüber Nachkommen auch ein säkularisierter Ersatz für Religiosität und verlorengegangenes Mythenbewußtsein sein; man verlegt das einst verehrte „Ganz Früher“ in die Zukunft.3 Was materielle Gerechtigkeit angeht, sollten sich in der Tat manche, sich im Pathos für die „Kindeskinder“ ergehenden Personen einmal fragen, wieviel sie für das Wohl der heute lebenden Kinder tun, speziell für die zahlreichen, denen es nicht nur hypothetisch (wie den künftigen), sondern manifest sehr schlecht geht.4
La postérité pour le philosophe, c’est l’autre monde de l’homme religieux.
Denis Diderot1
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Literatur
Wie in Sikora & Barry ( 1978, Part II): „Assuming that Future Generations will Exist and that the Future Population Size is Taken as Given, what Obligations do we Have to the Future?“, (pp. 167–248).
Entgegen verbreiteter Ansicht bedingen sich die beiden Konzepte der Kardinalität und der intersubjektiven Vergleichbar- (speziell Summierbar-)keit nicht gegenseitig. Das zweite setzt das erste voraus, ist aber weitergehend. Vgl. Arrow (1982).
Intriligator (1971, p. 406), nach dieser „philosophischen Grundlegung“ in einem Satz folgen 50 Seiten Rechnungen zum neoklassischen Wachstumsmodell.
Georgescu-Roegen (1979, p. 101): For quasi-immortal entities - such as nations and especially mankind - discounting the future is wrong from any viewpoint.“ Das „quasi-immortal“ sollte allerdings nach unserer Diskussion mit Bedacht verwendet werden.
Kavka (1978). Der Autor analysiert separat die Probleme der Respektierung von Ansprüchen Fremder („the Friends and Strangers Problem“) und der zeitlichen Existenz der Fremden („the Futurity Problem“), (p. 187).
The basic argument for an equal claim on natural resources is that none of the usual justifications for an unequal claim ... applies here. ... I must confess that I can see no further positive argument to be made at this point.“ Barry (1983, p. 20–21).
Boulding (1966). Dieser Artikel („The Economics of the Coming Spaceship Earth“) war außerordentlich einflußreich.
Pearce (1987, p. 9.) „Economy“ bezieht sich im Gegensatz zu „Economics“ nicht auf die wissenschaftliche, sondern auf die Realsphäre.
Vgl. Hampicke (1991 a), Kapitel 6.1.2: Verteilungsungerechtigkeiten gegenüber Naturliebhabern.
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Hampicke, U. (1992). Zukunftsvorsorge. In: Ökologische Ökonomie. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-322-97014-5_5
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