Zusammenfassung
Die Frage nach dem Stellenwert von Sprichwörtern und Redensarten im Werk der Grimms hat in den letzten Jahren verstärktes Interesse gefunden und in der Grimm—Forschung zu intensiven Aktivitäten geführt. Zwar wurde auch zuvor immer wieder von verschiedenen Seiten auf die Bedeutung von Volkstümlicher Formelsprache’ insbesondere in den Kinder— und Hausmärchen (KHM) hingewiesen — aber stets nur allgemein und kursorisch.1 So rekurrierte bereits 1851 der Märchenherausgeber Johann Wilhelm Wolf in der Vorrede seiner Deutschen Hausmärchen auf die Vorbemerkung zur 6. Auflage der KHM, 2 wo Wilhelm Grimm sich zu seinem Verfahren, ‘Sprüche und eigentümliche Redensarten des Volks’ in die Märchentexte zu interpolieren, bekannt hatte.3 — „Man erinnert sich“, schrieb dazu Heinrich Pröhle, Sagen—Editor und Grimm-Epigone, 1886 im Nachwort zur Zweitauflage seiner Harzsagen, „wie Wilhelm Grimm den neuen Auflagen seiner Sammlung von Kindermärchen durch eingeflochtene volkstümliche Wendungen einen immer größeren Wert zu verleihen wußte.“4 Und auch Friedrich Panzer, der Herausgeber der ersten halbwegs kritischen KHM — Ausgabe konstatierte (1948) im Geleitwort seiner Edition: „Volkstümliche Redewendungen und Vergleiche, Sprichwörter, stab- und endreimende Formeln wurden in steigender Zahl eingeführt und dafür tunlichst beseitigt, was volksmäßiger Erzählungsart widerstrebte.“5
Access this chapter
Tax calculation will be finalised at checkout
Purchases are for personal use only
Preview
Unable to display preview. Download preview PDF.
Literatur
1. Jacob und Wilhelm Grimm
Brüder Grimm (1891): Deutsche Sagen. 3. Auflage, hg. von Herman Grimm. Berlin.
Brüder Grimm (1955): Kinder— und Hausmärchen der Brüder Grimm. Vollständige Ausgabe in der Urfassung. Hg. von Friedrich Panzer. Wiesbaden o.J. [=1955]: Emil Vollmer Verlag.
Brüder Grimm (1982a): Kinder— und Hausmärchen. Die kleine Ausgabe aus dem Jahr 1825. Mit einem Nachwort von Hermann Gerstner. Dortmund: Harenberg. (= Die bibliophilen Taschenbücher 357).
Brüder Grimm(1982b): Kinder— und Hausmärchen. Ausgabe letzter Hand. Hg. von Heinz Rölleke. 3 Bände. Stuttgart: Reclam.
Brüder Grimm (1984): Deutsche Sagen. Berlin—Ost: Rütten & Loening.
Brüder Grimm (1986a): Kinder— und Hausmärchen. Vergrößerter Nachdruck der zweibändigen Erstausgabe von 1812 und 1815 nach dem Handexemplar des BGMs Kassel. In Verb, mit Ulrike Marquardt hg. von Heinz Rölleke. 2 Bände sowie ein Ergänzungsband. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht.
Brüder Grimm (1986b): Kinder— und Hausmärchen. Nach der zweiten und vermehrten und verbesserten Auflage von 1819. Hg. von Heinz Rölleke. 2 Bände. Köln: Eugen Diederichs Verlag.
Irische Land— und Seemärchen (1986): Gesammelt von Thomas Crofton Croker, übersetzt von Wilhelm Grimm. Hg. von Moritz, Werner et. al. Marburg.
Briefwechsel (1963):Briefwechsel zwischen Jacob und Wilhelm Grimm aus der Jugendzeit. 2., verm. u. verb. Aufl. besorgt von Wilhelm Schoof. Weimar.
Grimm, Jacob (1864): Frau Aventiure klopft an Beneckes Thür. In: Grimm, J.: Kleinere Schriften. Band 1: Reden und Abhandlungen. Berlin: 83 – 112.
Grimm, Wilhelm (1834): Vridankes Bescheidenheit. Göttingen.
Grimm, Wilhelm (1882):Vridankes Bescheidenheit (Selbstanzeige 1835). In: Grimm, W.: Kleinere Schriften. Band 2. Hg. von Gustav Hinrichs. Berlin.
Grimm, Wilhelm (1887): Über Freidank. In: Grimm, W.: Kleinere Schriften. Band 4. Hg. von Gustav Hinrichs. Gütersloh.
2. Andere Autoren
Arnim, Friedmund von (1986): Hundert neue Mährchen im Gebirge gesammelt. Charlottenburg 1844. Neu herausgegeben von H. Rölleke. Köln.
Aurbacher, Ludwig (1834): Büchlein für die Jugend. Stuttgart.
Ayrer, Jakob (1973): Dramen. Band 4. Hg. von Adelbert von Keller. Stuttgart 186S. Neudruck Hildesheim, New York.
Dietrich, Albrecht (1618): Historia/Von einem Bawrenknecht. O.O. [Universitätsbibliothek Gottingen, Sign.: 8° P. Dram, m, 640].
Droste-Hülshoff, Annette von (1978): Westphälische Schilderungen aus einer westphälischen Feder. In: HKA V, l: Prosa. Text. Bearb. von Walter Hugo. Tübingen.
Jung-Stilling, Johann Heinrich (1777): Henrich Stiilings Jugend. Berlin. Leipzig.
Kirchhoff, Hans Wilhelm (1980): Wendunmuth. Band 1. Hg. von Hermann Oesterley. Hildesheim.
Lanzelet (1965): Lanzelet. Eine Erzählung von Ulrich von Zatzikhoven. Hg. von K. A. Hahn. Frankf./M. 1845. Neudruck Berlin.
Münsterische Geschichten (1825): Münsterische Geschichten. Sagen und Legenden nebst einem Anhange von Volksliedern und Sprüchwörtern. Münster. Notker der Deutsche (1979): Martianus Capeila, “De nuptiis Philologiae et Mercurii“. Hg. von James C. King. Tübingen.
Petri, Friedrich (1983): Der teutschen Weissheit. Fasimiledruck der Auflage von 1604/05. Hg. von Wolfgang Mieder. Bern.
Pröhle, Heinrich (1886): Harzsagen zum Teil in der Mundart der Gebirgsbewohner gesammelt und herausgegeben von H. Pröhle. Zweite Auflage in einem Bande [1. Aufl. I, 1854; II, 1856]. Leipzig.
Quedlinburger Sammlung (1809): Unentbehrlicher Führer für Harzreisende. Enthaltend die Geschichten u. Sagen der alten Schlösser, Klöster und Ruinen, und die Beschreibung aller Merkwürdigkeiten des Harzes. Quedlinburg.
Schupp, Johann Balthasar: Fabul —Hanß/Oder: Eine schöne anmutige Predigt/von der Fabul/ welcher Jotham den Bürgern zu Sichern erzehlet hat. O.O.u.Z. [Stadtbibliothek Wuppertal, Sign: Gym E I 783].
Wolf, Johann Wilhelm (1988): Verschollene Märchen. Mit einem Bogen deutscher Landschafts-Photographien. [Neudruck der ersten Ausgabe der Deutschen Hausmärchen. Göttingen 1851] Nördlingen. (= Die andere Bibliothek).
Ziska, Franz (1906): Österreichische Volksmärchen. Neu herausgegeben von E. K. Blümml. Leipzig.
Röhrich, Lutz; Lindig, Erika (Hgg.) (1989): Volksdichtung zwischen Mündlichkeit und Schriftlichkeit. Tübingen.
Rölleke, Heinz (1975): Die ‘stockhessischen’ Märchen der ‘Alten Marie’. Das Ende eines Mythos um die frühesten KHM —Aufzeichnungen der Brüder Grimm. Germanisch—Romanische Monatsschrift NF 25: 74–86.
Rölleke, Heinz (1985): August Stöbers Einfluß auf die KHM der Brüder Grimm. In: Rölleke, H. (Hg.): „Wo das Wünschen noch geholfen hat“. Gesammelte Aufsätze zu den „Kinder— und Hausmärchen“ der Brüder Grimm. Bonn: 75 – 87.
Rölleke, Heinz (1988): „Redensarten des Volks, auf die ich immer horche“. Das Sprichwort in den Kinder— und Hausmärchen der Brüder Grimm. In Verb, mit L. Bluhm hg. von H. Rölleke. Bern. (= Sprichwörterforschung 11).
Sellin, Volker (1987): Mentalitäten in der Sozialgeschichte. In: Schieder, Wolfgang; Sellin, V. (Hgg.): Sozialgeschichte in Deutschland III: Soziales Verhalten und soziale Aktionsformen in der Geschichte. Göttingen: 101–121.
Steig, Reinhold (1904): Achim von Arnim und Jacob und Wilhelm Grimm. Stuttgart, Berlin.
Thalheim, Hans—Günther (1986): Natur— und Kunstpoesie. Eine Kontroverse zwischen Jacob Grimm und Achim von Arnim über die Aneignung älterer, besonders volkspoetischer Literatur. Weimarer Beiträge 32: 1829–1849.
Tonnelat, Ernest (1912): Les Contes des frères Grimm. Etudes sur la composition et le style du recueil des Kinder— und Hausmärchen. Paris.
Wilcke, Karin; Bluhm, L. (1989): Wilhelm Grimms Sammlung mittelhochdeutscher Sprichwörter. In: Denecke, L. (Hg.): Brüder Grimm Gedenken. Band 8. Marburg: 81 – 122.
Werner Kummer. Studium der Germanistik, Anglistik und Linguistik an der Universität Graz und an der University of California. 1967 Promotion. 1968–1970 Projektmitarbeiter (Projekt LIMAS) am Institut für Kommunikationsforschung und Phonetik, Bonn. 1970–1972 Alexander v. Humboldt — Stipendiat für Linguistik. 1972–1974 Ass. Professor für Linguistik an der FU Berlin. Seit 1974 Professor für Texttheorie (Linguistik/Literaturwissenschaft) an der Universität Bielefeld.
Stanislaw Prędota. Studium der Germanistik und Niederlandistik an den Universitäten Wroclaw und Leipzig. 1974 Promotion, 1982 Habilitation. Seit 1989 Professor für Deutsche Sprache, Linguistik und Niederlandistik an der Universität Wroclaw. Veröffentlichungen und Forschungsschwerpunkte: Vergleichende Sprachwissenschaft, Phraseologie.
Annette Sabban. Studium der Anglistik, Romanistik, Sinologie und Psychologie in Hamburg und Edinburg. 1981 Promotion im Fach Anglistik; bis 1985 Redakteurin für Fremdsprachenlehr-werke (Ernst Klett, Stuttgart). Seither Wiss. Mitarbeiterin für romanische Sprachwissenschaft, Universität München. Veröffentlichungen: gälisch-englischer Sprachkontakt; Lehrbücher des Chinesischen; gesprochene Sprache. Gegenwärtige Arbeitsschwerpunkte: Semantik, Phraseologie.
Günter Schlee. Studium der Völkerkunde, Romanistik und Allgemeinen Sprachwissenschaft an der Universität Hamburg. 1977 Promotion. Anschließend Feldforschuung in Nordkenia. 1980–1986 Assistent im Fach „Ethnologie und Sozioanthropologie“an der Universität Bayreuth. 1986 Habilitation. Seit Dezember 1986 Professor für Sozialanthropologie (Ethnologie) an der Fakultät für Soziologie der Universität Bielefeld.
Irmgard Simon. Bis zur Versetzuung in den Ruhestand Wiss. Referentin bei der Volkskundlichen Kommission und der Kommission für Mundart— und Namenforschung des Landschaftsverbandes Westfalen—Lippe in Münster. Veröffentlichungen und Forschungsschwerpunkte: Religiöse Volkskunde, Westfälische Volkskunde und Kulturgeschichte, Sprichwörter der westfälischen Mundarten, außerdem mehrere volkskundliche wissenschaftliche Filme.
Jan Wirrer. Studium der Anglistik, Germanistik und Philosophie. 1972 Promotion. 1972–1973 Wissenschaftlicher Mitarbeiter an einem DFG—Forschungsprojekt an der Universität Konstanz. Danach Wissenschaftlicher Assistent an der Universität Bielefeld. 1979 Habilitation. Seit 1983 Professor an der Universität Bielefeld. Veröffentlichungen und Forschungsschwerpunkte: Niederdeutsche Sprache und Literatur, empirische Literaturwissenschaft, weniger gebräuchliche Sprachen.
3. Forschungsliteratur
Bluhm, Lothar (1987): “Er ist ihr zu dick, er hat kein Geschick“. Zu einem Spruch in Annette von Droste—Hülshoffs Westphälische Schilderungen aus einer westphälischen Feder und den Kinder— und Hausmärchen der Brüder Grimm. Wirkendes Wort 37: 181 – 183.
Bluhm, Lothar (1989a): Prolegomena zu einer Historisch—kritischen Ausgabe der Kinder— und Hausmärchen der Brüder Grimm. Mit einer textgenetischen Betrachtung des König Drosselbart, edition: 177–192.
Bluhm, Lothar (1989b): Neuer Streit um die ‘Alte Marie’? Kritische Bemerkungen zum Versuch einer sozialgeschichtlichen Remythisierung der Kinder— und Hausmärchen. Wirkendes Wort 39: 180–198.
Bluhm, Lothar/Hölter, Achim (1989): Die Quedlinburger Sammlung. Eine quellenkritische Untersuchung zu Grimms Deutschen Sagen. Fabula 30: 257 – 270. 257–270.
Bottigheimer, Ruth B. (1989): Fairy tales, folk narrative research and history. Social history 14: 343–357.
Denecke, Ludwig/Oberfeld, Charlotte (1989): Die Bedeutung der ‘Volkspoesie ‘bei Jacob und Wilhelm Grimm. In: Oberfeld, Ch. et. al. (Hgg.): Brüder Grimm: Volkslieder. Kommentar. Marburg: 1–23.
Ehrismann, Otfrid (1985): Philologie der Natur — die Grimms, Schelling, die Nibelungen. In: Denecke, L. (Hg.): Brüder Grimm Gedanken. Band 5. Marburg: 35–59.
Freitag, Elisabeth (1929): Die Kinder— und Hausmärchen der Brüder Grimm im ersten Stadium ihrer stilgeschichtlichen Entwicklung. Vergleich der Urform (Oelenberger Handschrift) mit dem Erstdruck (1. Band) von 1812. Diss. Frankfurt/M.
Fuetrer, Eduard (1936): Geschichte der neueren Historiographie. 3. Auflage (1911). München, Berlin.
Gerndt, Helge (1988): Sagen und Sagenforschung im Spannungsfeld von Mündlichkeit und Schriftlichkeit. Fabula 29: 1–20.
Ginschel, Gunhild (1989): Der junge Jacob Grimm 1805–1819. 2., um den Aufsatz „Der Märchenstil Jacob Grimms“ und ein Register erweiterte Auflage. Stuttgart.
Hamann, Hermann (1970): Die literarischen Vorlagen der KHM und ihre Bearbeitung durch die Brüder Grimm. Berlin 1906 (= Palaestra 47). Nachdruck New York u.a.
Mieder, Wolfgang (1986a): „Findet, so werdet ihr suchen !“Die Brüder Grimm und das Sprichwort. Bern. (= Sprich Wörterforschung 7).
Mieder, Wolfgang (1986b): Sprichwörtliche Schwundstufen des Märchens. Zum 200. Geburtstag der Brüder Grimm. Proverbium 3: 257–271.
Petzold, Leander (1985): Der ewige Verlierer. In: Pleticha, Heinrich (Hg.): Das Bild des Juden in der Volks— und Jugendliteratur vom 18. Jahrhundert bis 1945. Würzburg: 29–61.
Rebel, Hermann (1988): Why not ‘Old Marie’… or someone very much like her? A reassessment of the question about the Grimms’ contributors from a social historical perspective. Social history 13: 1–24.
Editor information
Rights and permissions
Copyright information
© 1991 Westdeutscher Verlag GmbH, Opladen
About this chapter
Cite this chapter
Bluhm, L. (1991). Sprichwörter und Redensarten bei den Brüdern Grimm. In: Sabban, A., Wirrer, J. (eds) Sprichwörter und Redensarten im interkulturellen Vergleich. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-97010-7_12
Download citation
DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-322-97010-7_12
Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften
Print ISBN: 978-3-531-12161-1
Online ISBN: 978-3-322-97010-7
eBook Packages: Springer Book Archive