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Sozialsystem Familie

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Soziologische Aufklärung 5

Zusammenfassung

Will man die Familie als ein soziales System beschreiben,* muß man eine Reihe von nicht jedem sofort einleuchtenden Theoriedispositionen hinter sich bringen. In der Alltagserfahrung von Familien und mit Familien fällt das hohe Maß an Personorientierung auf. Alle, die zu einer Familie gehören, sind einander persönlich bekannt und kennen sich zumeist besser, als es im Verhältnis zu Außenstehenden normal ist. Begreift man unter System ein eher unpersönliches Arrangement, wird deshalb unverständlich, wieso man Familien als soziale Systeme ansehen kann. Man mag einen „analytischen“ Systembegriff konzedieren, hat dann aber das Problem, wieso dieser auf Familien anwendbar sein soll, wenn Familien keine Systeme sind.

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Literatur

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  12. nec ad alius secretiores actiones explorandes intelligendasque plus aequo intenta fuerit“, heißt es in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts bei Ioannes lovianus Pontano, De obedientia, zit. nach Opera omnia, Basilea 1556, Bd. I, S. 5–145 (68).

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  29. Siehe für den Fall lebender Systeme Francisco J. Varela, Principles of Biological Autonomy, New York 1979. Der Begriff stellt logisch auf ein entweder/oder ab, schließt es also aus, weiterhin von „relativer Autonomie“ zu sprechen, wie es in der Soziologie üblich ist. Siehe für Familie z.B. Hartmann Tyrell, Familie und gesellschaftliche Differenzierung, in: Helge Pross (Hrsg.), Familie — wohin? Reinbek 1979, S. 13–77 (25 ff.); Hans-Joachim Schulze, Autonomiepotentiale familialer Sozialisation: Personale und soziale Differenzierung als Grundlage der neuorientierten sozialstrukturellen Sozialisationsforschung, Stuttgart 1985, passim (z.B. S. 150). Auch innerhalb der systemtheoretischen Literatur ist dieser „harte” Begriff von autopoietischer Autonomie umstritten. Siehe z.B. Gunther Teubner, Hyperzyklus in Recht und Organisation: Zum Verhältnis von Selbstbeobachtung, Selbstkonstitution und Autopoiese, in: Hans Haferkamp/Michael Schmid (Hrsg.), Sinn, Kommunikation und soziale Differenzierung: Beiträge zu Luhmanns Theorie sozialer Systeme, Frankfurt 1987, S. 89–128 als eine Gegenmeinung. Ich halte jedoch die Härte, mit der das Prinzip selbstreferentieller Geschlossenheit auf der Ebene der eigenen Operationen (nicht natürlich: auf der Ebene kausaler Verhältnisse) postuliert ist, für einen Vorteil — nicht zuletzt auch für empirische Forschung, die ja mit einem Begriff relativer Autonomie keinerlei Direktive erhält.

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  30. Siehe hierzu auch Hartmann Tyrell, Familie als Gruppe, in: Friedhelm Neidhardt (Hrsg.), Gruppensoziologie, Perspektiven und Materialien, Sonderheft 25/1983 der Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie, Opladen 1983, S. 362–390 (381 f.).

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Luhmann, N. (1990). Sozialsystem Familie. In: Soziologische Aufklärung 5. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-322-97005-3_9

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  • DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-322-97005-3_9

  • Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden

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